Für seine neue achtteilige Miniserie hat Netflix Werke von Edgar Allan Poe adaptiert. Ist das Format gelungen?
Kaum ein Autor konnte seine Leser je so fesseln wie Edgar Allan Poe, der Meister der amerikanischen Schauerliteratur des 19. Jahrhunderts, der Generationen von Schriftstellern dieses Genres prägte und dessen Werke gerade in den letzten Jahrzehnten vielfach adaptiert wurden – oft leider nur mit zweifelhaftem Erfolg.
Die neue Netflix-Miniserie «Der Untergang des Hauses Usher», deren Titel auf eines der berühmtesten Werke des Autors anspielt, hat sich dabei zum Ziel gesetzt, auf subtile und fesselnde Weise die düsteren Elemente von Edgar Allan Poes Geschichten einzufangen und sie in eine zeitgemäße, packende Erzählung zu verwandeln – ausgehend von einem Thema, das die Menschen in Amerika seit etlichen Jahren enorm bewegt: die Opioid-Krise, der schon Zehntausende Schmerzpatienten zum Opfer gefallen sind, denen von übereifrigen Ärzten und ruchlosen Pharmakonzernen Schmerzmittel mit hohem Suchtpotential angedient wurden.
Mit einer fesselnden Handlung, herausragenden schauspielerischen Leistungen und einer beeindruckenden visuellen Gestaltung ist diese Serie damit nicht nur ein absolutes Muss für alle Fans des Übernatürlichen und des Mysteriösen, sondern auch ein Blick hinter die Kulissen auf die Machenschaften der Pharmabranche.
Die Serie beginnt mit einer verstörenden Nachricht: Roderick Usher (Bruce Greenwood), in dieser Serie der skrupellose CEO des Pharmakonzerns Fortunato Pharmaceuticals, verliert innerhalb von nur zwei Wochen alle sechs seiner Kinder. Die Todesfälle sind von Anfang an von Geheimnissen und übernatürlichen Erscheinungen umgeben, und Roderick fühlt sich gezwungen, seinen alten Rivalen, den assistierenden US-Anwalt C. Auguste Dupin (Carl Lumbly), zu sich zu rufen, um seine Verbrechen zu gestehen und die wahren Gründe für den Tod seiner Kinder aufzudecken.
Was folgt, ist eine fesselnde Reise in die dunklen Abgründe der menschlichen Psyche und der Familiengeschichte der Ushers. Die Serie entfaltet sich über acht Episoden, jede mit einer einzigartigen Geschichte und einem eigenen Schwerpunkt. Die Erzählstruktur, die zwischen verschiedenen Zeitebenen hin- und herwechselt, verleiht der Handlung dabei eine zusätzliche Ebene der Spannung und Intrige.
Eine der herausragenden Qualitäten der Serie ist dabei die beeindruckende schauspielerische Leistung des Ensembles. Jeder Darsteller verkörpert seine Rolle mit einer Intensität und Tiefe, die die Zuschauer in die Welt der Ushers eintauchen lässt. Besonders hervorzuheben sind die Leistungen von Bruce Greenwood und Carl Lumbly, die gerade in den Verhörszenen ein packendes Katz-und-Maus-Spiel miteinander treiben: Die Chemie zwischen den beiden Darstellern ist spürbar und trägt maßgeblich zur Faszination der Serie bei, da so der Spannungsbogen stets straff geführt wird.
Die visuelle Gestaltung von «Der Untergang des Hauses Usher» ist ebenfalls bemerkenswert. Die düstere und unheimliche Atmosphäre, die durch geschickte Kameraarbeit und Set-Designs erzeugt wird, zieht die Zuschauer in ihren Bann. So entstand ein visuelles Fest für Fans des Schauer-Genres, voller Symbolik und Metaphorik, die auf subtile Weise in die Handlung eingewoben sind und ständig Anspielungen auf die weltberühmten Werke von Edgar Allan Poe einflechten. Ebenso wirkungsvoll ist die thematische Tiefe: «Fall of the House of Usher» erforscht Themen wie Schuld, Rache, erdrückende Familiengeheimnisse und den Preis von Macht und Reichtum. Die Serie regt zum Nachdenken an und lässt Raum für Interpretationen, was sie zu einem hervorragenden Gesprächsthema für die Zuschauer macht.
Gleichzeitig beweist die Serie Mut zur Innovation, indem sie Elemente aus Poes Geschichten aufnimmt und in eine zeitgemäße Erzählung einbettet. Dies verleiht der Serie einen einzigartigen Charakter und macht sie zu einer wirkungsvollen Hommage an den legendären Schriftsteller. Damit ist «Der Untergang des Hauses Usher» endgültig mehr als ein packender Genre-Stoff, sondern vielleicht das Serien-Highlight aus diesem Herbst.
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