Am späten Freitagabend zeigt ZDFneo eine beeindruckende niederländische Neuinterpretation von Bonnie & Clyde, die auf wahren Ereignissen beruht.
Stab
Darsteller: Dilan Yurdakul, Yannick Jozefzoon, Nazmiye Oral, Siawaash Cyrroes, Murat Toker, Dalorim Wartes
Idee: Dilan Yurdakul
Drehbuch: Sarah Offringa, Arne Toonen
Regie: Arne Toonen
Kamera: Jeroen KiersKaum ein Verbrecherpaar ist wohl so legendär wie Bonnie und Clyde, die eine Schneise der Verwüstung durch Amerika gezogen haben und deren Raubzug von Arthur Penn im Jahr 1967 in einem unvergessenen Spielfilm porträtiert wurde. Die niederländische Fernsehserie «Bonnie & Clyde» knüpft nun gekonnt an diese Legende an und erzählt auf beeindruckende Weise die Geschichte eines Verbrecherpaares, das die Niederlande in Angst und Schrecken versetzt. Basierend auf wahren Ereignissen aus dem Jahr 2014 gelingt es der vierteiligen Serie, den Zuschauer von der ersten Minute an zu fesseln und in ihren Bann zu ziehen.
Die Handlung der Serie dreht sich um Esra (Dilan Yurdakul), eine junge Frau, die kurz vor dem Ende ihrer Haftstrafe steht. Bei einem Freigang entscheidet sie sich jedoch, nicht ins Gefängnis zurückzukehren, und flieht gemeinsam mit ihrem Freund Greg (Yannick Jozefzoon). Was zunächst als Versuch beginnt, ein normales Leben zu führen, entwickelt sich schnell zu einer kriminellen Odyssee, bei der die beiden immer tiefer in ein Netz aus Gewalt und Verzweiflung verstrickt werden. Auf ihrem Weg durch die Niederlande begehen sie eine Reihe von Verbrechen und werden bald als «Bonnie & Clyde» bekannt.
Die Darsteller beeindrucken dabei von der ersten Minute an mit ihren schauspielerischen Leistungen, die dem Zuschauer auf hohem Niveau das Seelenleben der Rollen offenbaren. Insbesondere die Hauptfiguren Esra und Greg werden dank des Talents ihrer Darsteller von Beginn an als plastische Figuren fassbar und mit sorgfältiger charakterlicher Tiefe und Authentizität zum Leben erweckt. Man spürt ihre inneren Konflikte, ihre Ängste und ihre Sehnsucht nach einem besseren Leben. Die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern ist spürbar und verleiht der Beziehung der Figuren eine glaubwürdige Intensität.
Die Inszenierung von «Bonnie & Clyde» ist nicht minder beeindruckend. Die Serie fängt die düstere Atmosphäre der Geschichte perfekt ein und schafft es, den Zuschauer in die beklemmende Welt der Protagonisten zu entführen. Die Kameraarbeit überzeugt dabei sowohl in den actiongeladenen Momenten als auch in den ruhigen, emotionalen Szenen mit großer Präzision.
Die vierteilige Struktur der Serie ermöglicht es dabei, die Geschichte und die Charaktere in angemessener Tiefe zu entwickeln, auch wenn man das Format trotz der Stückelung in unmittelbar aneinander anschließende einzelne Folgen ebenso als Spielfilm auffassen kann. Gleichzeitig enthüllt jede Folge neue Facetten der Figuren und treibt die Handlung mit einer angenehmen dramaturgischen Konsequenz voran, ohne dabei unnötig in die Länge gezogen zu wirken. So bleibt die Spannung konstant hoch, und der Zuschauer ist gespannt auf die weiteren Ereignisse.
Als besonders beeindruckend bleibt dabei im Gedächtnis, wie «Bonnie & Clyde» das Dilemma der Protagonisten einfängt. Obwohl Esra und Greg Verbrechen begehen, entwickelt man als Zuschauer von Anfang an eine gewisse Sympathie für sie. Man kann ihre Sehnsucht nach Freiheit und ihre Hoffnung auf einen Neuanfang spüren, auch wenn ihre Methoden zunehmend brutal und menschenverachtend ausarten. So stellt die Serie zugleich Fragen nach Verantwortung und den Grenzen der persönlichen Freiheit. Damit ist dem niederländischen Fernsehen und ZDFneo als Ko-Produzent mit «Bonnie & Clyde» eine beeindruckende Serie gelungen, die mit einer packenden Handlung, starken schauspielerischen Leistungen und einer eindringlichen Inszenierung überzeugt. Sie schafft es dabei gekonnt, den Mythos von Bonnie und Clyde in eine moderne, fesselnde Geschichte zu verwandeln und erzählt gleichsam universell von Recht und Unrecht, Freiheit und Verantwortung.
Die vier Folgen der niederländischen Serie «Bonnie & Clyde» sind am Freitag, den 16. Juni ab 23.15 Uhr bei ZDFneo zu sehen.
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