«Einer muss sterben»: Zwei könnten es aber auch sein
Eine mexikanische Produktion soll das Portfolio von Paramount+ erweitern. Der Film von Manolo Cardona ist spannend.
Eine Insel, viel Wasser und ein geheimnisvolles Haus. Dort stranden gleich sieben Personen, die sich größtenteils nicht kennen. Ein Ex-Cop (Manolo Cardona, «Wer hat Sara ermordet?») befreit sich als erstes, danach bindet er die übrigen Personen los. Eine junge Frau (Lupe, Carla Adell, «Reise zum Mittelpunkt der Erde»), man kennt ihren Namen noch nicht, fragt nach ihrer Mutter (Martia, Maribel Verdu, «20 Years»)), die mit ihrem Vater (Esteban, Juan Carlos Remolina, «Wer hat Sara ermordert?») ebenfalls in einem getäfelten Raum gefangen ist. Dort stoßen sie auch auf einen Arzt (Armando, Dagoberto Gama, «Harina») und eine Frau (Teresa, Adriana Paz, «Chupa»), die scheinbar gerade auf Drogenentzug ist. Im Sessel sitzt ein alter Mann (Fernando Cecerril, «Fünffache Rache»), der seine besten Jahre hinter sich hat.
Schnell übernimmt der mexikanische Polizist die Führung in dem 93-minütigen Drama, das eine geniale Prämisse hat. Innerhalb von einer Stunde müssen die sieben Menschen eine Person auswählen, die sie zum Tode opfern. Daraufhin muss diese Person mit der Wahl einverstanden sein und niemand darf sich selbst nominieren. Sollten die sieben Gefangenen das Spiel nicht ausführen, werden alle sieben nach einer Stunde von zwei Scharfschützen hingerichtet. Doch schon nach wenigen Minuten die erste Enttäuschung, der alte Mann hat mit seinem Leben abgeschlossen und wird erschossen. Doch so einfach ist es nicht: Schließlich hat er die dritte Regel gebrochen. Sein Tod war also unausweichlich.
Die übrigen sechs Mitspieler werden in einen zweiten Raum gelockt, indem sie ein Rätsel lösen müssen. Es kommen pikante Themen auf den Tisch, beispielsweise eine Legende aus Mexiko, die zahlreiche Straftäter in Selbstjustiz überführte. Auch andere Geheimnisse kommen ans Licht, bei denen man sich fragt, woher der verantwortliche Entführer das alles wissen konnte. Schon recht schnell kann man sich fragen, ob alle Beteiligten die Wahrheit sprechen.
Es wird noch schräger: In einem dritten Raum werden sie an einem großen Tisch zum Essen gebeten. Dort sollen die Entführten zum Spaß des Entführers speisen und dann endlich ihre Wahl fortsetzen. Wer hier ausgewählt wurde, wird an dieser Stelle nicht gespoilert. Doch es entwickelt sich zunächst zu einem verbalen Kampf, denn die entführte Familie ist scheinbar gar nicht so unschuldig und gehört zu den reichsten Unternehmern in Mexiko, die zahlreiche Leichen im Keller haben.
Auch das Leben der anderen Akteure offenbart so einiges: So war der alte Mann eine Person, die gerne über Frauen hergefallen ist. Teresa hat scheinbar schon des Öfteren viel zu harte Drogen genommen und eine Person dabei scheinbar verletzt. Der Super-Doc Armando konnte zahlreichen Patienten nicht immer helfen und der Polizist hat auch nicht alle Fälle lösen können.
Schließlich wird aus einem verbalen Angriff auch einer mit einem Messer, weshalb man sich schon von der zweiten Person verabschieden muss. Doch dann wird es spannend, denn die übrigen Personen können fliehen und verschwinden in einem riesigen Irrgarten, der für einige den schnellen Tod bedeutet, für andere die Flucht nach vorne. Die zwei Attentäter, die im Auftrag eines übergeordneten Meisters oder Meisterin töten, bekommen nun deutlich mehr Screentime und verfolgen die Personen.
Man könnte meinen, dass sich das Genre von einem Thriller nun zu einem Action-Streifen ändert, denn schließlich geht es nicht mehr um das Lösen des Rätsels, sondern um Schnelligkeit und Action. Eine Person schafft es schlussendlich auch nicht in die Freiheit, sondern wird von ihrem eigenen Problem aufgefressen. Gerade im ersten Part muss man «Einer muss sterben» attestieren, dass dieser durchaus spannend war. Man muss aber auch hinterfragen, was bei der Produktion schiefgelaufen ist, dass man zwei Genres nacheinander abhakt.
Das Drehbuch stammt von gleich drei Personen: Gavo Amiel, Frank Ariza und Julieta Steinberg. Außerdem übernahm Hauptdarsteller Manolo Cardona auch noch die Regie und versucht allen übrigen Personen aus dem Ensemble sowohl die Sprech- als auch die Glanzzeit zu stehlen. Schlussendlich steckt in «Einer muss sterben» ein netter Thriller mit überraschenden Momenten. Es ist mit Sicherheit nicht mit einem guten Rätsel-Film wie «Glass Onion» oder Thriller-Horror á la «Saw» zu vergleichen, aber er bietet an einem drögen Sonntagnachmittag ein wenig Spaß.
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