Lída Baarová, Zarah Leander, Marika Rökk und Kristina Söderbaum stehen im Mittelpunkt des Buches über Frauen im NS-Regime.
Das von Evelyn Steinthaler im Verlag Kremayr & Scheriau herausgegebene Buch "Schau nicht hin" erzählt die Geschichte der vier Diven Lída Baarová, Zarah Leander, Marika Rökk und Kristina Söderbaum, die während und nach der NS-Herrschaft im Deutschen Reich Welterfolge feierten. Das Buch ist keine klassische Künstlerinnenbiografie, sondern setzt sich mit den Machtverhältnissen zwischen Politik und Kunst auseinander. Die kritische Auseinandersetzung in diesem Sachbuch führt zu der Frage, ob und wie ein Kunstwerk von den Künstlerinnen und den jeweiligen Machtstrukturen getrennt werden kann.
Die 1971 in Klagenfurt geborene Publizistin und Kommunikationswissenschaftlerin Evelyn Steinthaler verweist bereits im Untertitel des Buches auf die Verquickung von Kunst und Macht. Mit ihren Filmen und Auftritten unterstützten die vier Diven das herrschende Machtgefüge und konnten so im NS-Regime Karriere machen. Diese hielten auch lange nach dem Zusammenbruch des Regimes an. Noch heute werden die vier Künstlerinnen von einer breiten Bevölkerungsschicht verehrt. Steinthaler weist in ihrem Buch nach, dass die Diven Baarová, Leander, Rökk und Soderbaum weder zu den Befürwortern noch zu den Gegnern des Regimes gehörten und Deutschland auch nicht als einzige Möglichkeit für ihre künstlerische Entfaltung sahen. Alle vier Künstlerinnen hatten und haben Engagements außerhalb Deutschlands und konnten aufgrund ihrer Fremdsprachenkenntnisse weltweit reüssieren. Die aus Schweden, der Tschechoslowakei und Ungarn (Rökk wurde in Kairo geboren, wuchs aber in Ungarn auf) stammenden Künstlerinnen fanden in Deutschland trotz Antislawismus und Ausländerhetze ideale Bedingungen vor, denn das Regime förderte linientreue Künstlerinnen. Die politische Elite wollte damit Humanität und Weltläufigkeit demonstrieren, die Welt über die Schrecken der Entjudung hinwegtäuschen und dem eigenen Volk eine heile Welt vorgaukeln.
Das Sachbuch zeichnet die wichtigsten Stationen und das künstlerische Schaffen der vier Diven nach, wirft aber auch einen genauen Blick auf ihre Rolle in der NS-Zeit und in der Nachkriegsgesellschaft. Das von den vier Frauen geprägte weibliche Rollenbild wirkt bis heute nach, weshalb auch ihre politische Positionierung und die Verbindung von Kunst und Macht beleuchtet werden.
Auf 208 Seiten berichtet Steinthaler fundiert über den Umgang der Öffentlichkeit mit Macht- und Kunststrukturen. Das Buch ist als Hardcover und E-Book erhältlich und enthält zahlreiche Schwarzweißfotos der Diven und ihrer Filme.
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