Seit Sonntag, den 7. Februar 2024, ist die neue Beziehungs-Sendung «Love Hunters» in der ZDFmediathek abrufbar. Tesfai sprach mit Quotenmeter über die Liebe, die Berlinale und andere Herzensprojekte.
Hallo Frau Tesfai! Sie moderieren die neue Coaching-Reihe zum Thema Beziehung in der ZDFmediathek und ZDFneo. Was erwartet den Fernsehzuschauer?
Die Zuschauer*innen erwarten wirklich spannende, berührende, einfach schöne Geschichten von Menschen, die aufrichtig an ihrer Beziehung arbeiten wollen und sich dabei sehr öffnen. Wie sehr und nah uns die Paare an ihrer Entwicklung teilhaben lassen, ist für mich immer noch das größte Geschenk dieser Sendung.
Können Sie mir verraten, was Sie durch die Sendung gelernt haben?
Ich habe unglaublich viel über mich und meine Beziehung gelernt. Es ist ganz normal, dass ich mich sofort in unseren Kanditat*innen sehe. Man vergleicht sich, erkennt die eine oder andere Eigenschaft oder bestimmte Verhaltensmuster sofort wieder, zumal die Themen unserer Paare auch bei vielen anderen auftauchen. Am Ende sind wir Menschen uns, ganz unabhängig von Lebensstil, doch sehr ähnlich. Persönlich habe ich von Birgit gelernt, dass Streit sich nicht vermeiden lässt, was auf dem Weg dahin passiert, wie man eine Notbremse zieht und hinterher wieder zueinander findet.
Sie sind im heutigen Eritrea geboren und kamen 1982 nach Deutschland. Haben Sie beziehungsweise Ihre Familie eine andere Mentalität zum Thema Dating?
Um Unterschiede im Dating zu erleben, muss man ja gar nicht bis Eritrea reisen, ich glaube, das unterscheidet sich schon innerhalb Deutschlands. Ob man zum Beispiel in einer Großstadt groß wird oder auf dem Land, ob man eher eine konservative Familie hat, in der Partner*innen nicht gleich nach Hause mitgebracht und den Eltern vorgestellt werden oder ob alle total locker mit dem Thema umgehen. Und den Satz, als ich jung war, war alles ganz anders, haben wir alle schon mal und vielleicht ja auch im Dating-Kontext gehört.
«Love Hunters» zeigt zahlreiche Konflikte aus Beziehungen. Was sind die häufigsten Probleme der Paare?
Bei «Love Hunters» haben wir uns auf die vier Themen konzentriert, die am häufigsten bei Birgit in der Praxis auftauchen. Es geht um Streitkultur, Sex, Eifersucht und die Umstellung von Paarbeziehung auf Familienleben. Wir hatten sehr unterschiedliche Paare, mit unterschiedlichen Lebensumständen, denen aber allen sehr an ihrer Beziehung gelegen war.
Zusammen mit Jo Schück moderieren Sie am Donnerstag, den 15. Februar 2024, die Berlinale-Eröffnung. Wie haben Sie sich auf diese Arbeit vorbereitet?
Mit Jo durfte ich ja schon öfter moderieren, wir sind also ein gut eingespieltes Team und arbeiten sehr gerne zusammen. Wir können uns aufeinander verlassen, was bei einer Show, die live ist, immer wichtig ist. Es gibt mehrere Redaktionssitzungen, und natürlich auch einige Proben. Am Ende versuchen wir, bis in die Haarspitzen vorbereitet zu sein, um dann die Muße für Spontanität zu haben und in einem Raum voll berühmter Menschen die Nerven zu behalten. Ach ja und Spaß. Den sollten wir natürlich auch haben.
Schauen Sie gerne Filme? Welche Projekte haben Ihnen im vergangenen Jahr gefallen?
Ich liebe Filme, ich liebe das Kino. Natürlich muss ich aus dem letzten Jahr den Film nennen, in dem ich selber mitspielen durfte: «Elaha». Der lief sogar im letzten Jahr bei der Berlinale, was für mich schon sehr besonders war.
