Die sechsteilige ARD-Serie über die Biographie von Franz Kafka gerät zu einer virtuosen Erzählung über das Leben und die Literatur. Das Fernseh-Highlight des Frühlings.
Stab
Darsteller: Joel Basman, David Kross, Maresi Riegner, Nicholas Ofczarek, Lia von Blarer, Liv Lisa Fries
Regie: David Schalko
Drehbuch: Daniel Kehlmann und David Schalko
Kamera: Martin Gschlacht
Szenenbild: Hannes SalatDas Überraschende vorweg: Die Serie «Kafka» aus der Feder der Literatur- und Bewegtbild-Superstars Daniel Kehlmann und David Schalko eröffnet uns einen überraschend humorvollen Einblick in das Leben des legendären Schriftstellers Franz Kafka. Angesichts der düsteren und komplexen Natur seiner Werke könnte man erwarten, dass eine Serie über sein Leben ebenso düster und ernsthaft daherkommt. Doch trotz aller Widrigkeiten ist das Leben manchmal heiterer als die Kunst – und hier überrascht uns eine Serie mit einer erfrischenden Leichtigkeit und einem geradezu verspielten Umgang mit Kafkas weltberühmter Biografie.
Ein weiteres herausragendes Merkmal der Serie fällt ebenso schnell ins Auge: die hervorragende schauspielerische Leistung des Ensembles. Joel Basman verkörpert Franz Kafka auf eine fesselnde und mehrdeutige Weise, die es dem Zuschauer ermöglicht, in die vielschichtige Psyche des Schriftstellers einzutauchen, wie er es sonst nur bei aufmerksamster Lektüre seiner Werke könnte. Basmans Darstellung verleiht Kafka eine Lebendigkeit und Komplexität, die man angesichts seiner unzugänglichen Bücher und Briefe kaum für möglich gehalten hätte. Unterstützt wird er dabei von ebenso talentierten Nebendarstellern, darunter David Kross als Max Brod, Nicholas Ofczarek als Kafkas Vater Hermann und Liv Lisa Fries als eine seiner Geliebten. Jeder der Schauspieler und jede der Schauspielerinnen trägt in dieser Serie entscheidend dazu bei, die Welt von Franz Kafka zum Leben zu erwecken, und macht die Serie so zu einem fesselnden und ebenso unterhaltsamen Erlebnis.
Kafkas Leben, stellt der geneigte Zuschauer fest, verlief dabei lange nicht mit so eindeutigem Trübsinn, wie man angesichts seines „Briefes an den Vater“ oder seiner absurden Romane wie „Das Schloss“ oder „Der Prozess“ zunächst denken möchte: Ob es sich um die skurrilen Begegnungen mit seinen Liebhaberinnen handelt oder um die absurden Situationen an seinem Arbeitsplatz bei einer Versicherungsgesellschaft – die Serie findet stets einen erstaunlichen Weg, um ihre Zuschauer trotz aller Tragik, die ebenfalls unweigerlich zur Sprache kommt, zum Lachen zu bringen. Dieser humorvolle Ansatz verleiht der sechsteiligen Serie dabei eine Leichtigkeit, die sie von anderen Biografien des großen Künstlers abhebt und sie zu einem wahren Genuss macht.
Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt von «Kafka» ist ebenso unverkennbar ihre geradezu virtuose visuelle Gestaltung. Die Szenen sind liebevoll und mit enormem Detailreichtum inszeniert, wobei jeder Schauplatz und jedes Kostüm die Atmosphäre der Zeit perfekt einfängt. Von den düsteren Gassen Prags bis zu den glanzvollen Salons von Wien – die Serie entführt uns in eine Welt, die ebenso faszinierend wie beunruhigend erscheint.
Da ist es nicht weiter bedauerlich, dass die Serie nicht wie ursprünglich geplant bei einem Streaming-Dienst lief, wo sie als gelungenes Experiment der Serienkunst nur auf den ersten Blick besser ins Programm gepasst hätte. Denn mit ihrem intelligenten und humorvollen Ansatz hätte sie sich zwar nahtlos in die Reihe hochwertiger Produktionen wie «The Crown» oder «Stranger Things» eingereiht und weltweit bestimmt ein größeres Publikum erreicht als bei ARD und ORF. Doch gehört gerade ein derart virtuoses Format über einen so berühmten wie geschätzten Künstler zum Kernauftrag des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, dem es an dieser Stelle mit Bravour nachkommt: ein absolutes Muss für alle Freunde von Franz Kafkas Werk und für Liebhaber hochwertiger Serienunterhaltung.
Die Serie «Kafka» wird am Dienstag, den 26. März, und am Mittwoch, den 27. März, im Ersten ausgestrahlt.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel