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Buchclub: ‚Warum Klasse zählt‘

Der bereits verstorbene Erik Olin Wright behandelt in seinem Sachbuch den Begriff der sozialen Klasse.

Das Buch "Warum Klasse zählt" stammt aus der Feder des US-amerikanischen Soziologen Erik Olin Wright und setzt sich mit dem Begriff der sozialen Klassen, ihrer Entstehung und ihren Merkmalen auseinander. Welche Auswirkungen hat es für das Leben der Menschen, in eine bestimmte Klasse hineingeboren zu werden? Wright, der als Professor an der University of Wisconsin-Madison lehrte, beschäftigte sich während seines gesamten akademischen Lebens mit diesen und ähnlichen Fragen. Sein Hauptforschungsgebiet war die marxistische Klassentheorie. Dieser setzte er ein neues Klassenmodell auf, das seither als bedeutendste sozialwissenschaftliche Neufassung der Klassentheorie gilt. "Warum Klasse zählt" umfasst den Aufsatz "Klasse verstehen" sowie ein ausführliches Interview mit dem Autoren darüber, warum Klassenzugehörigkeiten auch heute noch von Bedeutung sind.

Das Besondere an Wrights Klassentheorie ist, dass er den abhängigen Beschäftigten eine eigene "marketplace bargaining power" sowie "workplace bargaining power" zuschrieb. Anstatt sie, wie in der marxistischen Theorie üblich, als ohnmächtig gegenüber der ausbeuterischeren Klasse zu verstehen, räumt er der Arbeiterklasse also durchaus Möglichkeiten ein, ihre Arbeits- und Lebensverhältnisse mitzugestalten. Aufbauend auf dieser These, entwickelte Erik Olin Wright Grundsätze eines modernen demokratischen Sozialismus. Mit seinem Gesamtwerk zeigte er Strategien auf, wie die uns im Kapitalismus gegebenen Möglichkeiten genutzt werden können, um ebendiesen zu überwinden. Durch seine bahnbrechende Klassentheorie machte er sich auch auf internationaler Bühne einen Namen, war Präsident der American Sociological Association und Gründungsmitglied der Bewegung des "Analytischen Marxismus". Sein Werk wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Eric Olin Wright starb 2019, im Laufe seines Lebens hat er 15 Bücher und zahlreiche Artikel verfasst und gilt zurecht als einer der größten Klassentheoretiker des 20. Jahrhunderts und als Streiter für die Verwirklichung vermeintlicher Utopien im 21. Jahrhundert. In "Warum Klasse zählt" geht Wright noch einmal den drei großen Traditionen der Klassentheorie nach. Während die sogenannten Stratifizierungsansätze Klasse an den Eigenschaften und Lebensbedingungen der Einzelnen festmachen, definieren die weberianischen Ansätze Klassenzugehörigkeit anhand von Mechanismen der Chancenhortung und Hierarchisierung. Die marxistischen Ansätze dagegen sehen Klasse ganz klar durch Mechanismen der Ausbeutung und Herrschaft definiert. Im Buch beschreibt Wright seinen Versuch, diese Mechanismen zu verstehen und sie in ein Erklärungsmodell zu bringen. Dabei hat er immer sowohl die Wirkungen auf der Mikroebene - also die Klasseneffekte, die sich anhand der individuellen Eigenschaften äußern - als auch die auf der Makroebene - also die hervorgebrachten strukturellen Positionen auf dem Markt und in der Produktion - im Blick. Damit kann "Warum Klasse zählt" zu Recht als Meilenstein der Klassentheorie bezeichnet werden.
03.10.2023 12:52 Uhr Kurz-URL: qmde.de/145477
Sebastian Schmitt

super
schade


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