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Podstars: «Der Kunstzerstörer»

Der neue Podcast erzählt die Geschichte eines Kunstverbrechens.

So angesagt wie True Crime ist kein anderes Podcast-Genre. Und doch will nicht jeder vom Mord an Menschen hören. Mittlerweile gibt es auch Audioangebote über Verbrechen ohne Todesfolge. Der Anfang Februar erschienene Podcast «Der Kunstzerstörer» erzählt eine faszinierende Geschichte. Über vier Folgen beleuchtet er die Psyche und die Taten des Säure-Attentäters Hans-Joachim Bohlmann.

Wenn Schaden Spaß macht - Psychogramm eines von der Zerstörung Besessenen
Heute ist der Name Hans-Joachim Bohlmann nur noch Eingeweihten bekannt. Vor gut 40 Jahren löste er landesweit bei Museumsmitarbeitern Panik aus. Sein zweifelhafter Rekord: mit Säure und ätzenden Chemikalien bewaffnet beschädigte er mehr als 50 Gemälde. Unersetzbare Kunstwerke so berühmter Maler wie Albrecht Dürer, Rembrandt, Peter Paul Rubens und Paul Klee fielen seinen Aktionen zum Opfer. Was treibt so einen Menschen an?

Um Erpressung und Lösegeld ging es Bohlmann nicht. Eine psychische Störung und das Leiden an der Welt trieben ihn an, immer mehr Kunstwerke zu beschädigen. In einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" beschrieb der Kunstzerstörer seine Zwangsvorstellungen und offenbarte "Ich bin mein eigener Sklave". Insgesamt 16 Jahre Haft saß Bohlmann am Ende nach seiner Verurteilung vor Gericht ab. Die Richter waren der Meinung, dass sich eine lebenslange Sicherheitsverwahrung rechtlich nicht begründen lasse. Bei seiner Entlassung 2005 wurde ihm der Zutritt zu Museen untersagt. Im Podcast werden seine Verbrechen erzählt und die Geschichte, wie es zu seiner psychischen Störung kam.

Biografische Spurensuche und Abgründe eines Lebensschicksals
Eine wesentliche Rolle dabei spielt zunächst ein Schicksal im familiären Umfeld. Ein medizinischer Eingriff verschärft die Lage schließlich. Wenn man Bohlmann glaubt, verschwinden der Folge der Behandlung seine Hemmungen und die zivilisierte Beherrschung von ihm ab. Eine Verdunklung der Seele ist das Ergebnis. Der Podcast bietet eine Spurensuche, die den Ursprüngen und der Entwicklung dieses Schicksals nachgeht. Wie bei vielen True-Crime-Formaten zeigt sich auch in dem Fall eine Verflechtung von persönlichen Einflussfaktoren mit gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.

Die Podcast-Autoren Klaus Uhrig, Sabrina Höbel und Maximilian Netter haben für «Der Kunstzerstörer» ausführlich recherchiert und spielen authentische O-Töne aus den Interviews des 2009 verstorbenen Hans-Joachim Bohlmann ein. Der Podcast ist im Februar 2024 erschienen und hat insgesamt vier Folgen. Abrufen lassen sich diese beispielsweise über die ARD-Audiothek. Er reiht sich ein in Podcast-Angebote wie «Kunstverbrechen» - True Crime meets Kultur und «Faking Hitler», die sich ihrerseits mit Verbrechen im Kunst- und Kulturbereich beschäftigt haben und auf großes Interesse gestoßen sind.
18.02.2024 11:42 Uhr Kurz-URL: qmde.de/149019
Sebastian Schmitt

super
schade


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Podcast-Review Podcast-Reviews Der Kunstzerstörer Kunstverbrechen Faking Hitler

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