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«Boy Swallows Universe» -Kritik: Zwischen purer Verzweiflung und kindlichem Optimismus

Mit einer ungewohnten, teilweise herzzerreißenden Coming-of-Age Geschichte kann diese düstere australische Bestseller-Adaption frischen Wind in ein auserzähltes Genre bringen.

Brisbane, Australien, in den 1980er Jahren. Eli (Felix Cameron) und sein stummer Bruder Gus (Lee Tiger Halley) leben zusammen mit ihrem drogendealenden Stiefvater Lyle (Travis Fimmel) und ihrer drogensüchtigen Mutter Frances (Phoebe Tonkin) am untersten Ende der Nahrungskette. In einem nicht enden wollenden Wirbelsturm aus Drogen, Gewalt und Missständen, ist es eine Mischung aus kindlicher Fantasie und Optimismus, die diese Geschichte stets mit einem Funken Hoffnung am Leben hält.

«Boy Swallows Universe» profitiert immens vom hervorragenden Ensemble-Cast, der von den Kinderdarstellern bis zu den Erwachsenen keine Schwächen aufweist. Travis Fimmel und Phoebe Tonkin trumpfen als Eltern, die sich verzweifelt einer immerwährenden Abwärtsspirale entgegenstemmen groß auf. Der gutherzige, aber alkoholabhängige leibliche Vater mit Angstattacken, der mit seinem Leben größtenteils abgeschlossen hat, ergänzt diese Riege erwachsener Versager in Sachen Kindeswohl und wird brillant von einem kaum wiederzuerkennenden Simon Baker gespielt. Unterstützt wird die Handlung von einer äußerst gelungenen Kameraarbeit, die zusammen mit erstklassigen Kostümen, Frisuren und Makeup der Darsteller ein authentisches Abbild sowohl dieser White-Trash-Familie als auch den 1980er Jahren in Australien erschafft.

Die Serie erzählt die Geschichte weitestgehend ohne strukturiertes Handlungsgerüst und konzentriert sich auf für den jungen Eli wichtige Ereignisse. Das strukturelle durcheinander macht es teilweise schwierig dem Geschehen aufmerksam zu folgen, passt aber ideal in die kindliche Gedankenwelt, für die Zeit, Raum und Struktur unwichtige Faktoren sind. Daher sind auch die Themen Glaubwürdigkeit und Realismus immer wieder vernachlässigbar. Es ist der unerschütterliche Optimismus des kleinen jungen, in einem Mikrokosmos praktisch ohne Lichtblicke, der es nicht nur schafft immer wieder eine Brise Humor in diese düstere Geschichte einzuflechten, sondern auch das Thema Hoffnung zwischen zerrissenen, von Selbstfolter geprägten Menschen, stets aufrecht zu erhalten.

«Boy Swallows Universe» macht es dem Zuschauer sowohl strukturell als auch inhaltlich nicht immer leicht, sich auf diese zerrüttete Familiengeschichte einzulassen. Als Coming-of-Age-Drama ist das, was hier schauspielerisch und filmisch abgeliefert wird aber so überzeugend, dass es sich lohnt diesem Genrevertreter eine Chance zu geben. Nicht nur in Australien, wo bereits die Buchvorlage mit Preisen überhäuft wurde und schnell zum Bestseller avancierte, dürfte diese gelungene filmische Umsetzung, viele begeisterte Zuschauer zurücklassen.

«Boy Swallows Universe» ist seit dem 11. Januar 2024 bei Netflix abrufbar.
14.01.2024 11:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/148258
Marc Schneider

super
schade

92 %
8 %

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Boy Swallows Universe

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