Ab der Saison 2025/26 könnte die Ausstrahlung der Bundesliga wieder bei einem einzigen Anbieter erfolgen. Es ist außerdem nicht sicher, ob die «Sportschau» erhalten bleibt.
Die Vergabe der Bundesliga-Rechte ab der Saison 2025/26 geht in die heiße Phase und die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat nun einen Einblick in die Details zur Rechte-Ausschreibung gewährt. DFL-Geschäftsführer Steffen Merkel hatte in Hamburg Details zu Inhalten, Rechtepaketen und dem Auktionsablauf der Ausschreibung der Medienrechte im deutschsprachigen Raum für die Spielzeiten 2025/26 bis 2028/29 vorgestellt. Das Modell folgt der bewährten Spielplan-Struktur mit Spielen am Freitag, Samstag und Sonntag. Gleichzeitig ist man gewillt mit Neuerungen in den Rechtepaketen dem veränderten Mediennutzungsverhalten Rechnung zu tragen.
Für Fans, die derzeit zwei recht teure Pay-Anbieter beziehen müssen, um alle Bundesliga-Spiele sehen zu können, gibt es dafür eine gute Nachricht. Zum ersten Mal seit der Ausschreibung im Jahr 2012 gibt es kein Alleinerwerbsverbot mehr. Das Bundeskartellamt verzichtet laut seiner vorläufigen Einschätzung darauf, eine sogenannten „No-Single-Buyer-Rule“ in das Konzept der Medienrechte-Ausschreibung verpflichtend zu integrieren. Das heißt die bisherigen Rechte-Inhaber Sky und DAZN könnten sich die Übertragungsrechte exklusiv sichern und den Konkurrenten ausstechen. Ob dieser Fall tatsächlich eintritt, hängt auch von den Angeboten interessierter Bieter ab, die nach den vom Bundeskartellamt geprüften Auktionsregeln der DFL bewertet werden, so die DFL am Dienstag. Grundsätzlich sei es möglich, dass ein Partner alle vier Bundesliga-Pay-Live-Pakete erwirbt. Falls es doch bei zwei verschiedenen Pay-TV-Anbietern bleiben sollte, werde man aber eine einfachere Möglichkeit für Kooperationen unter den Sendern sorgen. Diese sehen beispielsweise Sublizenzen und „Free-Trial“-Partnerschaften vor.
Freitag und Samstag wird zusammengefasst
Anders als bisher wird das Rechtepaket angepasst, das die Freitagsspiele beinhaltet. Waren bislang die Freitags- und Sonntagsspiele in einem Paket ausgeschrieben, das derzeit DAZN hält, werden künftig die Einzelspiele am Samstag und das Freitagabendspiel in einem Paket gemeinsam ausgeschrieben. Im sogenannten „Paket B“ sind auch die Relegationsspiele um den Aufstieg in die 1. Bundesliga enthalten. Das „Paket D“ enthält fortan nur noch die Spiele am Sonntag um 15:30 und 17:30 Uhr. Die Anzahl der späten Sonntagabendspiele um 19:30 Uhr erhöht sich auf 15 pro Spielzeit, womit die DFL auf die Reformen im Europapokal reagieren möchte, um die deutschen Teilnehmer zu entlasten. Zuvor wurden jeweils zehn Spiele pro Saison am Sonntag um 19:30 Uhr angepfiffen.
In der 2. Bundesliga gibt es zwei Live-Pakete, die ebenfalls technologieneutral ausgeschrieben werden. Das „Paket F“ umfasst wie gehabt alle Begegnungen der 2. Bundesliga am Freitagabend (18:30 Uhr), Samstagnachmittag (13:00 Uhr) und Sonntag (13:30 Uhr), das „Paket G“ enthält das Spiel am Samstagabend um 20:30 Uhr und kann weiter für den Pay- und/oder Free-Bereich erworben werden.
Es bleibt zudem dabei, dass mindestens neun Live-Spiele der 1. und 2. Bundesliga im Free-TV übertragen werden. Das „Paket E“ hält aktuell Sat.1 und umfasst das Bundesliga-Saisoneröffnungsspiel, das letzte Bundesliga-Freitagsspiel vor der Winterpause, das erste Bundesliga-Freitagsspiel nach der Winterpause, das Saisoneröffnungsspiel der 2. Bundesliga, der Supercup sowie alle vier Relegationsspiele. Zudem werden für die Erwerber von Pay-Live-Rechten die Möglichkeiten erweitert, eine bestimmte Anzahl an Spielen auch frei empfangbar auszustrahlen. Dies soll entweder auf eigenen Plattformen oder durch Kooperationen mit Free-TV-Sender umgesetzt werden.
