Montags blickt Quotenmeter auf aktuelle Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops und ordnet diese ein. Heute stehen «Tagesschau», «Tagesthemen», «heute» und deren private Konkurrenz im Mittelpunkt.
Von 19 Nominierungen beim Deutschen Fernsehpreis 2023 der Sparte „Information“ gingen
nur neun an Formate des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, obwohl die Nachrichten-Übermittlung zur Kernkompetenz von ARD und ZDF zählen. Die Privatsender haben aufgeholt. RTL setzt seit einigen Jahren vermehrt auf Nachrichtenprogramm sowohl am Nachmittag als auch in der Primetime, die ProSiebenSat.1-Sender produzieren inzwischen die Nachrichten selbst. Sogar ein Streamingdienst (Prime Video) wurde mit dem Preis für die beste Doku-Serie bedacht. Den Hauptpreis in der Sparte gewann aber das öffentlich-rechtliche Fernsehen im Form der «Tagesthemen».
In den vergangenen Tagen standen die Nachrichtensendungen vermehrt im Mittelpunkt – aus zwei unterschiedlichen Gesichtspunkten. Zunächst gab es etwas zu feiern, denn Caren Miosga verabschiedete sich nach über 16 Jahren von den
«Tagesthemen». Ihre letzte Sendung, bevor sie ab dem kommenden Jahr den Sonntagstalk von Anne Will übernimmt, verfolgten 2,47 Millionen Zuschauer, was der höchsten Reichweite der vergangenen Woche entsprach. Das lag aber weniger an Miosgas Abschied als an der späteren Sendezeit Anfang der Woche, denn Das Erste platzierte die Nachrichtensendung zwischen Montag und Mittwoch erst nach «Babylon Berlin» weit nach 23:00 Uhr. Die Donnerstags-Ausgabe lief hingegen regulär um 22:15 Uhr.
Am Samstag und Sonntag waren die Nachrichten hingegen wesentlich gefragter aufgrund der aktuellen Ereignisse in Israel. Ein 15-minütiges
«Tagesthemen Extra» sorgte am Sonntagabend ab 22:09 Uhr für 4,24 Millionen Zuschauer, selbst um 23:24 Uhr sahen die reguläre Ausgabe noch 1,93 Millionen. Gewiss war für den Sonntag eigentlich ein anderer Ablauf vorgesehen, der mit den Landtagswahlen aus Bayern und Hessen gefüllt werden sollte, doch die Redaktionen versorgten die Menschen schnell mit den neuesten Infos aus dem Nahen Osten, ehe auf Hessen und Bayern umgeschwenkt wurde.
Bereits zuvor hatte Das Erste neben der verlängerten
«Tagesschau» um 20:00 Uhr auch einen
«Brennpunkt» gesendet. Das Informationsbedürfnis war an diesem Wochenende enorm. Die Hauptnachrichten sahen am Samstagabend 6,44 Millionen Zuschauer, der «Brennpunkt» um 20:15 Uhr kam auf 4,79 Millionen. Auch das ZDF lockte ab 19:00 Uhr mehr als drei Millionen Zuschauer mit einem
«ZDF spezial» zur Eskalation in Nahost an. Am Sonntag verfolgten den «Brennpunkt» sogar über acht Millionen, was aber daran lag, dass auf diesem Sendeplatz gemeinhin der «Tatort» zu sehen ist und viele Zuschauer auch deshalb die blaue Eins verfolgten. Nichtsdestotrotz sahen die «Tagesschau» am Sonntag um 20:00 Uhr 7,71 Millionen Zuschauer.
Auch RTL verzeichnete am Samstag einen Anstieg der Reichweite für die Hauptnachrichten von
«RTL Aktuell». Erstmals seit Anfang August verfolgten mehr als zwei Millionen Menschen eine reguläre Samstagsausgabe. Gegen den ARD-«Brennpunkt» hat das «RTL Aktuell Spezial» dann aber keine Chance. Der Kölner Sender kam nur auf 1,04 Millionen Zuschauer ab drei Jahren. Am Sonntag stand der Programmtag ganz im Zeichen der NFL, weswegen RTL auf längere Nachrichtenstrecken verzichtete und auch am Abend keine Sondersendung zeigte - für einen Sender, der sich inzwischen auch über Nachrichtenprogramm definiert, ist das ein durchaus bedenkliches Zeichen, zumal die Landtagswahlen keine Breaking-News-Situationen darstellten.
Auffällig: ProSieben und Sat.1 spielte im Bewusstsein der Menschen kaum eine Rolle. Zwar gingen die beiden Unterföhringer Senderschwestern an den vergangenen beiden Tagen mit ihrer
«:newstime» mehrfach in mehrminütigen Kurzausgaben auf Sendung, doch die Hauptsendungen verzeichneten keine signifikant höheren Reichweiten als an anderen Sams- und Sonntagen. Die «:newstime»-Ausgaben von Sat.1 erzielten um 20:00 Uhr jeweils weit weniger als eine Million Zuschauer. Am Samstag wurden sogar nur 0,43 Millionen Zuschauer gemessen. Ein zehn-minütiges «:newstime spezial» kam dann immerhin auf 0,67 Millionen Interessierte, wobei aber analog zur ARD und «Tatort» das gleiche für Sat.1 und die «Harry Potter»-Filmreihe gilt, die stets ein großes Publikum anlockt.
Für den Nachrichtensender Welt wiederum sind sich schnell entwickelte Großwetterlagen in der Weltpolitik ein Quotenfest. Am Samstag verzeichnete Welt einen überdurchschnittlichen Tagesmarktanteil von 2,4 Prozent in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen. Zuletzt generierte der Nachrichtensender einen solch hohen Wert am 24. Juni, dem Tag des Putschversuchs in Russland durch die Wagner-Gruppe. Besonders am Morgen war man Welt-Angaben zufolge besonders gefragt und fuhr einen Marktanteil von 9,5 Prozent ein. Die 15-stündige Livestrecke sicherte sich derweil 2,3 Prozent.
Die Werte zeigen, bestätigen somit durchaus das Bild des Deutschen Fernsehpreises, bei dem Welt, ntv und die ARD für „Beste Information“ nominiert waren. Die Nachrichtensender werden gezielt angesteuert. RTL und ProSiebenSat.1 wabert irgendwie mit, doch die Platzhirsche bleiben die Öffentlich-Rechtlichen, Kritik am Rundfunkbeitrag hin oder her. Einordnungen von Breaking-News-Situationen will man sich im Ersten und ZDF nicht entgehen lassen.
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