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Sylvester Groth: ‚Doom wurde übel mitgespielt‘

In der fünften Staffel von «Marvel Wastelanders» von Audible wird Groth zu Doom. Im Interview erläutert er seine Leidenschaft zur Figur.

Sie haben ja bislang sehr große Rollen übernommen. Warum verkörpern Sie Doom in der neuen «Marvel Wastelanders»-Serie bei Audible?
Ich habe viele Menschen gefragt, mit denen ich befreundet bin. Kennt ihr Marvel? Ja, Marvel kennen wir, die Filme. Ja gut, aber Doom? Ne, nie gehört. Dabei ist es eine ganz wichtige Figur im Comic-Universum «Marvel‘s Wastelanders». Die Figur des Doom hat keinen Bezug zu den Filmen, da die Comics ein eigenständiges Universum darstellen. Doom trifft unter anderem auf die „Fantastic Four“, wobei eine gewisse Ähnlichkeit mit den Filmfiguren besteht, jedoch mit gänzlich unterschiedlichen Geschichten. Die Comic-Geschichten sind wesentlich ausführlicher gestaltet, was auch für die Hörspiele gilt. Die Herkunft und Motive der Figuren werden beleuchtet. Die Figuren sind in ihrer Art archetypisch. Die Handlung ist geprägt durch einen steten Wechsel von Kampf und Versöhnung, wobei die Motive der Protagonisten, die Oberhand zu gewinnen, durchaus unterschiedlich sind. Die Figuren sind dabei nicht unbedingt durch moralische Integrität gekennzeichnet, sondern agieren aus persönlichen Interessen heraus. Diese Konstellation ist in dieser Form neu und interessant.

Und hat Audible Ihnen dann auch mal wenigstens ein paar Comics zugeschickt?
Mir wurde seitens Audible Material zur Figur des Victor van Doom in den Comics zur Verfügung gestellt, um mir ein Bild von der Figur zu machen. Zudem wurde mir eine Biografie der Figur zur Verfügung gestellt, die interessanterweise aus Rumänien stammt. Die Geschichte ist äußerst ungewöhnlich und von vielen Wendungen geprägt. Ein hochintelligenter Mann, Wissenschaftler, der seine kleinen Roboter entwickelt hat, ein Heer aufgebaut hat, das sich Doombots nennt, und versucht, die Herrschaft über die Welt zu erlangen. Er kämpft in Amerika gegen alle bekannten Gesichter, die aus diesen Comics bekannt sind. Er wurde über 30 Jahre lang von Reed Richards, seinem Erzfeind, eingesperrt und gefangen gehalten. Im weiteren Verlauf der Handlung kämpft er sich wieder frei und versucht, das Heft in die Hand zu nehmen. Ich fand besonders interessant, dass er sich der Magie bedient, also Worten und einer fremden Sprache, die er von seiner Mutter gelernt hat. Diese Magie manifestiert sich in Zaubersprüchen, mit denen er die Realität manipulieren kann. Er kämpft zwar auch mit beträchtlichem Engagement und mit Gegenständen, die er bei den anderen Helden entwendet. Aber immer wenn er leise in seiner fremden Sprache zu murmeln beginnt, wissen die anderen, dass es jetzt gefährlich für sie wird.

Vielleicht auch Hypnose?
Nein, Hypnose ist es nicht. Er beschwört vielmehr Geister, die ihm eine Macht verleihen, gegen die die anderen machtlos sind. Das ist auch mein Metier - die Sprache. Da trifft sich etwas. Es geht darum, zu zeigen, was Worte in der Lage sind anzurichten. Das sehen wir ja in den sozialen Netzwerken. Diesen Zusammenhang fand ich ganz wunderbar. Das gefiel mir.

Es wäre durchaus denkbar, dass Doom sich auf eine Insel zurückzieht, um dort Rache zu nehmen. Welchen Weg verfolgt er?
Doom wurde übel mitgespielt. Der zieht sich nicht zurück. Er versucht, an den kosmischen Kubus zu gelangen, der in dieser Welt eine übergeordnete Rolle einnimmt. Der Kubus verfügt über eine immense Macht, die es Doom ermöglicht, die Weltherrschaft zu erlangen. Die Jagd nach dem kosmischen Kubus gestaltet sich äußerst turbulent, da er wiederholt von seinen Kontrahenten entwendet wird. Der Schluss, also wenn er den Kubus schließlich in seinen Besitz gebracht hat, ist in der Tat überraschend. Ich möchte jedoch nicht zu viel verraten. Die Wendung, die dann folgt, ist wirklich beeindruckend und atemberaubend.

Doom verbündet sich mit der Tochter seines Erzfeindes. Gibt es keine Kommunikation zwischen den Akteuren?
Nein, es gibt keine wirkliche Kommunikation zwischen ihnen, nur Interessen.. Die Handlung des Spiels ist durch Rückblenden strukturiert, in denen die Hintergründe des Konflikts zwischen den beiden Hauptfiguren beleuchtet werden. Eine wesentliche Rolle spielt dabei Valeria, die Tochter von Dooms Erzfeind Reed Richards, die als dritte Partei in den Konflikt involviert ist. Ihre Rolle wird zunehmend wichtiger, bis sie schließlich den kosmischen Kubus präsentiert, der eine entscheidende Wendung in der Handlung herbeiführt.

Sie haben eine sehr markante Stimme. Dürfen Sie deshalb den Schurken Doom spielen und sprechen?
Diese Information kann ich Ihnen leider nicht geben, da ich in den Besetzungsprozess bei Audible nicht eingebunden war. Möglicherweise ist es so, das kann ich Ihnen jedoch nicht bestätigen.

