Neben radikalen Preiserhöhungen haben die Streamingdienste auch die Ausgaben drastisch nach unten gefahren.
Nach der Fusion von WarnerMedia und Discovery wurde der Streamingdienst HBO Max fast komplett stillgelegt. Nach einem Dreivierteljahr Wartezeit erschien nach «Full Circe» erst die nächste Serie: Am 14. März startete die zehnteilige Serie «The Girls on the Bus», die eine lange Entwicklungszeit hinter sich hatte. «Dune: Prophecy» (aus dem «Dune»-Franchise), «The Penguin» («The Batman»-Spin-off) sind ebenfalls schon lange in Vorbereitung. Mit einer «Harry Potter»-Serie setzt man auf einen richtigen Blockbuster, der über Jahre gemolken werden kann.
Auf der anderen Seite angelte man sich erst kürzlich den erfolgreichen Produzent John Wells, der nichts anderes als ein neues «Emergency Room» auf die Beine stellen soll. «The Pitt» ist sogar mit einem früheren «ER»-Gesicht, Noah Wyle, besetzt. Die Verantwortlichen des Streamingdienstes holten Wells, weil sie einen kontinuierlichen Dauerbrenner haben möchten, der nicht Millionen verbrennt. Die erste Staffel umfasst – im Streaming ungewöhnlich viel – 15 Episoden. Damit lassen sich die Produktionskosten pro Folge massiv senken. Außerdem ist ein Krankenhaus-Set als Drehort deutlicher günstiger als beispielsweise eine «Dune»-Serie.
Bei Paramount+ wird man auch ganz froh sein, dass die Serien von Taylor Sheridan nicht im jährlichen Rhythmus erscheinen können. «Tulsa King» kehrt nach knapp zwei Jahren Wartezeit zurück und «Lioness» sowie «Landman» brauchen vermutlich noch ein bis zwei Jahre zur Veröffentlichung. Das «Star Trek»-Universum hat Paramount zeitweise an andere Firmen verkauft, «Picard» ist beendet. «Discovery» steuert auf das Ende zu, nur noch «Strange New Worlds» ist das Aushängeschild. Ansonsten lichtet sich das Feld der neuen Paramount+-Serien.
Das Angebot von Peacock (NBC) wird überschaubar. Mit «Poker Face», «Based on a True Story», «Twisted Metal» und «Ted» hat man starke Comedys, die preislich überschaubar sind. «Apples Never Fall» und «Those About to Die» waren bislang keine Knüller für die Fachpresse. Langfristig möchte NBCUniversal das Angebot auch mit zahlreichen Sky-Serien füllen. Disney versucht weiterhin auf die Kostenbremse zu treten. Die «Star Wars»-Serie «Andor» endet im August 2024, die neue Serie «The Acolyte» erscheint im Juni. «Ahsoka» und «Percy Jackson and the Olympians» gehen weiter. Doch frühere Projekte wie «High School Musical: The Musical: The Series» oder «Doogie Kameāloha, M.D.» sucht man vergebens. Mit dieser zurückhaltenden Strategie hat Disney+ wenigstens das erste Mal Gewinne schreiben können.
In den Vereinigten Staaten von Amerika ist Netflix immer noch Platzhirsch, die Fernsehsender konnten mit ihren digitalen Angeboten die Abo-Zahlen nicht einholen. Aus diesem Grund schließen sich immer mehr Unternehmen zusammen, um gemeinsame Angebote zu entwickeln. Die Abonnenten sollen im Schnitt weniger pro Abo zahlen, allerdings insgesamt ein höheres Volumen zahlen. Das führt auch weiterhin dazu, dass das teure Basic-Cable, in dem Sender wie Freeform oder FX enthalten sind, immer uninteressanter werden. Aus diesem Grund werden zahlreiche neue Formate auch im Streaming angelegt. Selbst innerhalb von Disney gibt es Kooperationen: Bei „FX on Hulu“ wird die beliebte Programmmarke ausgespielt.
Auf unterschiedliche Weise versuchen die Streamingdienste das sogenannte Password-Sharing zu kontrollieren. Netflix geht inzwischen recht hart vor, lässt aber zum Teil mit SMS-Tans manchmal Gnade walten. Auch Disney hat angekündigt, außerhalb des eigenen Haushalts gegen das Teilen von Passwörtern vorzugehen. Einen anderen Weg wählte HBO Max zum Start: Dort sind die Kreditkarten-Angaben im Profil für alle einsehbar – die Abonnenten möchten diese nicht unbedingt mit Freunden teilen.
Das Streaming-Geschäft ist derzeit immer noch im Wandel. Das liegt vor allem auch daran, dass zahlreiche alte Serien wie «Suits» und Co. bei der digitalen Verwertung für verdammt hohe Verweilzeiten sorgen. Die Medienhäuser Warner Bros. Discovery, Disney, NBCUniversal und Paramount schauen also darauf, wie sie kostengünstig viel Material ansammeln können. Gleichzeitig bekommen diese Unternehmen Druck von den Aktionären, nicht wahllos Milliarden ins Streaming zu versenken. Die Zeit der Miniserien könnte schon bald vorbei sein, stattdessen könnten Krimi-Serien und Krankenhaus-Dramen das Programm der Streamingdienste füllen.
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