Greta Gerwig wurde für Ihre Regie-Arbeit für «Barbie» nicht mit dem Oscar nominiert. Woran könnte das gelegen haben? War «Barbie» zu Mainstream-artig?
Es ist an Ironie kaum zu übertreffen, dass ausgerechnet Ryan Gosling als Ken für einen Oscar als bester Nebendarsteller nominiert wurde. Das ist so unglaublich, dass man nur den Kopf schütteln kann. «Barbie» als besten Film zu nominieren, nicht aber die Frau, die ihn gemacht hat, ergibt schlicht keinen Sinn. Und wenn kommerzieller Erfolg wirklich Ausschlusskriterium für eine Oscar-Nominierung bedeutet, müssen wir noch mal ernsthaft darüber nachdenken. Ich kann mir das nicht erklären. Etwas schade ist es aber, dass die News um Greta Gerwig (und ja auch um Margot Robbie) so laut diskutiert wurde, dass historische Nominierungen wie die von America Ferrera, (nominiert als beste Nebendarstellerin, was vor ihr nur zwei weiteren Schauspielerinnen mit lateinamerikanischen Wurzeln gelungen ist) und die von Lily Gladstone (nominiert als beste Schauspielerin als erste Indigene Nordamerikanerin überhaupt) fast untergegangen sind.
Ein Filmfestival wie die Berlinale lebt von den zahlreichen Vor-Ort-Veranstaltungen. Wird Kino weiterhin ein Ort bleiben, den Millionen Menschen aufsuchen? Oder könnte Streaming das Kino verdrängen?
Vielleicht nicht mehr in dem Maße, wie wir es aus der Zeit vor dem Streaming kennen, aber das Erlebnis Kino bleibt durch nichts zu ersetzen. Davon bin ich fest überzeugt. Manche Filme muss man auf der großen Leinwand sehen. Manche Filme muss man mit anderen erleben. Um mal ein Beispiel zu nehmen, über das wir schon gesprochen haben, «Barbie» kann man natürlich auch irgendwann zuhause sehen. Aber diese Erfahrung mit anderen völlig fremden Menschen zu lachen, zu weinen, zu schreien, ja fast zu feiern, das war schon besonders. Ich mag es, Dinge im Kollektiv zu erleben. Deshalb gehe ich immer noch wahnsinnig gerne auf Konzerte. Und gerade in Zeiten voranschreitender Individualisierung, ist es doch toll, das „Wir“ zu spüren. Auch im Kino. Einem Ort, an dem man so schön zusammen alleine sein kann, wie nirgendwo sonst.
Durften Sie im Vorfeld der Berlinale schon einige Filme sehen?
Nein. Und tatsächlich muss ich mich genau wie alle anderen ganz brav an den Rechner setzen und hoffen, dass ich schnell genug bin, um noch ein Ticket zu bekommen.
Warum hat der SWR keine neuen Folgen Ihrer Talkshow «Five Souls» bestellt?
Ach, «Five Souls». Wie sehr ich an diesem Projekt gehangen habe. Wir alle. Nicht nur wir drei Moderatorinnen, sondern das ganze Team. So richtig habe ich das Aus von «Five Souls» bis heute nicht verstanden. Erst sollte es ein neues Konzept geben, dann gab es eine neue Produktionsfirma, am Ende war kein Geld mehr da. Wahrscheinlich war es eine Verkettung von unglücklichen Umständen. Traurig bleibt es trotzdem.
Vielen Dank für Ihre Zeit!
ZDFmediathek: Alle 4 Folgen ab Mittwoch, 7. Februar 2024, 10.00 Uhr. ZDFneo: Folgen 1 und 2 am Sonntag, 11. Februar 2024, ab 23.40 Uhr, Folgen 3 und 4 am Sonntag, 18. Februar 2024, ab 23.50 Uhr
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel