Montags blickt Quotenmeter auf aktuelle Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops und ordnet diese ein. Diesmal richtet sich der Blick auf das Sparprogramm von ProSieben und Sat.1, das teils schon jetzt gescheitert ist, und warum das absolut keine Überraschung ist.
ProSiebenSat.1-Chef, Bert Habets, neuerdings auch verantwortlich für das Segment Entertainment, nachdem vor einer Woche Wolfgang Link seinen Abschied angekündigt hatte, rechnet mit deutlichen Einschnitten für seinen Konzern, dem es wirtschaftlich aufgrund der seit geraumer Zeit vorherrschenden äußeren Faktoren nicht rosig geht. Geplant ist ein „Restrukturierungsprogramm“ (Stellenabbau), der Redundanzen und damit Kosten einsparen soll. Wie sehr man derzeit auf Kosteneinsparungen setzt, lässt sich auch am Programm von Sat.1 und ProSieben erkennen, das Doppel-Senderchef in den Sommermonaten laufen lässt. An Innovation ist es kaum zu unterbieten.
Bei ProSieben serviert man dem Publikum seit zwei Wochen am Dienstagabend
«Wer ist das Phantom?», das am 6. Juni mit 4,7 Prozent Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe scheiterte und eine Woche später sich mit 5,3 Prozent begnügen musste. Zu allem Überfluss wird die Wiederholung zusätzlich im Nachtprogramm und im Mittagsprogramm am Sonntag wiederholt – letzteres nur einmalig. Zwei weitere Folgen stehen in den kommenden Wochen noch aus, dann darf sich
«Local Hero» ein weiteres Mal beweisen. Von dem einstigen September-Flop, der seitdem im Archiv verstaubte, sind aber keine Quotensprünge zu erwarten. Zumal auch «Wer ist das Phantom?» sehenden Auges in die Quoten-Krise rannte. Schon die Erstausstrahlung im Herbst 2021 war kein Erfolg für die rote Sieben. Zwar generierten die ersten beiden Shows damals 11,5 und 10,6 Prozent, doch in Woche drei hielt man sich schon nur noch knapp über der Neun-Prozent-Marke, während das Finale gerade mal 7,8 Prozent einfuhr.
Gleiches gilt für
«Die! Herz! Schlag! Show!», die an den vergangenen beiden Mittwochabenden programmiert war. Bei der von Steven Gätjen moderierte Sendung zeigte die Quotenkurve bei der Erstausstrahlung im Sommer 2020 angefangen bei 11,3 Prozent klar nach unten. Nach vier Wochen standen nur noch 8,9 Prozent zu Buche. Noch schlechter sah es zuletzt bei der Zweitverwertung aus. In Woche eins kam man auf 6,0 Prozent, am vergangenen Mittwoch standen nur 3,5 Prozent zu Buche. Selbst für den sparenden Sender ProSieben zu wenig, der die Show geräuschlos aus dem Programm nimmt und fortan
«Schlag den Star» wiederholt. Das RaabTV-Format stand ohnehin schon in den Startlöchern und sollte ab dem 5. Juli das Programm mit Ausgaben aus dem vergangenen Herbst füllen. Nun schiebt man die Duelle zwischen Olivia Jones und Katja Burkard (21. Juni) und DJ Bobo und Joachim Llambi (28. Juni) ein.
Alte Produktionen – Neues Programm
Wie viel höher damit die Quoten ausfallen werden, ist aber weiterhin fraglich. Da die Shows bis 00:20 bzw. 01:30 Uhr dauern, erweist ProSieben seinem Publikum einen Bärendienst. Warum eine Sendung verfolgen, von der man entweder bereits den Ausgang kennt oder von der man weiß, dass man sie als berufstätige Person ohnehin nicht zu Ende schauen kann? Die Quoten dürften dadurch nicht gerade steigen. Die nächste Wiederholung,
«Balls – für Geld mache ich alles», fliegt im Übrigen durch «Schlag den Star» gleich mit aus dem Programm – vermissen wird sie kaum jemand, es hatte ohnehin kaum jemand eingeschalten.
„Neues“ wird ProSieben in den kommenden aber auch zeigen, denn am Donnerstag startet die vierte
«Beauty & The Nerd»-Staffel. Die Anführungszeichen wurden deshalb gesetzt, da es sich hierbei um im vergangenen Jahr produzierte Folgen handeln, die „aus produktionstechnischen Gründen“ damals nicht über den Äther ging und zwölf Monate geprüft wurde. Dass ProSieben sein Sommerprogramm mit neuer Altware füllt, ist nicht neu, sondern war bereits im vergangenen Jahr zu beobachten. Auch
«Das große Promi-Büßen» verbrachte zunächst einige Zeit im Archiv, ehe die Sendung von Sat.1 zu ProSieben geschickt wurde und dort meist einstellige Marktanteile in der Zielgruppe generierte.
Sat.1 oder ProSieben – Programmplanung vom Regen in die Traufe
Bei Sat.1 schlägt sich das geplante Sommersparprogramm durch die Ausstrahlung der Relegation und der All-Star-
«The Taste»-Staffel noch nicht so sehr nieder wie bei ProSieben. Doch auch beim Bällchensender wird das Show-Format
«Die Gegenteilshow» am Montagabend wiederholt. Mit gerade mal einer halben Million Zuschauern und 4,1 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe hätte der Start kaum schlechter verlaufen können. Im Nachgang wiederholte man
«Mein Mann kann» – jene Normalo-Version, die bereits im Vorabendprogramm ein Riesen-Flop war. Mit 1,6 und 2,0 Prozent wurde Sat.1 am 12. Juni erneut abgestraft.
Als Nachfolger von «The Taste» holt Rosemann
«Kühlschrank öffne dich!» zurück. Jene Show moderierte Alexander Kumptner im April 2022 wurde dann aber Corona-bedingt durch Alexander Herrmann ersetzt. Im Schnitt kam die Kochshow auf weniger als sechs Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen. Analog zu den schwachen ProSieben-Shows könnte auch bei Sat.1 demnächst eine kurzfristige Programmänderung für den Mittwochabend folgen. Zumal im Nachgang auch
«Doppelt kocht besser» in Doppelfolgen wiederholt wird. Auch jene Vorabendshow war ein Rohrkrepierer und holte zeitweise weniger als zwei Prozent Marktanteil. Warum man es erneut damit probiert, ist mit logischem Denken kaum zu erklären.
Sat.1 kann froh sein, dass man auch nach der Bundesliga-Relegation weiterhin Fußball im Programm hat. Ab Donnerstag, 22. Juni, überträgt man die deutschen Spiele der U21-Fußballeuropameisterschaft. Damit füllt man zwar zunächst nicht die Primetime, aber ein besseres Abschneiden als die Sommerprogrammierung von vier
«Lenßen übernimmt»-Folgen ab 18 Uhr ist den Spielen zuzutrauen. Es hat seinen Grund, dass Fernsehsender Show-Formate nur selten zur Primetime wiederholen – ein Grundsatz, der endlich nach Unterföhring durchdringen muss.
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