Der neue «Barcelona-Krimi» will ein Film-noir an der Küste Kataloniens sein. Hat er wirklich das Zeug dazu?
Stab
Darsteller: Clemens Schick, Anne Schäfer, Alexander Beyer, Edita Malovcic, Nico Rogner, Christoph Gawenda
Musik: Christopher Bremus
Kamera: Ralf Noack
Drehbuch: Catrin Lüth und Florian Hanig
Regie: Andreas HerzogFilm-noir-Elemente vor der sonnendurchfluteten Kulisse Barcelonas: Das würde man schon allein aufgrund des hellen und fröhlichen Settings nicht erwarten – erst recht nicht von einem Fernsehfilm, der im Ersten seine Premiere feiert und noch dazu aus einer Reihe stammt, die eher für ihre gediegene und oftmals ziemlich unspektakuläre Erzählweise bekannt ist. Leider gelingt es dem Film jedoch nicht, die hohen Erwartungen an dieses Genre zu erfüllen, und das Ergebnis fällt ziemlich enttäuschend aus.
Die Handlung dreht sich um einen Mord unter alten Freunden und entfaltet sich nicht ansatzweise so packend, wie es die Film-noir-Motive, mit denen der neue «Barcelona-Krimi» die Werbetrommel für sich rührt, suggerieren. Rückblicke in die legendären Partyzeiten einer Clique und die Enthüllung verborgener Geheimnisse sollen eigentlich eine dichte und spannende Atmosphäre schaffen, bleiben jedoch in ihrer Umsetzung flach und dienen nur als lauer Aufguss, um Kommissar Xavi Bonet (Clemens Schick) auch emotional in den Mittelpunkt des Geschehens zu rücken.
Die visuell ansprechende Strandkulisse von Barcelona, während sie an sich schön anzusehen ist, steht ohnehin in einem viel zu starken Kontrast zu den Film-noir-Elementen – denn selbst im absoluten Klassiker des Genres «Chinatown» wurde die helle Sonne Kaliforniens betont herunterreguliert, um eine düstere, bedrohliche Atmosphäre zu schaffen. Nicht so aber in «Barcelona-Krimi – Absturz», der trotz vermeintlich düsterer Elemente auf die pittoresken Stadt- und Strandaufnahmen nicht verzichten will. Dies führt zu einer Diskrepanz in der Stimmung des Films, die er gar nicht richtig auflösen will, was die Zuschauer in einer ambivalenten Ratlosigkeit zurücklässt und verhindert, dass in ihnen nachhaltige Emotionen geweckt werden. Anstatt die düstere und undurchsichtige Atmosphäre zu verstärken, wirkt die Umgebung oft als Ablenkung und raubt dem Film die Chance, eine wirkungsvolle Spannung aufzubauen.
Die Charaktere, einschließlich des Ermittlerduos, bleiben dabei merkwürdig oberflächlich und wenig durchdringend, was es dem Publikum erschwert, eine Verbindung zu den Figuren aufzubauen oder in ihre Welt einzutauchen. Die Kriminalgeschichte, die auf Schuldgefühlen, alten Kränkungen und Racheplänen basiert, verliert sich in einer eher vorhersehbaren und klischeehaften Entwicklung. Die Wendungen, die den Zuschauer fesseln sollten, wirken erzwungen und bieten wenig Überraschung.
Insgesamt enttäuscht «Barcelona-Krimi – Absturz» damit nicht zuletzt wegen seiner allzu vollmundigen Ankündigung, da es ihm nicht gelingt, die versprochenen Film-noir-Elemente effektiv umzusetzen. Die laue Geschichte und die mangelnde Integration von Spannungselementen machen den Film zu einer enttäuschenden Erfahrung, die weit hinter den Erwartungen zurückbleibt. Es fehlt an der nötigen Tiefe und Originalität, um sich von anderen Krimis abzuheben und das Publikum nachhaltig zu beeindrucken.
Der Film «Barcelona-Krimi – Absturz» wird am Donnerstag, den 7. Dezember um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.
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