Fest steht schon jetzt: Der «Tatort» bleibt auch 2024 eines der beliebtesten Franchises im deutschen Fernsehen. Aber wie startet er ins neue Jahr?
Stab
Darsteller: Wotan Wilke Möhring, Franziska Weisz, Malik Blumenthal, Hanno Koffler, Janina Elkin, Gerhard Garbers
Musik: Florian Tessloff
Kamera: Frank Küpper
Drehbuch: Marija Erceg
Regie: Max ZähleDer neueste «Tatort» mit dem Titel «Was bleibt», mit dem Das Erste am Neujahrsabend das neue Krimi-Jahr einläutet, verspricht in seinem Handlungsabriss zunächst eine fesselnde Reise in die Vergangenheit von Kommissar Falke, gespielt von Wotan Wilke Möhring, und seiner Kollegin Julia Grosz, verkörpert von Franziska Weisz. Die Prämisse: Ein Unbekannter meldet sich bei Falke und fordert eine 20 Jahre alte Verpflichtung ein – wenig später, nachdem Falke seine Bitte ausgeschlagen hat, wird er tot aus der Elbe geborgen. Die Identität des Mannes bleibt zunächst nebulös.
Die emotionale Beteiligung der Hauptfigur ist damit schon ab der allerersten Minute so hoch wie selten in einem Krimi am Sonntagabend. Doch hinter den vielversprechenden Erwartungen verbirgt sich letztlich leider doch nur eine Geschichte, bei der man sich, wie so oft, zwischen Spannung und Langatmigkeit, Rätseln und Frustration, hin- und hergerissen fühlt.
Die Stärke des Films liegt dabei vornehmlich in der schauspielerischen Leistung von Wotan Wilke Möhring und Franziska Weisz. Beide bringen ihre Charaktere mit einer nachhaltigen Intensität zum Leben, die den Zuschauer in den Bann zieht. Möhring verleiht Falke eine tiefe, innere Zerrissenheit, während Weisz als Grosz ihre Rolle mit einer Mischung aus Stärke und Verletzlichkeit auskleidet, die weiterhin sehr gut gefällt. Die Chemie zwischen den beiden Schauspielern trägt dazu bei, das Interesse des Publikums aufrechtzuerhalten, selbst wenn die Handlung ins Stocken gerät – was leider ziemlich oft der Fall ist.
Denn schnell verliert der Film in seiner Erzählstruktur an Klarheit und Schwung. Die Idee, dass die Protagonisten in ihrer eigenen Vergangenheit graben müssen, um die Identität des Toten zu entwirren, ist ja an sich äußerst vielversprechend. Aber die Umsetzung wirkt oft konfus und bemüht und lässt den Zuschauer dabei mit einer Vielzahl von lose verbundenen Handlungssträngen zurück, die aus sich heraus nicht unbedingt Sinn ergeben. Die Handlung springt dabei allzu verwirrend zwischen verschiedenen Ereignissen und Erzählebenen, was dazu führt, dass der rote Faden der Geschichte zuweilen verloren geht.
Die Charakterentwicklung bleibt vor diesem Hintergrund leider ebenfalls oberflächlich. Der Unbekannte aus der Elbe, der den Ausgangspunkt der Geschichte bildet, bleibt trotz aller Bemühungen, seine Identität zu klären, eine bis zum Schluss äußerst undurchsichtige Figur. Auch die Motivationen und Hintergründe der anderen Nebencharaktere werden nur oberflächlich erkundet, was es dem Publikum schwer macht, eine emotionale Verbindung zu ihnen und damit auch zu diesem Stoff als Ganzem aufzubauen.
Die visuelle Gestaltung des Films kann dafür umso mehr gefallen. Die Kameraarbeit fängt die düstere Atmosphäre der Handlung ziemlich gut ein, und die Bilder von Hamburg und der Elbe verleihen dem Film eine angenehm unheimliche Ästhetik. Die Regie von Max Zähle bringt einen ansprechenden visuellen Stil in die Produktion, der dem düsteren Ton des Films entspricht. Doch insgesamt bleibt «Tatort – Was bleibt» eine zwiespältige Erfahrung. Die Schauspielerleistungen und die visuelle Gestaltung lassen einen hoffnungsvoll in das neue Krimi-Jahr blicken, während die unklare Handlungsstruktur und die oberflächliche Charakterentwicklung leider verhindern, dass der Film sein volles Potenzial entfaltet.
Der Film «Tatort – Was bleibt» wird am Montag, den 1. Januar um 20.15 Uhr im Ersten gesendet.
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