Alles anders in Köln? Mitnichten, meint das Urteil der Quotenmeter.de-Kritik zum neuen «Tatort» aus der Rhein-Metropole.
Stab
Darsteller: Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär, Joe Bausch, Roland Riebeling, Tinka Fürst, Juliane Köhler
Musik: Raffael Seyfried
Kamera: Holly Fink
Drehbuch: Wolfgang Stauch
Regie: Torsten C. FischerDiesmal soll alles anders sein, im «Tatort» aus Köln. Man fragt sich, wie das funktionieren soll, angesichts dessen, dass Dietmar Bär und Klaus J. Behrendt in ihren Ermittlerfiguren schon seit vielen Jahren wie ein altes Ehepaar wirken. Doch diesmal wird tatsächlich nicht nur ein Mordfall aufgerollt, sondern auch die persönliche Ebene des Hauptkommissars Ballauf (Klaus J. Behrendt) erhält auf einmal wesentlich mehr Gewicht als schier jemals zuvor. Aber während die Krimihandlung mit Spannung und Wendungen aufwarten will, bleibt die Darstellung von Ballaufs neuer Beziehung zur Publizistin Nicola Koch zu oberflächlich und lässt den Zuschauer entsprechend unzufrieden zurück. Eine vertiefte und einfühlsame Behandlung dieser Beziehung hätte dem Film hingegen deutlich mehr Tiefe verleihen können.
Der neue «Tatort» beginnt dabei zunächst mit einem brisanten Mordfall, der Ballauf und Schenk (Dietmar Bär) in die Abgründe von Erpressung und Intrigen führt. Während sie versuchen, die Wahrheit hinter dem gewaltsamen Tod von Peer Schwarz aufzudecken, gerät Ballaufs Leben durch seine Beziehung zu Nicola Koch aus den Fugen. Doch statt dieses wichtigen Handlungselements angemessen zu entwickeln, bleibt die Darstellung ihrer Beziehung oberflächlich und stereotyp.
Nicola Koch wird von Anfang an als attraktive und erfolgreiche Frau präsentiert, deren Beziehung zum Kölner Kommissar jedoch nicht genug Raum zur Entfaltung erhält. Die Dynamik zwischen den beiden Charakteren bleibt flach und die Liebesgeschichte wirkt erzwungen und wenig authentisch – eher wie der Versuch, das eingefahrene Krimi-Genre einmal zu durchbrechen, um auch dieser «Tatort»-Reihe nach vielen, vielen Jahren des immer Gleichen einmal eine gehörige Portion frischen Wind zu verleihen. Anstatt dem Zuschauer die Möglichkeit zu geben, sich mit den Charakteren zu identifizieren und mit ihnen mitzufühlen, wird Ballaufs Liebesleben jedoch eher als bloße Ablenkung von seinem beruflichen Alltag dargestellt, die ihn zudem noch in einen Konflikt mit seinen Kollegen auf dem Revier führt.
Besonders enttäuschend gerät dabei das Phänomen, dass die potenzielle Verbindung zwischen Ballaufs persönlichem Glück und dem Mordfall nicht ausreichend genutzt wird, um die Handlung zu vertiefen. Es fehlt dabei an zunächst subtilen und sich nur allmählich steigernden Hinweisen auf diese Verknüpfung und außerdem an emotionalen Momenten, die die Beziehung zwischen Ballauf und Nicola Koch wirklich greifbar machen würden. Stattdessen wird ihr Techtelmechtel ausnahmslos oberflächlich behandelt und scheint nur in sehr erzwungener Weise Auswirkungen auf den Fortgang der Geschichte zu haben.
Die Darstellerleistungen von Klaus J. Behrendt als Kommissar Ballauf und seiner Filmpartnerin Jenny Schily als Nicola Koch geraten dabei solide, aber sie werden von einem zu schwachen Drehbuch und einer unzureichenden Charakterentwicklung behindert. Die Chemie zwischen den Schauspielern bleibt somit unterentwickelt, und es fehlt an echter Leidenschaft oder Intensität, um die Liebesgeschichte überzeugend zu machen. Insgesamt ist «Tatort – Diesmal ist es anders» somit ein Film, der erstaunlich wenig anders macht, deshalb nicht einmal mit einer wirklich fesselnden Krimihandlung aufwartet, und dabei zudem in der Darstellung von Ballaufs neuer Beziehung zu Nicola Koch enttäuscht. Die Oberflächlichkeit und Unausgereiftheit dieser Beziehung lässt den Zuschauer unberührt und verhindert, dass der Film sein volles Potenzial entfalten kann.
Das Erste strahlt den Film «Tatort – Diesmal ist alles anders» am Sonntag, den 28. April um 20.15 Uhr aus.
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