«After The Trial»: Wenn Geschworene zu Ermittlern werden
Der Fernsehsender Nine Network hat eine spannende Krimi-Geschichte verfasst, die trotz kleinem Publikum zu überzeugen wusste.
Die Reichweiten australischer Fernsehserien sind für deutsche Verhältnisse entsetzlich. Trotz 25,8 Millionen Einwohner lässt Australien die Quoten seiner Fernsehsendungen nur in den fünf großen Städten messen. Sydney, Melbourne, Brisbane, Adelaide und Perth sind die Gegenden, die das Fernsehverhalten auszeichnen. Am erfolgreichsten sind die Nachrichtenangeboten von Nine und Seen, fiktionale Projekte schlagen sich mit etwa 400.000 Zusehenden recht gut. Im Sommer 2022, also im Winter der Südhalbkugel, sendete Nine Network die sechsteilige Miniserie «After the Verdict».
Da die Verantwortlichen die Menschen im deutschsprachigen Bereich für etwas bescheuert halten, machte Paramount für die Veröffentlichung beim Streamingdienst Paramount+ «After the Trial». Im Mittelpunkt dieser Serie steht zunächst eine Sitzung von zwölf Geschorenen, die es nach dem englischen Rechtssystem durch die Historie des Landes vorsieht. Auch wenn das zeitweise lustig aussieht, dass erwachsene Menschen immer noch Perücken tragen, wenn sie über Mord verhandeln, tragen solche internationalen Produktionen zum guten Austausch der Kulturen bei.
Der Fall ist indes spektakulär und besonders: Belinda (Raelee Hill, («Event Zero») stürzt vom Dach ihres Hauses, weil sie kurz zuvor ihr Baby im Bauch verloren hatte. Hat Sie Selbstmord begangen, könnte die beschuldigte Heidi Lang (Tess Haubrich, «Alien: Covenant») ihre Chefin, die sie eben entlassen hat, geschubst haben oder doch Belindas Ehemann Paul (Nicholas Brown, «The Unlisted»)?
Von den zwölf Geschworenen stechen vier Personen ins Auge: Die geschiedene Clara (Michelle Lim Davidson, «Ben Elton Live from Planet Earth»), die lesbische Fleischerin Margie (Madga Szubanski, «Farscape»), der Immobilien-Verkäufer Ollie (Lincoln Younes, «Tangle») und der merkwürdige Lehrer Daniel (Sillivan Stapleton, «Blindspot»). Clara ist die Vorsitzende der Geschworene und hält die Wahl seit Wochen auf, denn bereits seit eineinhalb Monate müssen die Zwölf den Prozess beiwohnen. Als dann weiterhin ein Motiv fehlt, wird Heidi Lang doch freigesprochen.
Die vier Geschworenen kommen in ihr Leben zurück und bilden eine Whatsapp-Gruppe, wovon aber die übrigen acht Entscheider schnell aussteigen. Da es bei Clara, Margie, Ollie und Daniel privat nicht läuft, beschäftigt sie der Tod der Künstlerin weiter. Gerade die verzweifelte Clara ist es, die über eine Facebook-Gruppe der Heidi-Fans das Lieblingsrestaurant der freigesprochenen Angeklagte herausfindet und dort die übrigen vier Personen einlädt – und dann kommt natürlich auch kurz die Angeklagte vorbei. Nach australischem Recht dürfen sie sich zwar nicht über den Fall unterhalten, aber dennoch können sie sich einen netten Abend gönnen. Allerdings werden sie vom Wirt vertrieben, da sie den großen Tisch blockieren.
Aus diesem Grund geht es kurzerhand in die Wohnung von Heidi, die nur einen Katzensprung entfernt wird. Dort essen die Geschworenen Pizza und trinken sehr viel Wein. Clara rutscht heraus, dass sie mit ihrem Ehemann ein Geschäft aufbaute, der mit seiner Verkaufsleiterin durchbrannte und sich nun weigert, das ihren Anteil des Möbelladens auszubezahlen. Sie sagt, sie wünschte sich, dass dieser Laden abbrennen würde und darauf besuchte sie nachts diesen. Am nächsten Morgen – mit einem riesigen Kater – klopfte die Polizei an der Tür. Es gebe einen Vorfall, teilten die örtlichen Beamten mit, denn der Laden sei tatsächlich niedergebrannt.
Zu den Tätern könnte nur Daniel gehören, der keinen Alkohol trank und die betrunkene Truppe heimfuhr. Oder war es doch eher Heidi, die ihre Geschworenen in den Wahnsinn treiben möchte? Mit der Figurenkonstellation ist klar, dass «After the Trial» den Mord an Belinda aufklären möchte. Doch immer wieder wird das kurzweilige Sechs-Part-Event von zahlreichen Störfeuern, wie der Brand im Möbelladen unterbrochen. Die Frage ist allerdings, ob auch andere Menschen vom Verlust dieses Ladens profitieren. Könnte Heidi mit dem Brand eine Schneise zwischen Clara und ihrem Ex schlagen, sodass diese ihre Kinder nicht mehr sehen kann. Schließlich könnte ein weiterer Geschworene ihr Gesteckt haben, dass sie als einzige an der Unschuld zweifelte.
