Montags blickt Quotenmeter auf aktuelle Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops und ordnet diese ein. In dieser Woche geht Quotenmeter den Show-Programmierungen auf den Grund.
Die deutschen Fernsehsender bauen sich derzeit eine Art „Parallelwelt“ auf, um sich möglichst nicht gegenseitig auf den Schlips zu treten. Angefangen hat die lückennutzende Programmierung mit dem „tödlichen Dienst-Tag“ von RTL, denn der Kölner Sender wusste geschickt die Krimi-Lücke der Öffentlich-Rechtlichen am Dienstagabend zu nutzen. Zuletzt hat auch Sat.1-Chef Marc Rasmus eine klare Struktur seines Senders verkündet, die der Konkurrenz von RTL eher weniger auf die Füße tritt. Quiztag ist in Köln am Montag, in Unterföhring hingegen am Donnerstag. Reality-Shows, die derzeit im klassischen Sinne nur ProSieben bietet, sind am Donnerstag gesetzt. RTL zeigt am Mittwoch seine beiden «Bachelors». Dort wiederum will Sat.1 mit Koch- und Back-Shows punkten, ProSieben setzt auf seine Comedy-Marke «TV total» und will künftig auch zu späterer Stunde mit Comedy-Formaten aufwarten. Während US-Serien bei ProSieben am Montag beheimatet sind, laufen diese immer dienstags in Sat.1.
Bei Kabel Eins sind Sonntag und Donnerstag als feste Programmplätze für Eigenproduktionen, in der Regel Doku-Soaps, fest etabliert. RTLZWEI zeigt seine Doku-Soaps dagegen montags und mittwochs, die anderen werden mit Sozialreportagen und Filmen gefüllt. Zu einer kleinere Kampfprogrammierung kommt es immerhin am Donnerstag, wenn RTLZWEI auf Show-Formate setzen wird. Diese werden jedoch eher im Bereich Comedy angesiedelt sein, während Sat.1 auf Quiz-Shows setzt. Und die öffentlich-rechtlichen Das Erste und ZDF? Die gehen sich gegenseitig ohnehin aus dem Weg und scheren sich auch nicht um das Angebot der Privatsender, die selbst – wie bei RTL angesprochen – nach Lücken in der ÖRR-Dominanz suchen.
Diese Dominanz weitete sich in der vergangenen Woche auch auf Show-Formate aus, die nicht nur beim älteren Publikum ausgesprochen gut funktionierten, sondern auch das junge Publikum zum Einschalten überzeugten. An vorderster Front ist hier
«Aktenzeichen XY… ungelöst» zu nennen, denn die von Rudi Cerne moderierte Sendung verbuchte beim jungen Publikum 21,5 Prozent Marktanteil. Damit brachte man vor allem RTL ins Schwitzen, da «Die Bachelors» mit 9,9 Prozent auf einem neuen Staffeltief landeten. «Das große Promibacken» kehrte derweil mit guten 9,2 Prozent auf die Bildschirme zurück. Unbeeindruckt von der ZDF-Dominanz zeigte sich derweil «TV total», das 14,8 Prozent einfuhr. Der größte Verlierer des Abends war aber Das Erste, denn die neue Serie
«School of Champions» sorgte nur für 4,3 und 4,6 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen – selbst für die blaue Eins waren dies schlechte Werte.
Am Samstag war der Marktführer in beiden Zuschauergruppen ebenfalls das öffentlich-rechtliche Fernsehen. Der ZDF-Kriminalfilm
«Ostfriesenschwur» fuhr selbstredend die größte Reichweite ein, während im Ersten
«Wer weiß denn sowas XXL» die klassische Zielgruppe mit 19,4 Prozent dominierte.
«Das Supertalent» von RTL holte mit 11,7 Prozent Marktanteil zwar einen guten Wert, fiel im Finale aber eben auch auf ein neues Tief zurück – trotz verlängerter Sendezeit. Die ProSiebenSat.1-Filme
«James Bond: 007 jagt Dr. No» (ProSieben) und
«Phantastische Tierwesen 2: Grindelwalds Verbrechen» (Sat.1) konnten mit 6,7 und 10,4 Prozent nur teilweise mithalten.
Klar die Nase vorne hatte die Sendegruppe am Donnerstag, denn sowohl
«Das 1% Quiz» (10,0%) als auch
«Germany’s Next Topmodel» (23,3%) punkteten als einzige beiden Primetime-Programme zweistellig. Für die ProSieben-Modelshow, die einer Konzeptanpassung unterzogen wurde, war es gar der erfolgreichste Staffelstart seit 2009. Damals bedurfte es aber 2,99 Millionen 14- bis 49-jährige Zuschauer, die damals 23,8 Prozent des Marktes belegte. In der vergangenen Woche wurden 1,22 Millionen Umworbene gemessen – für die heutige Zeit ein formidabler Wert. Leidtragender war Schwestersender Kabel Eins, wo von sieben auf vier Prozent zurückfiel. Auch Live-Fußball bei RTL hatte vor 22:00 Uhr keine Chance gegen Heidi Klum.
Am Sonntag kam es derweil zum Aufeinandertreffen zwischen
«Tatort»,
«Frühling» und
«Wer stiehlt mir die Show?» sowie dem
«Nachspiel» von
«Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!». Das Feld dominierte natürlich der Krimi, der diesmal aus Dortmund stammte. Auch die Herzkino-Reihe mit Simone Thomalla überzeugte mit weit mehr als sechs Millionen Zuschauern. Etwas zu kämpfen und sieben Prozentpunkte schlechter schnitt derweil das von Joko Winterscheidt moderierte ProSieben-Quiz ab. Dies lag vor allem am stärkeren RTL, das sein Ergebnis im Vergleich zur Vorwoche, als
«American Ice Football» mit 7,7 Prozent baden ging, auf 14,7 Prozent verbesserte. Ebenso das Ergebnis nahezu verdoppelt hatte
«Willkommen bei den Reimanns». Die Doku-Soap brachte 6,0 Prozent auf die Waage, während
«Trucker Babes» vor acht Tagen nur 3,1 Prozent zustande brachten.
In den vergangenen Wochen war der Freitag recht wenig umkämpft – mal von den gewohnten Programmierungen der öffentlich-rechtlichen TV-Stationen abgesehen. RTL setzt auf eine All-Stars-Staffel seiner
«LEGO Masters» und dominierte damit zumeist nach Belieben die Zielgruppe. In dieser Woche startet nun
«Let’s Dance» in eine neue Runde, die die Dominanz eher ausbauen dürfte. Sat.1 hält sich mit Shows ohnehin noch zurück und setzt auf
«111»-Clipshows, ehe die quotenschwache
«Kiwis große Partynacht» auf Sendung darf. Im März folgen dann
«Die besten Comedians Deutschlands», die schon eher eine Herausforderung für die RTL-Tänzer darstellen.
An manchen Stellen treten Überschneidungen im Show-Programm auf, doch die Zahl ist sehr überschaubar. Derzeit versuchen die Sender – wie es im allgemeinen Sprachgebrauch stets heißt – „strategisch“ ins Programm zu investieren. Man möchte in einem umkämpften und weiter schwierigen Werbemarkt seine Leuchttürme nur ungern gegen andere Leuchttürme ins Rennen schicken. Die kommt derzeit vor allem dem Publikum sehr entgegen. Und das dankt mit hohen Quoten.
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