Müssen Ballauf und Schenk diese Woche allein eine Pyramide erklimmen? Im Bankensektor geht es schließlich nicht nur für Mordopfer hoch hinaus...
Stab
Darsteller: Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär, Joe Bausch, Roland Riebeling, Tinka Fürst, Renan Demirkan
Musik: Philipp Thimm
Kamera: Mathias Prause
Drehbuch: Arne Nolting und Martin Scharf
Regie: Charlotte Rolfes«Tatort – Pyramide» entführt seine Zuschauer in die schillernde Welt von André Stamm (Rouven Israel), einem ehemaligen Bundeswehrsoldaten, der plötzlich die Möglichkeit seines Lebens bekommt. Doch dazu muss er sich in der skrupellosen Geschäftswelt behaupten. Schon die ersten Szenen versprechen einen aufregenden Einblick in die Abgründe der Finanzbranche und den hohen Preis des Erfolgs. Das hat man schon vielfach gesehen im deutschen Fernsehen, mal mitreißend wie in «Bad Banks», mal in einem lauen Aufguss in einem behäbigen Krimi – so wie leider nun auch wieder in «Tatort – Pyramide», der schon im Titel angibt, worum es wahrscheinlich gehen wird. It is lonely at the top.
Dabei beginnt die Geschichte vielversprechend, wie André von einem alten Kameraden einen verlockenden Job bei einer Investmentfirma namens Concreta angeboten bekommt. Zunächst scheint es, als würde der Film tief in die Psychologie des Aufstiegs, die Verführung des Reichtums und die moralischen Kompromisse eintauchen, die mit diesem Streben nach Wohlstand einhergehen. André Stamm scheint zunächst als facettenreicher Charakter geführt zu werden, der zwischen persönlichem Erfolg und seinen Werten balanciert – nur dass er allzu schnell und kompromisslos auf den Abgrund zu tänzelt.
Wir werden Zeuge von Andrés Anfängen in der Welt von Concreta, seinem wachsenden Ehrgeiz und seiner unerbittlich werdenden Entschlossenheit, seiner Familie ein besseres Leben zu bieten. Die schnellen Erfolge in der Drückerkolonne und die Darstellung des scheinbar glamourösen Lebens bei Concreta sind visuell ansprechend umgesetzt und offensichtlich den realen Skandalen aus ähnlichen Häusern nachempfunden.
Natürlich laufen die Dinge bei Concreta schnell aus dem Ruder – und hier verliert der Film ebenso rasch an Substanz. Die Handlung nimmt mehrere abrupte, aber nicht minder vorhersehbare Wendungen, die die Glaubwürdigkeit der Charaktere bis auf das Äußerste strapazieren. Der Film versäumt es dabei, die komplexen Dynamiken innerhalb der Firma und die eigentlichen Ursachen für den baldigen Zusammenbruch glaubhaft zu präsentieren. Dieser Mangel an inhaltlicher Tiefe führt leider dazu, dass der Zuschauer zunehmend von der Handlung entfremdet wird.
Die Charakterentwicklung bleibt indes unangenehm oberflächlich, insbesondere in Bezug auf André Stamm. Seine Wandlung vom ehrgeizigen Aufsteiger zum tiefen Fall wird leider vollends auf Klischees reduziert. Es fehlt nicht nur an emotionaler Resonanz und an einer feineren Nuancierung seiner Motivationen, sondern auch an inhaltlicher Substanz, um diesen Wandel glaubhaft zu präsentieren. Dabei bleibt leider auch die Handlung auffällig vorhersehbar. Für jemanden, der mit dieser Sorte Banken- und Versicherungskrimis seit Jahren vertraut ist, sind die Wendungen kaum überraschend, was natürlich den Spannungsbogen massiv beeinträchtigt. So hinterlässt «Tatort – Pyramide» mit einer ambitionierten Ästhetik zwar einen visuell ansprechenden Eindruck, findet aber niemals zu inhaltlicher Glaubwürdigkeit oder emotionaler Tiefe. Die vorhersehbare Handlung macht es dabei schwer, sich die gesamte Laufzeit über in der Geschichte zu verlieren.
Der Film «Tatort – Pyramide» wird am Sonntag, den 14. Januar um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.
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