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«The Grand Tour: Eurocrash»-Kritik: Sightseeing in Osteuropa

In ihrem neuesten Special begeben sich Clarkson, Hammond und May auf einen vergleichsweise gemächlichen, aber durchaus unterhaltsamen Roadtrip hinter den eisernen Vorhang.

Für die gewählten Autos wurde diesmal kein übergeordnetes Thema vorgegeben, wenn auch "möglichst bescheuert" durchaus passen würde. Clarkson fährt in einem Mitsuoka Le-Seyde vor, einem japanischen Umbau des Nissan Silvia S13, der optisch wohl dem Barockstil nachempfunden wurde. Hammond hat einen Chevrolet SSR gewählt, eine für Chevrolet nicht gerade erfolgreiche Pickup-Roadster Kombination, die etwas unförmig und drollig daherkommt. Gänzlich den Vogel abgeschossen hat wie schon so häufig May mit seiner Fahrzeugwahl, der in einem Crosley convertible vorfährt und sich damit schon von Beginn an für einen nicht unbeträchtlichen Teil des Unterhaltungswertes der Sendung verantwortlich zeigt. Mit dem rund 70 Jahre alten Kleinstwagen, der laut Schätzung des Dreiergespanns nicht einmal mehr über 15PS verfügen dürfte, macht May seinem Spitznamen "Captain Slow" abermals alle Ehre.

Wenig überraschend findet die über 2000km lange Reise durch Osteuropa daher größtenteils in einem Doppel aus Clarkson und Hammond statt, während ein weit abgeschlagener May als Running Gag immer erst lange nach Einbruch der Dunkelheit an den Zwischenzielen ankommt und so praktisch die gesamten Sightseeing-Aktivitäten des Specials verpasst. Und diese haben allesamt durchaus ihren Charme, denn der Roadtrip von Polen über die Slowakei und Ungarn nach Slowenien, kann nicht nur mit wunderbaren Stadtaufnahmen von etwa Danzig oder Posen glänzen, sondern liefert auch fantastische Natureinblicke mit dem Highlight des Bleder Sees.

Humoristisch bleibt währenddessen alles beim Alten. May tuckert mit nicht einmal 50km/h über die Autobahn, wird dabei von zahlreichen LKW überholt, deren Winddruck ihn jedesmal fast von der Straße fegt und bei jeglicher Steigung wäre ein Schieben des lächerlich kleinen Autos sicherlich schneller vonstatten gegangen. Jeremys Gewicht ist ebenfalls mal wieder Aufhänger für einige Witze, so bleibt er etwa in einem Formel Easter Wagen stecken. Weil er laut eigener Aussage zu fett ist, um aus eigener Kraft wieder aus dem Rennwagen auszusteigen, muss zunächst von einem Team die gesamte Front des Rennwagens abgenommen werden. Auch Hammond erfüllt einmal mehr sein größtes Klischee und crasht mit dem Formel Easter Wagen, wobei hier diesmal, wie auch bei den restlichen Aktionen des Specials, praktisch alles durchgeskriptet erscheint.

«Eurocrash» ist weder sonderlich innovativ, noch abenteuerlich, gerade im Vergleich zu einigen früheren Specials. Vieles wirkt nach einem Sightseeing-Urlaub durch Osteuropa und gerade der Bereich Autos nimmt in dieser usprünglichen Autoshow immer weniger Platz ein. Trotz dessen vergeht die Spielfilmlänge wie im Flug, einige gelungene Gags, sowie die schön anzusehenden Städte- und Naturaufnahmen, reichen mit der allgegenwärtigen Chemie des Trios aus, um mit einem kurzweiligen Special recht gelungen zu unterhalten. Etwas forderndere und waghalsigere Schauplätze dürfen es beim nächsten Reiseziel allerdings schon wieder sein.

«The Grand Tour: Eurocrash» ist ab dem 16. Juni 2023 bei Amazon Prime Video abrufbar.
11.06.2023 10:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/142856
Marc Schneider

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Eurocrash The Grand Tour: Eurocrash

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