Borowski auf Wacken? Wahrscheinlich hätte sich der Kieler «Tatort»-Kommissar sein 20. Dienstjubiläum anders vorgestellt...
Stab
Darsteller: Axel Milberg, Almila Bagriacik, Thomas Kügel, Bärbel Schwarz, Anja Schneider, Regine Hentschel
Musik: Martin Rott, Matthias Wolf und Martin Berger
Kamera: Aljoscha Hennig
Drehbuch: Agnes Pluch
Regie: Ayse PolatWas denkt man sich für das 20-jährige Jubiläum eines Ermittlers aus, der einen solchen runden Geburtstag wahrscheinlich gar nicht feiern würde und eher peinlich berührt wäre, wenn man ihn darauf anspräche? Vielleicht einen Film wie «Tatort – Borowski und das unschuldige Kind von Wacken», der sich ohne Frage als ein weiterer gelungener Fall für den eigenwilligen Kieler Ermittler Klaus Borowski, gespielt von Axel Milberg, präsentiert und ihn wie seine Kollegin Mila Sahin, gespielt von Almila Bagriacik, in das ungewöhnliche Setting des berühmten Wacken Open Air-Festivals führt, das alljährlich im Sendegebiet des NDR stattfindet.
Der Film beginnt mit der intensiven Suche nach der Mutter eines getöteten Säuglings, was die Kommissare zu den Toren des Heavy-Metal-Paradieses führt. Die Inszenierung des Wacken-Festivals, das in wenigen Tagen über das verschlafene Dorf hereinbrechen wird, bildet einen durchaus faszinierenden Kontrast zur traurigen Realität des Verbrechens. Die Spannung zwischen der kommenden Festivaleuphorie und dem tragischen Verbrechen verleiht dem Film eine durchaus einzigartige Dynamik, da kaum ein anderer Stoff am Sonntagabend in jüngerer Zeit von einer derart brachialen Gegenüberstellung zehren konnte.
Was Borowski als Tatort-Kommissar auszeichnet, zeigt sich auch in diesem Fall: Denn Axel Milberg verkörpert seine Figur wie gewohnt mit einer bemerkenswerten Mischung aus Professionalität und menschlicher Wärme. Borowski ist kein stereotyper Ermittler; er ist eigenwillig, tiefgründig und hinter seiner professionellen Fassade ein sehr mitfühlender Mensch, dem die Tragödien, die er in seinem Beruf erlebt, sichtlich zusetzen. Milbergs Darstellung verleiht Borowski dabei eine besondere Tiefe und Authentizität. Schnell zeigt sich, dass Borowski auch nach zwanzig Jahren trotz seiner langen Ermittlungskarriere nichts von seiner Faszination eingebüßt hat.
Die Chemie zwischen Borowski und seiner Partnerin Mila Sahin trägt ebenfalls zum Reiz des Films bei. Almila Bagriacik bringt einmal aufs Neue eine frische Energie in die Szenerie, und ihre Interaktion mit Milberg verleiht der Partnerschaft eine interessante Dynamik. Die beiden Ermittler ergänzen sich nicht nur in ihren Arbeitsmethoden, sondern auch auf persönlicher Ebene.
Die Handlung des Films entwickelt sich dabei sehr geschickt, wobei die Ermittlungen auf dem Festivalgelände sowie die Dynamik zwischen den Festivalvorbereitungen und der Suche nach der Mutter des getöteten Säuglings für einen spannenden Plot sorgen. Die Integration von Wacken als Kulisse verleiht der Handlung eine einzigartige Note und zeigt, dass der Kieler «Tatort» auch ungewöhnliche Settings erfolgreich in sein Format integrieren kann. Der Film bietet somit nicht nur eine solide Kriminalgeschichte, sondern wirft auch ethische Fragen auf, insbesondere im Kontext von Geheimnissen, Loyalität und den unterschiedlichen Facetten menschlicher Beziehungen. Die Charaktere werden nicht nur als Ermittler, sondern auch als Individuen mit eigenen Herausforderungen und Emotionen dargestellt – was diese norddeutsche «Tatort»-Reihe schon immer außergewöhnlich stark gemacht hat.
Der Film «Tatort – Borowski und das unschuldige Kind von Wacken» wird am Sonntag, den 26. November um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.
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