Am Freitag läuft «Wenn Papa auf der Matte steht» im Ersten. Wir sprachen mit dem 52-Jährigen über die Dreharbeiten.
Im Ersten sind Sie jetzt in «Wenn Papa auf der Matte steht» zu sehen. Können Sie unseren Lesern, was Sie am 12. Januar erwartet?
Ein flotter, herzerwärmender und dabei wirklich witziger Film über das Vatersein von erwachsenen Kindern und die nicht enden wollende Schwierigkeit loszulassen. Viele Zuschauer werden sich wiedererkennen.
Sie verkörpern den Witwer Danyal, der sich um seine Tochter Sorgen macht. Wie würden Sie Ihr Alter Ego beschreiben?
Danyal ist Physiotherapeut, wohnt auf dem Land irgendwo in der Provinz und lebt ein recht zufriedenes Leben im Kreise seiner Freunde und Nachbarn. Seine Fürsorge für Jila kennt allerdings keine Grenzen. Auch weil er als alleinstehender Vater alles richtig machen möchte. Nachdem die Tochter zum Medizinstudium in die Großstadt Berlin zieht und wochenlang nicht erreichbar ist, packt ihn die Unruhe und er fährt - flankiert von seinen besten Freunden - ins Moloch Berlin um seine Tochter aufzusuchen.
Sie haben selbst eine Tochter. Welchen Rat könnten Sie immer weiter geben?
Als Vater bist du stets um das Wohl deines Kindes besorgt. Egal wie alt es ist. Irgendwann sollte man aber als Eltern darauf vertrauen, dass das Kind es schafft auf eigenen Beinen zu stehen. Und man sollte nicht vergessen, dass man sich einst ebenso von seiner Familie abnabeln musste um der Mensch werden zu können, der man schließlich geworden ist.
Im Mittelpunkt des Filmes ist auch die Männerfreundschaft zwischen Danyal, Markus und Tobias. Pflegen Sie selbst lange Freundschaften?
Oh ja! Mit den meisten meiner Freunde bin ich schon seit über 30 Jahren befreundet, teils aus der Teenagerzeit. Das ist von unschätzbarem Wert, da man sich gemeinsam schon durch alle Lebenslagen begleitet hat und einander so gut kennt und vertrauen kann. Wenn ich nicht am Drehen bin, treffe ich sie fast jede Woche.
«Wenn Papa auf der Matte steht» wurde im März und April 2022 in Berlin gedreht. Warum kommt der Film erst jetzt im Ersten?
Das kann manchmal passieren. 2022 war ein Jahr in dem sehr viel gedreht wurde, vor allem aufgrund der Corona-Auszeit. Da kann es sein, dass es anschließend zu einem Produktionsstau auf den Sendeplätzen kommen kann.
Sie durften für die Netflix-Produktion «The Spy» den Vater von Osama Bin Laden verkörpern. Wie bereitet man sich auf eine solche Rolle vor?
Wenn ich eine real existierende Person verkörpern soll, dann findet man im Internet unendlich viele Informationen, Videos und Dokumentationen dazu. Nachdem ich alles zur Geschichte des Mossad Agenten Eli Cohen und zur Person Muhammad bin Laden gesammelt hatte, stellte sich die Frage wie die Figur in der Serie aussehen sollte (Kostüm, Bart, Haare) und vor allem wie die Figur spricht. Da die Geschichte in vielen Ländern spielte (Israel, Syrien, Argentinien), aber alles auf Englisch gedreht werden sollte, entschied sich unser Regisseur Gideon Raff allen Schauspielern einen einheitlichen Akzent zu geben. Dazu bekamen wir Sound Dateien anhand derer wir den speziellen Akzent lernen mussten.
Aus dem Wissen einen mächtigen Unternehmer und Milliardär mit besten Verbindungen zur Politik zu spielen, (der zudem Vater von 54 Kindern ist ;), ergab sich für mich die unaufgeregte und unverwüstliche körperliche Haltung, die diese Figur haben musste und der alle Personen grenzenlosen Respekt zollen. Das heißt auch, das die Figur nicht laut sein muss um Autorität auszustrahlen. Meine Erfahrung bei vielen internationalen Produktion hat mir jedoch gelehrt, dass man maximale Flexibilität am Set mitbringen muss. Alles was man vorbereitet hat, kann schnell obsolet werden, da sich der Text, die Szene, die ganze Situation ändern kann.