«Sportschau» steht auf der Kippe
Gerade bei der ARD, die mit der «Sportschau» am Samstagabend um 18:30 Uhr als „heilige Kuh“ im Free-TV gilt, dürfte vor allem der letzte Punkt für ein Aufhorchen gesorgt haben. Das Rechtepaket zur ersten Free-TV-Berichterstattung am Samstagabend wird in zwei Varianten ausgeschrieben: Zum einen für ein Sendefenster von 18:00 bis 20:15 Uhr, zum anderen für ein Sendefenster von 19:15 bis 20:15 Uhr. Letztes dürfte vor allem für private Anbieter interessant sein, Das Erste setzt bekanntlich um 20:00 Uhr auf die «Tagesschau» und wäre sicher nur an ersterer Variante interessiert. Die inhaltlichen Sendekonzepte sowie der wirtschaftliche Rahmen der Gebote sollen darüber entscheiden, welches Szenario umgesetzt wird, so die DFL. Neben den bewährten Highlight-Rechtepaketen für Free- und Pay-TV gibt es zudem ein neues Highlight-Pakete. Diese sehen die Verwertung zum Wochenstart bereits ab Montag vor, darunter ein neues Paket mit Fokus auf digitale Plattformen, das die Ausstrahlung von 90-sekündigen Kurzclips umfasst. Insgesamt ist in der Ausschreibung die Vergabe von sieben Live- und acht Highlight-Paketen zur Nutzung von audiovisuellen Rechten an 617 Spielen je Saison bis zur Spielzeit 2028/29 vorgesehen.
Neuerungen wird es indes auch in der Übertragungsweise geben. Bei Topspielen werden künftig regelmäßig 28 Kameras eingesetzt. Weiter Innovationen sollen die Partner mithilfe eines Innovationsbudgets umsetzen. Möglich sind dadurch beispielsweise noch mehr Übertragungen mittels der hochauflösenden UHD-HDR-Technologie. Vorgesehen ist darüber hinaus, dass die DFL gemeinsam mit den Medienpartnern regelmäßig Sonderproduktionen durchführt – wie Übertragungen speziell für Kinder und Jugendliche, die Sky zuletzt mit «Sky Next Generation» tatkräftig vorantrieb. Auch zusätzliche Live-Produktionen im Smartphone-optimierten 9:16-Format sind angedacht, ebenso wie eine Ausweitung des Angebots an Spieldaten, mit denen die Medienpartner die Live-Übertragungen anreichern und den Fans zusätzliche inhaltliche Angebote machen können.
Die Berichterstattung über die Bundesliga und 2. Bundesliga bei den Medienpartnern wird sowohl unter der Woche als auch am Spieltag verstärkt. Möglich wird dies unter anderem durch mehr Interviewmöglichkeiten, die Bereitstellung von Club-Inhalten sowie mögliche neue serielle Formate, die unterstützt oder gemeinsam umgesetzt werden. Darüber hinaus kann es neue Kooperationsmöglichkeiten für Partner, Liga und Clubs bei der Veröffentlichung von Social-Media-Clips noch während einer Partie geben, um die Live-Übertragung zu bewerben. So soll es beispielsweise auch Kurz-Interviews mit Spielern nach der Busankunft im Stadion oder direkt nach dem Spiel auf dem Feld geben. Außerdem sollen festinstallierte Kameras in den Mannschaftskabinen für emotionale Bilder sorgen.
Mit der endgültigen Vergabe der Rechtepakete ist nicht vor April zu rechnen. Im Februar kommt es zunächst zum Versand der Unterlagen, bis Ende März läuft die Info-Phase für die Bieter. Ab Mitte April startet das Auktionsverfahren, danach soll die Entscheidung über die Vergabe fallen.
Eine Übersicht über alle am Dienstag vorgestellten Details zur Rechtevergabe fasst die DFL in diesem PDF zusammen.
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