Sie haben bereits Erfahrung mit Comics?
Nein, ich bin kein Comicleser. Das ist nicht meine Welt.

Das ist ja jetzt schon die fünfte von sechs «Wastelanders»-Staffeln. Haben Sie in Vorbereitung schon mal eine Audioserie davon gehört?
Da kenne ich nur Ausschnitte von dem, was die Kollegen mit dem Regisseur Tommi Schneefuß gemacht haben. Und das war sehr beeindruckend.

Die Tantiemen waren zufriedenstellend?
Für die gesamte Produktion wurde offenbar ein beträchtlicher Betrag aufgewendet. Die Schauspieler erhielten eine angemessene Vergütung.

Sie waren Teil der «Deutschland 83», 86, 89-Reihe bei RTL. War dies ein glücklicher Zufall, dass die Produktion genau in diesem Moment stattfand und Amazon die Serie rettete?
Die erste Staffel wurde bei RTL ausgestrahlt, was sich als suboptimal herausstellte, da das RTL-Publikum das Format nicht so richtig annahm. Dies lag vermutlich daran, dass das Publikum bei anderen Anbietern eine größere Chance hat, die Serie zu sehen. Amazon hat das Format schließlich übernommen, wofür ich dankbar bin. Es ist bedauerlich, dass die Serie nicht die erhoffte Resonanz bei RTL erzielte. Die Autorin Anna Winger, eine amerikanische Schriftstellerin, war sehr an den Fakten interessiert, während sie die Erzählung um einige Elemente ergänzte, die nicht der Realität entsprachen. Sie hat einen Krimi und eine Realverfilmung gleichzeitig geschrieben, was einen Glücksfall darstellt.

Das ist erfreulich zu hören. Sie waren ja wiederholt Teil von amerikanischen Serienproduktionen. Wie hat es denn funktioniert, dass Sie dort mitspielen konnten? Zum Beispiel «Sense8».
Dazu kann ich Ihnen keine konkrete Antwort geben. In jedem Berufsfeld ist es üblich, dass man sich einem Auswahlverfahren unterzieht und im Anschluss eine Entscheidung getroffen wird. Entweder erhält man die Rolle oder eben nicht. Im Falle von «Sense8» empfand ich das Konzept der Wachowski-Geschwister als außerordentlich interessant und innovativ.

Sie haben jedoch auch in der Serie «Fargo» mitgespielt.
Ja, das war durchaus amüsant. Ich kannte den Film, kannte jedoch die Serie nicht. Und meine Agentin sagte, ich solle dort für eine Szene vorbeikommen. Ich fuhr also für eine Szene eine Woche nach Kanada. Dass das so wahrgenommen wurde, damit hatte ich echt nicht gerechnet, aber sehr gefreut. Diese Art der Eröffnung ist ein wiederkehrendes Element in Noah Hawley-Schaffen. Die scheinbar zusammenhanglose Szene entwickelt sich im weiteren Verlauf der Staffel zum Teil der komplexen Erzählung.

In «Codename U.n.c.l.e» und «Inglourious Basterds» waren die Rollen ebenfalls von größerem Umfang. Ist es bereits zu diesem Zeitpunkt abzusehen, dass man Teil der Popkultur wird?
Bei Quentin Tarantino weiß man einfach, dass das ein wirklich hochbegabtes Genie ist und der dann etwas macht mit einem, was außergewöhnlich wird. Das bekommt man schon mit. Und dann freut man sich, da mitzumachen zu können. Dieser Mann ist unglaublich inspirierend. Das ist einfach großartig. Tarantino ist einzigartig, das lässt sich mit nichts vergleichen. Er weiß genau, was er will, und liebt sowohl Film als auch Schauspieler. Er gibt den Raum frei, sodass man spielen kann, und das Drehen mit ihm ist eine wahre Wohltat. Er ist aber auch sehr fordernd, da er immer 100 Prozent verlangt. Von jedem. Die Szene im Restaurant dauert etwa neun Minuten und in jeder Einstellung haben wir die Szene in voller Länge durchgespielt, egal ob du im Bild warst oder hinter der Kamera für die Kollegen gespielt hast. Ich habe die Szene über siebzig mal gespielt. Wir haben eine Woche lang daran gearbeitet. Es wurde von mir erwartet, dass ich immer voll da bin und mein Bestes gebe.

Dann komme ich nun zu deutschen Serien. «8 Zeugen» hat bereits einige Jahre auf dem Buckel. «Der Scheich» ist von Paramount+ verschwunden. Werden die Streamingzeiten für Sie und Ihre Kollegen wieder schwieriger?
Es scheint, als sei die goldene Zeit der Produktion vorbei. Es wird jedoch weiterhin produziert. Die Zeiten sind mal so, mal anders. Es wird sicher wieder anders werden. Es kommt ja auch irgendwie darauf an. Die haben ja unheimlich viel produziert. Das Qualitätsniveau dieser Produktionen war jedoch nicht immer überzeugend. Diese Einschätzung wurde durch die Streaming-Inhalte bestätigt, die lediglich einige wenige Höhepunkte aufwiesen. Es scheint, als seien die finanziellen Mittel nun begrenzt, was die Produktion anspruchsvoller Inhalte erschwert. Die genauen Hintergründe sind mir nicht bekannt.

Bräuchten wir auch wieder mehr Zugriff auf Klassiker?
Es wäre wünschenswert, wenn diese Filme digitalisiert und auf Streaming-Plattformen verfügbar gemacht würden.

Vielen Dank für das Gespräch?

Audible hat die fünfte «Marvel Wastelanders»-Staffel veröffentlicht.
15.06.2024 11:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/152119
Fabian Riedner

super
schade


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