Letztes Jahr z. B., drückte mir Guy Ritchie morgens am Set einen ellenlangen Monolog, in die Hand und sagte: „Ich habe gestern Nacht diese Szene geschrieben. Ich brauche sie. Und wir können sie nur heute drehen. Du hast 10 Minuten.“ Die Option es nicht zu schaffen gab es nicht. Das ist ähnlich wie beim Fußball: Vorbereitung schön und gut, aber „wichtig ist aufm Platz!“.
Erwarte also auch das Unerwartete.
«The Spy» ist eine Produktion mit dem Komiker Sascha Baron Cohen. Konnten Sie Cohen bei den Dreharbeiten kennen lernen?
Ich hatte mehrere Szenen mit Sacha Baron Cohen. Und die Zusammenarbeit hat extrem Spaß gemacht, denn er ist privat und am Set ein unfassbar lustiger und liebenswürdiger Mensch. Unser Regisseur musste ihn manchmal ausbremsen, weil das ganze Team vor lauter Lachen nicht mehr arbeiten konnte. Sobald aber „Action“ ertönte, spielte er die für ihn ungewöhnlich dramatische Figur des Mossad Agenten Eli Cohen mit Bravour, für die er nicht umsonst Golden Globe - nominiert wurde.
Vor vier Jahren wurde das Netflix-Original «Atiye» realisiert. Insgesamt hat das Format drei Staffeln bekommen. Wovon handelt die Serie?
Die Serie handelt von der ungeahnten Verbindung, die Menschen zu mystischen Orten und dadurch zu ihrer Vergangenheit haben können. Sobald man sich diese energetischen Kraft der Orte gewahr wird, ändert das die Vergangenheit und die Zukunft eines jeden Menschen. Mit ungeahnten Folgen für die Menschheit. Ich spiele hier einen milliardenschweren Unternehmer und Illuminaten, der mit aller Macht die Geschehnisse auf der Welt zu seinen Zwecken zu manipulieren versucht.
Türkische Serien sind ja sehr gut erzählt, teilweise laufen solche Formate auch am späten Abend im spanischen Fernsehen. Was macht diese Serien so spannend?
Türkische Serien werden übrigens in über 100 Länder gesehen und befinden sich weltweit an zweiter Stelle nach amerikanischen Serien.
Außerhalb der „westlichen Welt“, sind türkische Schauspieler mancher Serien in Südamerika, auf dem Balkan, in Nordafrika, im arabischen Raum und in vielen anderen Teilen Asiens richtige Stars mit teils lukrativen Werbeverträgen vor Ort. Die Faszination zu diesen Serien entsteht meiner Meinung nach aus dem hohen Identifikationspotential, das die Geschichten und Serienfiguren für die Zuschauer haben.
Themen wie Arm vs. Reich, hoch emotionale Liebesgeschichten im Kontext von Großfamilien, das Leben auf dem Land, unsichere wirtschaftliche und politische Verhältnisse etc. alles Dinge denen sie in ihrem Alltag begegnen. Ich behaupte, dass ein chilenischer Zuschauer sich eher in einer türkischen Serie wiederfindet als in einer deutschen.
Sie waren auch Teil von den «Känguru»-Spielfilmen. Kannten Sie die Werke von Marc-Uwe Kling im Vorfeld?
Ich hatte zufällig einen Monat vor der Anfrage - auf einer Autofahrt von München nach Hamburg - das Hörbuch zum ersten Mal angehört. Ich mochte es sehr und fand es obendrein sehr klug. Als dann kurze Zeit später die Rollenanfrage für „Otto von“ kam musste ich viel lachen und dachte mir: Hm, vielleicht sollte ich doch öfter Hörbücher hören. Wer weiss, ob das nicht wieder ein Rollenangebot auslöst…
Vielen Dank für die vielen Informationen!
«Wenn Papa auf der Matte steht» läuft am Freitag, den 12. Januar, im Ersten.
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