Der «PUR+»-Moderator hat nun einen eigenen Podcast vom ZDF und möchte ein großen Themenspektrum abdecken.
Hallo Herr Mayer! Das ZDF hat nun auch einen Podcast mit Ihnen produziert. In sechs Folgen á 20 Minuten gibt es seit 26. Mai «Wissendrin mit Eric». Was machen Sie in dieser Sendung?
Ich tauche zu Korallen, fahre ohne gültiges Ticket mit der U-Bahn, steuere ein Auto in den Fluss…. Was man halt so macht, um die Hörer:innen mit auf eine Wissensreise zu nehmen. Es gibt Reportageelemente, Selbstexperimente, Interviews mit spannenden Menschen und auch persönliche Geschichten von mir, die klarmachen, warum mir ein bestimmtes Thema wichtig ist. Das Themenspektrum ist groß: Was ist Panik? Warum brauchen wir Korallen? Woher kommt Rassismus? Es gibt eigentlich nichts, woran wir uns nicht trauen.
Sie behandeln interessante Themen wie beispielsweise Scham. Wie kann man dieses Thema denn entsprechend diskutieren und erklären?
Gerade bei emotionalen Themen kann ich als Moderator eine Tür öffnen, indem ich Persönliches mit reinbringe. In dieser Folge gehts zum Beispiel um meine Klopapier-Kauf-Scham. Eigentlich witzig, dass mir Klopapier kaufen unangenehm ist, da rede ich drüber. Und mit einer Expertin bespreche ich, woher dieses Gefühl eigentlich kommt und wie wir mit Scham und Ängsten so umgehen können, dass wir uns besser fühlen und es uns stärker macht. Mein Ziel ist immer, dass die Hörer:innen hinterher schlauer geworden sind und ihren Horizont erweitert haben.
Der Podcast entstand in Zusammenarbeit mit dem Münchener Unternehmen Kugel und Niere. Was haben die Kollegen dazu beigetragen?
Die Kolleg:innen dort bringen eine enorme Erfahrung im Podcastbereich mit. Sie machen in Zusammenarbeit mit unserer ZDF-Redaktion die Scripte zu den Folgen, recherchieren Interviewgäste und übernehmen die komplette Audioproduktion. Die inhaltlichen Grundlagen kommen von uns beim ZDF, auch Teile aus den TV-Sendungen fließen ein. Ich habe im Produktionsprozess wirklich total viel gelernt, obwohl ich ja ursprünglich vom Radio komme, aber einen Podcast zu machen ist schon was ganz Eigenes. Ich freue mich riesig, endlich mal wieder vorm Mikro zu sitzen.
Sie sind seit 15 Jahren Moderator von «PUR+». Was waren die besten Aktionen, auf die Sie zurückblicken?
In über 500 Sendungen bin ich bisher in so viele Themen eingetaucht, habe so viele extreme Situationen erlebt und einfach wahnsinnig tolle Menschen getroffen, dass mir die Antwort auf diese Frage echt schwerfällt. Wirklich extrem waren zum Beispiel der Parabelflug, 48 Stunden Schlafentzug oder der Boxkampf gegen eine Boxweltmeisterin. Nachhaltig beschäftigen mich aber vor allem Gespräche, in denen ich die Lebenswelt meiner Gesprächspartner:innen kennenlernen darf, wie bei den Baumwollpflückerinnen in Indien oder den Tierschützern in Namibia. Nach unserer Sendung über einen Transjungen habe ich beschlossen, junge Menschen aktiv dabei zu unterstützen, ihre Identität frei und offen leben zu können. Ich engagiere mich deshalb nun für die COME OUT!-Stiftung, die das zum Ziel hat. Ich finde es toll, dass meine Arbeit mir Einblicke in Themenfelder ermöglicht, mit denen ich mich vorher vielleicht nicht so intensiv auseinandergesetzt habe.
Die Redaktion sprach davon, dass Sie immer wieder an Ihre Grenzen gehen. Welche großen Herausforderungen haben Sie schon meistern müssen?
