Im neuen Roman soll sich das Restaurant „Aubergine“ von einer ehemaligen Dornenkneipe in ein edles veganes Restaurant verwandeln.
Ingrid Noll - am 29. September 1935 geboren - ist eine der erfolgreichsten deutschen Autorinnen der Gegenwart. Sie erhielt bereits mehrere Auszeichnungen, und einige ihrer Werke wurden auch schon verfilmt. Im Februar 2024 erschien bei Diogenes ein weiteres Werk: Der "Gruß aus der Küche". Tatsächlich ist die Küche der zentrale Mittelpunkt des Romans. Ober besser gesagt: Die Küche der "Aubergine", einer ehemaligen Dorfkneipe, die jetzt wieder neue Glanzzeiten erleben darf. Das vegetarische Restaurant wird von der 40-jährigen Irma betrieben, die zur Unterstützung eine bunte Truppe um sich versammelt. Da ist der 80-jährige, schwerhörige Professor, den es zu Hause langweilt und der für das Schnippeln des Gemüses verantwortlich ist. Oder die minderjährige Schulverweigerin Lucy, die in der "Aubergine" als "Mädchen für alles" fungiert und liebevoll "Kichererbse" genannt wird. Nicole, die Küchenhilfe und beste Freundin von Irma, die das Tratschen und Klatschen so sehr liebt, aber trotzdem ein Herz aus Gold hat. Und natürlich der ehemalige Weltenbummler Josch, der Kellner, Manager und Buchhalter in einem ist und irgendwann einmal mit Irma zusammen war. Irma selbst ist zwar gutmütig, aber auch temperamentvoll, und es kann durchaus passieren, dass ihr mal die Hand ausrutscht, wenn es ihre Angestellten übertreiben.
Fünf völlig unterschiedliche Charaktere mit ebenso unterschiedlichen Leben also. Das kann ja heiter werden! Und tatsächlich beinhaltet der "Gruß aus der Küche" eine ordentliche Portion Spaß, denn das Quartett der Angestellten spielt sich gerne gegenseitig Streiche. Und die gehen manchmal durchaus über das Übliche hinaus. Es gibt kleine Rangeleien und Geheimnisse, aber auch Stress, Eifersucht und so manche Liebelei. Die Geschichte plätschert nicht dahin, sondern bietet viel Spannung, zumal jeder Protagonist aus seiner eigenen Sicht erzählen darf. Spitzzüngigkeit und Sarkasmus treffen auf Charme und Herzenswärme. Alle Figuren kommen völlig realistisch, offen und ehrlich rüber. Die vielen Anglizismen und die Jugendsprache passen zum Geist unserer Zeit und versehen der Geschichte einen aktuellen und modernen Touch. Und wie es sich für die Küche eines Restaurants gehört, kommt auch die Kulinarik nicht zu kurz.
Die zwischenmenschlichen Beziehungen, Träume, Wünsche und Hoffnungen der skurrilen Charaktere bilden zweifellos das Herzstück des Buches. Ingrid Noll beschreibt die Protagonisten so authentisch und lebendig, dass man als Leser das Gefühl hat, mitten in der Küche zu stehen und an all den kleinen und großen Geheimnissen teilzuhaben. Auch Nicht-Vegetarier werden durch den "Gruß aus der Küche" bestens unterhalten, und der flüssige Schreibstil lässt sich selbst nach einem stressigen Arbeitstag als Bettlektüre wunderbar lesen. Der "Gruß aus der Küche" hat als Printausgabe 304 Seiten.
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