Mit ihrer vierten Staffel verabschiedet sich die beliebte Coming-of-Age-Serie an einem unerwarteten Tiefpunkt.
Als «Sex Education» 2019 startete, gelang es der Serie mit viel Humor und liebenswürdigen Charakteren, die allesamt von verschiedenen Teenagerproblemen geplagt wurden, die Herzen der Zuschauer im Sturm zu erobern. Insbesondere die ersten beiden und mit einigen Abstrichen auch die dritte Staffel schafften es sowohl schauspielerisch als auch erzählerisch vielfältige Themen auf ungezwungene Weise anzusprechen und hierdurch die Protagonisten allesamt weiterzuentwickeln. Staffel 4 hingegen wirkt nun hingegen wie ein krasser Gegensatz zu allem was diese Serie einst ausmachte, ist gezeichnet durch inkonsequente Handlungsstränge und strotzt nur so von Inkohärenz.
Die neue Schule, die Otis und zumindest einige wenige Figuren des ursprünglichen Casts nun besuchen, wirkt wie ein Schlaraffenland für die LGBTQ-Community oder je nach Betrachtungsweise auch das genaue Gegenteil davon. Scheinbar nur unweit der alten Schule befindet sich eine Einrichtung, an der, bis auf wenige Ausnahmen, alle Schüler von heterosexuellen Normen abweichen. Wirklich unterrichtet scheinen diese Schüler nicht zu werden, stattdessen sind alle mit Selbstidentifikation und Selbstreflexion beschäftigt. Durchaus fragwürdig ist der Umgang der Autoren mit diesen neu eingeführten LGBTQ-Charakteren, die allesamt wie Karikaturen und nicht wie eigenständige, reale Charaktere wirken. Glaubwürdigkeit und Authentizität fehlen gänzlich, es kommt unweigerlich die Frage auf, ob die hier gezeigte maßlose Überzeichnung der Personen als Kritik an der Generation Z verstanden werden soll oder die Autoren tatsächlich der Meinung sind, dass sie mit dieser gekünstelten „Superwokeness“ marginalisierten Gruppen in irgendeiner Art und Weise dienlich sind. Dass die Nebenhandlungsstränge der neu eingeführten Charaktere kaum bis gar nichts zur Haupthandlung beitragen und der Zuschauer, würde er diese überspringen auch nichts zum Verständnis der Geschichte Beitragendes verpasst, spricht ebenso für den Irrweg den die Geschichte mit dieser finalen Staffel beschreitet.
Auch abseits der neu eingeführten Charaktere stellt sich die Frage, was mit den einstigen Protagonisten geschehen ist. Otis wirkt wie ein eindimensionaler, zu Teilen gar gehässiger Charakter, der in vier Staffeln keinerlei Entwicklung durchgemacht zu haben scheint und die forcierte Trennung der einst besten Freunde Otis und Eric erscheint ebenso erzwungen, wie der Rest der Handlung. Einige Lichtblicke wie der Handlungsstrang um die Widerherstellung der Beziehung von Adam und seinem Vater vermögen es letztlich auch nicht mehr, der äußerst in die Länge gezogenen vierten Staffel viel Positives abzugewinnen.
Eine Menge unnötiges Füllmaterial, viele weitestgehend unaufgelöste Handlungsstränge und die fragwürdig forcierte und maßlos übertriebene LGTBQ-Storyline, die nirgendwo hinführt, machen aus dieser vierten Staffel eine der schwächsten Finalstaffeln in jüngster Erinnerung. Das hier Gezeigte ist in vielen Bereichen ein krasser Gegensatz zu dem, was die Serie einst ausmachte. Es wirkt künstlich, unauthentisch und teilweise geradezu lieblos geschrieben.
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