In fast jeder Sendung gehe ich über meine persönlichen Grenzen hinaus, und das bringt mich immer auch persönlich weiter. Ob ich mich einen Tag lang durch eine der größten Höhlen Deutschland quetsche, mit Haien tauche, aus einem Flugzeug springe oder vor tausenden Menschen singen muss. Hinterher habe ich meist nicht nur viele neue Fakten, sondern auch jede Menge über mich gelernt.
Wie lange dauert eigentlich die Konzeption und der Dreh bis hin zur Postproduktion eines «PUR+»-Beitrags?
Das ist extrem unterschiedlich. Um zum Thema Tod in einem Hospiz drehen zu können, vergeht schon mal ein Jahr Recherche, auch das Begleiten eines Korallenaufbauprojekts in der Karibik erfordert monatelangen Vorlauf. Dagegen ist eine Sendung über Schlittschuhlaufen in ein paar Wochen gut durchgeplant und umgesetzt, und in der Coronazeit haben wir aktuelle Sendungen innerhalb von zwei Wochen produziert. Das ist aber die Ausnahmen, man kann meist von Minimum drei Monaten von der ersten Planung bis zur Ausstrahlung ausgehen. Oft sind unsere Zuschauer überrascht, wieviel Arbeit in 24 Minuten einer Wissenssendung steckt, aber unser Anspruch ist eben sehr hoch.
Im April haben Sie und Ihr Team auch einen YouTube-Kanal eröffnet. Sind Sie mit der bisherigen Entwicklung zufrieden? Nach einem Monat haben Sie etwa 1.000 Abonnenten.
Das Abonnentenwachstum läuft gut, und vor allem freuen wir uns über eine gute Watchtime. Das ist die Dauer, die ein Video angeschaut wird. So langsam werden wir auch von den Algorithmen entdeckt, die uns dann den User:innen vorschlagen. Unser Fokus richtet sich vor allem auf die Inhalte und Themen, die wir dort setzen wollen, wenn wir da alles richtig machen, wird der Kanal auch ein Erfolg.
Wie kommen Sie beim Schreiben Ihrer Sachbuch-Reihe für Kinder „Eric erforscht“ voran? Sind Sie mit der Arbeit zufrieden?
Nach drei Bänden pausiere ich damit erst einmal. Hätte ich vorher gewusst, wie aufwendig es ist, ein Buch zu schreiben, wer weiß, ob ich dann überhaupt angefangen hätte. In der Entstehungsphase habe ich über Monate immer nach Drehschluss und an den Wochenenden Illustrationen konzipiert, Texte geschrieben und mich durch viele Lektoratsrunden gebissen. Auch wenn ich den kreativen Prozess derzeit ein bisschen vermisse, fehlt mir dafür leider die Zeit.
Inzwischen moderieren Sie auch die 3sat-Sendung «Nano». Warum haben Sie sich für das zusätzliche Projekt entschieden?
Eine tägliche Wissenschaftssendung wie «Nano» ist für mich als Journalist unglaublich reizvoll. Jeden Tag suchen wir nach neusten Entwicklungen aus der Welt der Forschung und blicken auf gesellschaftliche Entwicklungen mit einer wissenschaftlichen Brille. Es ist wichtig und gehört zu unserem Kernauftrag als öffentlich-rechtlicher Sender, den Menschen die neuesten Fakten und Erkenntnisse verständlich näher zu bringen, damit sie die Welt um sich herum einordnen und sich eine fundierte Meinung zu ihr bilden können.
Sie haben in den vergangenen Jahren zahlreiche neue Projekte gestartet – gibt es auch einen Job, den Sie aufgegeben haben? Woher nehmen Sie die Energie?
Das Bücherschreiben ist wie gesagt erstmal auf Pause und auch einige Reportertätigkeiten im ZDF für andere Formate habe ich abgegeben. Alles auf einmal geht dann eben doch nicht immer. Aber sobald mich ein Thema selbst interessiert, stecke ich plötzlich doch wieder drin. Gerade konzipiere ich eine Familien-Bühnenshow über den Weltraum. Wie laut war es beim Urknall? Wie tief ist ein schwarzes Loch? Macht Riesenspaß und ich lerne selbst total viel - da kommt die Energie dann ganz von selbst.
Das hört sich spannend an. Danke für Ihre Zeit!
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