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«Tracker» Kritik – «Reacher» light?

Ein erfahrener Überlebenskünstler reist als einsamer Wolf durch die USA und löst an den unterschiedlichsten Orten Kriminalfälle. Die Prämisse dürfte so einigen Zuschauern bekannt vorkommen…

Als «Reacher» überaus erfolgreich bei Amazon auf Sendung ging, dürften sich nicht nur einige Network-Verantwortliche in den Staaten die Hand vor die Stirn geschlagen haben. Ein Einzelkämpfer reist durch Amerika und trifft dort immer wieder auf neue Menschen. Eine bessere Prämisse für Einsparungen beim Casting ist kaum denkbar. Auch nach mehreren Staffeln ist es lediglich der alleinige Protagonist, der bei Vertragsverlängerungen fürstlich entlohnt werden muss und nicht mehr wie so häufig ein Ensemble-Cast. Lange suchen mussten die Verantwortlichen bei CBS nicht, denn nur vier Monate nach Ausstrahlung der ersten Staffel «Reacher» wurde die Pilotfolge für «Tracker» basierend auf Jeffery Deavers Roman «Der Todesspieler» bestellt.

Abseits der äußerst ähnlichen Prämisse beider Serien sorgt allerdings bereits das gewohnte Procedural-Format im US-Networkfernsehen für einen eklatanten Unterschied, denn «Tracker» ist eine klassische „Fall der Woche“- Serie, die sich damit fließend in das aktuelle Lineup aus Crime-Serien bei CBS einreiht. Auch was die Produktionsqualität, die Erzählstruktur oder die recht handzahmen Gewaltdarstellungen betrifft, erinnert «Tracker» stilistisch eher an die «NCIS»- oder «FBI»-Franchises als an «Reacher». Colter Shaw bekommt einen Auftrag, reist an einen Ort, löst den Fall innerhalb einer Folge und reist wieder ab. Ein übergeordneter Handlungsstrang der sich mit Shaws Vergangenheit und dessen Familie beschäftigt, verbindet die Folgen lose miteinander.

So richtig zünden und zu Begeisterungsstürmen anregen kann das Gezeigte allerdings zu keiner Zeit. Justin Hartley hat zwar genug Charisma um den sympathischen Helden zu verkörpern, doch sind weder die zu lösenden Fälle übermäßig spannend, noch dürften die durchaus sparsam dosierten Actionszenen irgendjemanden vom Hocker hauen. Doch den Anspruch irgendein Ausrufezeichen zu setzen, wie es «Reacher» im Bereich Actionserie jüngst gelang, hat «Tracker» auch gar nicht. Die Serie ist exakt auf die typische CBS-Zuschauerschaft abgestimmt, die sich abends vom «CSI»-, «NCIS»- oder «FBI»- Franchise berieseln lässt, nur um die Handlung einer Folge direkt nach dem Drücken des Ausschaltknopfs bereits wieder vergessen zu haben. Und genau hier dürfte mit dem «Reacher»-Ansatz sogar genügend frischer Wind hereingebracht worden sein, um dieser Zuschauerschaft durchaus stimmige, kurzweilige Unterhaltung zu bieten.

«Tracker» ist letztlich eine auf das Feierabendbier, im Relaxsessel sitzende Zielgruppe ohne übermäßige Ansprüche, abgestimmte Crime-Serie, dessen leichte Überdurchschnittlichkeit ausreicht, um dem anvisierten Zielpublikum vergnügliche 40 Minuten vorm Fernsehgerät zu bereiten. In der eigenen Blase des schnelllebigem „Fall der Woche“-Unterhaltungsformats ohne echte WOW-Momente funktioniert die Serie, abseits des limitierenden Networkfaktors wäre aber durchaus mehr Potential vorhanden gewesen.

In Deutschland ist «Tracker» seit dem 24. April 2024 bei Disney+ abrufbar.
28.04.2024 10:45 Uhr Kurz-URL: qmde.de/151101
Marc Schneider

super
schade


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Reacher Tracker Der Todesspieler NCIS FBI CSI

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