Die Machen Ellie Beaumont und Drew Proffitt haben eine solide bis sehr gute Drama-Serie entwickelt, die nach sechs Folgen abgeschlossen schien. Es ist auch wieder einmal schön, wenn solche Formate mit einem Knall enden und nicht erneut ein Handlungsfaden offen gelassen wird, sodass man dann doch noch eine zweite Runde nachschießen kann. «After the Trial» beweist aber auch, dass man mit niedrigen Zuschauerzahlen eine gute Fernsehserie umsetzen kann. Das Land hat oftmals keine besonders hohe Werte, sodass fiktionale Projekte auch auf Effektivität getrimmt werden müssen: Keine Greenscreens, keine Kameraflüge, keine Spezialeffekte – stattdessen muss die Storyline stimmen. Diese Geschichte kann man durchaus weiterempfehlen.
Das Problem dürfte nicht besoffen schreiben sein sondern einfach fehlende journalistische Grundlagen. Korrekturlesen, Quellen prüfen und teilweise auch erst mal Ahnung haben über was man schreibt.
Und auch Sprachgefühl wie man gute Texte schreibt. Teilweise werden ja Sachen aus dem englischen quasi wörtlich übersetzt, was zu Sätzen führt die niemand im Deutschen sagen würde. Oder dieser Satz heute: "In jeder Folge entwerfen sie erhabene Entwürfe". Positiv könnte man sagen das war der Versuch einer Alliteration, der aber daneben gegangen ist. Die Wahrheit dürfte aber eher fehlendes Sprachgefühl sein. Ich glaube sogar in der Schule lernt man, dass solche Doppelungen einfach zu vermeiden sind wenn man gute Texte schreiben will.
silvio.martin 27.08.2023 19:49 Uhr 6
Man könnte soviel dazu schreiben, denn es gibt mittlerweile kaum noch Artikel, die ohne Fehler auskommen, ob es ortographische, inhaltliche oder generell sprachliche Fehler sind. Die Texte wirken teilweise zusammengewürfelt, wirr, ergeben teilweise keinen Sinn oder sind unverständlich, siehe den heutigen Artikel zum Sirius Mörder, der für mich keinen wirklichen Sinn ergibt, vor allem, wenn man mit dem Thema noch nie in Berührung gekommen ist. Mir ist es einfach unbegreiflich, wie es dazu kommen konnte. Bisher war es ja eher ein ziemlich schleichender Prozess, aber in letzter Zeit verschlimmert sich die Qualität in so einem rasanten Tempo, dass einem Angst und Bange wird. Und das schlimmste ist, es gibt keinerlei Einsicht oder ein Fünkchen Besserung, im Gegenteil.
Nur so nebenbei, mir ist auch schon der Gedanke gekommen, dass die Texte teilweise von einer KI geschrieben werden könnten. Würde zumindest einiges erklären ;)
ThBeier 28.08.2023 16:56 Uhr 7
Mich würde mal interessieren wo ich die Serie sehen kann???
Bei Paramount + ist sie nicht gelistet und bei „Wer streamt es“ kommt das Ergebnis das sie bei KEINEM Anbieter zur Verfügung steht…
Es gibt 7 Kommentare zum Artikel
27.08.2023 19:32 Uhr 5
Das Problem dürfte nicht besoffen schreiben sein sondern einfach fehlende journalistische Grundlagen. Korrekturlesen, Quellen prüfen und teilweise auch erst mal Ahnung haben über was man schreibt.
Und auch Sprachgefühl wie man gute Texte schreibt. Teilweise werden ja Sachen aus dem englischen quasi wörtlich übersetzt, was zu Sätzen führt die niemand im Deutschen sagen würde. Oder dieser Satz heute: "In jeder Folge entwerfen sie erhabene Entwürfe". Positiv könnte man sagen das war der Versuch einer Alliteration, der aber daneben gegangen ist. Die Wahrheit dürfte aber eher fehlendes Sprachgefühl sein. Ich glaube sogar in der Schule lernt man, dass solche Doppelungen einfach zu vermeiden sind wenn man gute Texte schreiben will.
27.08.2023 19:49 Uhr 6
Nur so nebenbei, mir ist auch schon der Gedanke gekommen, dass die Texte teilweise von einer KI geschrieben werden könnten. Würde zumindest einiges erklären
28.08.2023 16:56 Uhr 7
Bei Paramount + ist sie nicht gelistet und bei „Wer streamt es“ kommt das Ergebnis das sie bei KEINEM Anbieter zur Verfügung steht…