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Die Pläne der Liga haben keine Zukunft

Mit ein paar kleinen Paketverschiebungen möchte die DFL mit der Bundesliga am liebsten über eine Milliarde Euro pro Saison verdienen. Doch dieses Unterfangen dürfte schief gehen. Vor allem die Free-TV-Auswertung hat wenig mit freiem Wettbewerb zu tun, meint Fabian Riedner.

Am Dienstag hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) in Hamburg die kommende Rechteausschreibung präsentiert. In Abstimmung mit dem Bundeskartellamt wird es ab der Spielzeug 2025/2026 zu keiner No-Single-Buyer-Rule mehr kommen. In Zukunft könnte also ein Medienunternehmen wie Sky oder DAZN alle Rechte bündeln. Noch vor zehn Jahren waren die monatlichen Abo-Preise für die Kunden in einem akzeptablen Rahmen. Doch mit dem Verkauf der Rechte an Sky und Eurosport bzw. DAZN schossen die Preise nach oben. Vor allem der junge Streamingdienst DAZN, der inzwischen die Abo-Kosten von 12,99 auf 45 Euro anhob, machte sich unbeliebt. Doch die Pay-TV-Unternehmen halten ihre Abonnentenzahlen stets gehütet, weshalb die Branche gar nicht weiß, wie viele Menschen tatsächlich die Bundesliga live sehen. Aber immer: DAZN hat erst jetzt – anderthalb Jahre vor Ende der aktuellen Rechte-Periode – damit begonnen, die Reichweiten von der AGF ausweisen zu lassen.

In der Präsentation der Deutschen Fußball Liga (DFL) fehlt eine entsprechende Ergänzung: Wie sind die Rechte im Streaming via frei-empfangbaren Fernsehen aufgestellt. Darf die «Sportschau» endlich in der ARD-Mediathek zur Verfügung stellt werden? Werden Spielberichte aus der «Tagesschau» weiterhin schwarzgeblendet?

Auch die Highlight-Pakete sind – wie schon bei den früheren Rechteausschreibungen – verhältnismäßig langweilig. Die Bundesliga-Freitagspartie plus die zweite Bundesliga vom Wochenende („Paket H“) darf am Freitag zwischen 22.30 und Mitternacht, am Samstag zwischen 17.30 und 18.30 Uhr und am Sonntag zwischen 18.45 und 21.45 Uhr verwertet werden. Für dieses Paket kommt nur Das Erste in Frage, genauso für das „Paket I“ am Samstag zwischen 18.00 und 20.15 Uhr sowie Samstag zwischen 19.15 und 20.15 Uhr. Für Das Erste bietet sich weiterhin die «Sportschau» an, das ZDF wiederholt Heimatserien, RTL hat lediglich ein Sendefenster von 15 Minuten (man muss «Life» senden). Einzig ProSieben oder Sat.1 stehen in der Verlosung, doch ein Wettbieten ist aus Unterföhring nicht zu erwarten, die Sender müssen Gelder sparen. Das „Paket J“ geht selbstverständlich an «das aktuelle sportstudio», da der Verwertungszeitraum samstags zwischen 21.45 und 24.00 Uhr liegt. Für Sport1 bietet man am Sonntag das „Paket K“ (zwischen 06.00 und 15.00 Uhr), die Dritten und die «Tagesthemen» profitieren vom „Paket L“.

Die Liga versucht ihre Angebote weiter attraktiv zu streuen, doch Das Erste und das ZDF sollten ein Sportrecht links liegen lassen. Die Gebührenzahler sollten nicht gleich zweifach belastet werden, wenn Sportrechte auch gestreamt werden können. Diese Stückelung der Highlight-Pakete wird nur dafür sorgen, dass ihre bisherigen Kunden Das Erste, ZDF und Sport1 weiter verdienen. In Zeiten des mobilen Internets, bei dem DAZN und Sky Best-Ofs nach Abpfiff bereitstellen können, sind solche Highlight-Sendungen ohnehin nicht das Zukunftsmodell. Hier will die DFL richtigerweise den 9:16-Markt bedienen. Bis ins Jahr 2029 ist der Versuch aber allenfalls zaghaft.

Bei den Live-Rechten möchte die Liga die Anzahl der kleineren Pakete verringern. Aus diesem Grund wird der Käufer der Samstag-Einzelspiele auch künftig das Freitagsspiel bekommen. Insgesamt 196 Live-Partien bekommt ein Pay-TV-Anbieter angeboten. Das Topspiel am Samstag inklusive Supercups gibt es im „Paket C“. Die Sonntagspartien 15.30 Uhr, 17.30 Uhr und 15x Mal 19.30 Uhr summieren sich auf 79 und können im „Paket D“ erworben werden. 35 Konferenzen beinhaltet das „Paket A“. Die Zweite Bundesliga wird komplett an einen Marktteilnehmer veräußert – es sei denn, ein Partner schlägt beim Topspiel um 20.30 Uhr zu.

Es ist doch ein wenig verwunderlich, warum die DFL trotz drohender Umsatzverluste keinen Deut besser aufstellt. Es werden nur minimale Änderungen vorgenommen, sodass vermutlich ein Pay-TV-Unternehmer möglichst viele Rechte übernimmt. Doch die Frage ist, ob Sky Deutschland wirklich wieder Milliarden auf den Tisch legt. Die in Philadelphia ansässige Mutterfirma Comcast feiert zwar immer wieder die Erfolge von Live-Sport bei NBC mit Premier League oder Football bei Peacock, doch der Preis muss nachvollziehbar sein. Man kann ruhig sagen, Comcast schmeißt auch nicht mit Geld um sich (Sky Italia kaufte alle frei verfügbaren Rechte der Serie A).

Man muss auch einfach festhalten, dass die Bundesliga in Deutschland seit Jahren doch recht langweilig ist. Selbst wenn die Bayern in diesem Jahr die Schale an Leverkusen abgeben müssen, hat der Münchener Klub Jahr für Jahr einen klaren Wettbewerbsvorteil. Die weitaus spannenderen Wettbewerbe wie Champions League und der DFB-Pokal holen ebenfalls kaum noch gigantische Reichweiten. Durch die Pay-TV-Verschiebung sind auch die Reichweiten massiv gefallen. Der Hype durch die Ausstrahlung durch Sat.1 und ZDF am Mittwochabend ist verschwunden.

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hätte beispielsweise auch die erste Fußball-Bundesliga auf 20 Mannschaften aufstocken können. Damit hätte man mehr Spiele zum Vermarkten gehabt und hätte eine Partie pro Wochenende auch in das frei-empfangbare Fernsehen verlegen können. Damit hätte man drei Fliegen mit einer Klappe schlagen können: Man würde dem Pay-TV-Fernsehen nichts wegnehmen, man schafft eine neue Spielzeit im Free-TV und könnte die attraktiven Zweitliga-Klubs wie der FC St. Pauli, Hamburger SV, FC Schalke oder Hertha BSC wieder in die erste Liga holen.
31.01.2024 11:09 Uhr Kurz-URL: qmde.de/148709
Fabian Riedner

super
schade


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