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Eishockey-WM auf ProSieben: Vor Ort ein Feuer entfachen

ProSieben nimmt die Übertragung der Eishockey-WM ernst und schickt seine Kommentatoren – zumindest teilweise – vor Ort in die Halle.

„Aus Glaube an die eigene Leistungsfähigkeit ist Gewissheit geworden“, antwortete Nationalmannschaftskapitän Nico Sturm auf die Frage, was sich mit dem Gewinn des Vizeweltmeistertitels im vergangenen Jahr für das Team bei der kommenden Weltmeisterschaft ändert. Vor dieser Gewissheit steht aktuell noch ProSieben. Der Sender aus Unterföhringer hat sich die Ausstrahlungsrechte der kommenden Endrundenturniere bis einschließlich der Heim-WM 2027 gesichert. Alle Spiele der deutschen Mannschaft sind im ProSieben-Hauptprogramm zu sehen, der Rest läuft ebenfalls im Free-TV bei ProSieben Maxx sowie auf ran.de im Livestream. Auf der Streamingplattform Joyn werden die Spiele ebenfalls live gestreamt und stehen im Anschluss als Re-Live zur Nachbetrachtung zur Verfügung.

ProSieben geht mit der offensiven Strategie durchaus ein Wagnis ein. Eishockey funktionierte bislang vor allem in der Nische. Sport1, zuletzt Rechteinhaber im Free-TV, feierte große Erfolge. Flussaufwärts in Unterföhring tat man sich in den vergangenen Monaten mit Eishockey-Übertragungen dagegen schwer. ProSieben Maxx tritt mit den Übertragungen aus der nordamerikanischen Liga (NHL) auch nach zwei Jahren noch auf der Stelle, die Quoten bleiben trotz deutscher Stars wie Leon Draisaitl im Keller. An die Erfolge der NFL kann die NHL bis heute nicht im Geringsten anknüpfen. Warum dann der große WM-Aufschlag bei ProSieben?

Kurz- und mittelfristig plant ProSieben-Senderchef Hannes Hiller nicht mit der NHL im großen ProSieben. „Was die Zukunft bringt, mal gucken“, erklärte der Nachfolger von Daniel Rosemann unter dessen ProSieben-Ägide die Seven.One Entertainment Group mit dem inzwischen zu Sky abgewanderten ran-Sportchef Alexander Rösner den Sublizenz-Deal mit der Deutschen Telekom eingefädelt hat. Nichtsdestotrotz gibt man sich zuversichtlich bei der roten Sieben, schließlich ist es laut Sendersprecher Christoph Körfer das erste international diskutierte Weltmeisterschafts-Turnier auf dem deutschen Free-TV-Sender. Die Eishockey-WM werde es mehrere Jahre bei ProSieben geben, als Highlight besagte Heim-WM 2027.

Ob das Sport-Event jährlich zum Erfolg wird, hängt auch viel von der Mannschaft von DEB-Trainer Harold Kreis ab, der ebenfalls per Videoschalte an der digitalen Pressekonferenz am vergangenen Donnerstag teilnahm. Der stapelte erstmal tief: „Wir fangen von Null an.“ Gleichzeitig versicherte er: „Jeder ist bereit.“ Dass der Turnierauftakt wie im Vorjahr auch in die Hose gehen kann, liegt am schweren Auftaktprogramm. Am 10. Mai trifft Deutschland auf die Slowakei, einen Tag später überträgt ProSieben zur besten Sendezeit das Spiel gegen die immer als Favorit geltenden US-Amerikaner. Am Montag, 13. Mai, ist Deutschlang gegen Schweden gefordert. Auf das Publikum warten also drei sehenswerte Duelle, vor allem das Spiel gegen die USA dürfte ein erster Gradmesser für ProSieben werden. Einerseits wartet im Konkurrenzprogramm der «Eurovision Song Contest», was im Umkehrschluss bedeutet, dass andernorts kaum nennenswerte Programmhighlights warten.

Wie im Spitzensport gilt auch im Fernsehen: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Deshalb bereitet sich ProSieben und die ran-Redaktion seit Wochen auf das Turnier vor. Christoph „Icke“ Dommisch, den meisten wohl noch aus der «ranNFL»-Zeit als Mann für das Internet bekannt, reiste beispielsweise mit Bundestrainer Kreis in die USA, wo er Spieler besuchte. Er wird gemeinsam mit Moderator Matthias Killing, Kommentator Basti Schwele und Eishockey-Experte Rick Goldmann, der als Co-Kommentator fungiert, sowie Uwe Krupp, der neben Killing durch die Sendung führen wird, live vor Ort im tschechischen Ostrava sein. ProSieben ist mit eigenen Kameras und einem Reporter-Team anwesend und will die Stimmung in der Halle sowie rund um die deutsche Mannschaft einfangen. Denselben Job wie zu NFL-Zeiten wird Dommisch bei den Live-Übertragungen aber nicht übernehmen. Zwar können sich die Zuschauer mittels des Hashtags „ranEishockeyWM“ in den Sozialen Medien beteiligen, aktuell ist aber nicht geplant, dass Dommisch die Tweets und Einsendungen vorlesen werde. Geplant seien vor allem Einspieler, in denen der Community-Austausch abgebildet werde. Dass sich das aber im Verlauf des Turniers durchaus auch ändern kann, räumte Dommisch am Donnerstag ein: „Das Internet macht die Musik.“

ran-Sportchef Gernot Bauer zeigte sich über die Community-Beteiligung der vergangenen Jahre ohnehin hochgradig begeistert. Mit Bewunderung stellte er fest: „«ranNFL» hat die Community mitgenommen und so einen Lagerfeuer-Effekt über den Second-Screen erzeugt.“ Gleichzeitig lobte er auch die Nutzer und attestierte ihnen „weniger Hate-Speech als anderswo im Netz“. Deutschland mag nicht die größte Eishockey-Nation der Welt sein, der Sport ist dennoch weitverbreitet und kann auf eine große Community blicken. Gelingt es ProSieben, das mit den Übertragungen vor allem auf junge sportbegeisterte Männer abzielt, der Funken überspringt, kann die WM vor der alles in den Schatten stellenden Fußball-Heim-EM ein großer Erfolg werden. „Es sieht geil aus, es wird auch geil!“, gab sich Dommisch gewohnt großspurig, und blickte optimistisch auf den 26. Mai. An jenem Sonntag veranstaltet ProSieben nicht nur ein „Super-Sport-Wochenende“ mit der DTM und der European League of Football (ELF), sondern – glaubt man Icke Dommisch – zeigt auch das Eishockey-Finale mit deutscher Beteiligung.
06.05.2024 11:54 Uhr Kurz-URL: qmde.de/151232
Veit-Luca Roth

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ranNFL Eurovision Song Contest

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