Kommissar Felix Voss wird im neuen «Tatort» von den Geistern der Vergangenheit heimgesucht. Reicht das für einen mitreißenden Film?
Stab
Darsteller: Fabian Hinrichs, Dagmar Manzel, Sina Martens, André Jung, Marita Breuer, Johannes Allmayer
Musik: Ina Meredi Arakelian
Kamera: Jakob Wiessner
Buch: Bernd Lange
Regie: Michael KrummenacherKommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs) wird von seiner Vergangenheit eingeholt: Heute ist er ein biederer Polizist, der das Verbrechen im Norden von Bayern bekämpft, aber früher, da war er mal ein Freigeist, und in jungen Jahren in eine Liebelei mit zwei seiner besten Freunde verwickelt – einem Mädchen namens Toni Hentschel und einem Mann namens Marcus Borchert (Pirmin Sedlmeir). Damals tanzten sie in Berlin die Nächte durch, lernten sich, einander und vor allem auch ihre Körper und Seelen kennen. Doch davon ist im heutigen Leben nicht mehr viel übrig, die drei haben sich fast ganz aus den Augen verloren.
Heute ist Felix Kommissar, Marcus Priester in einem kleinen verschlafenen bayerischen Dorf – und Toni ist tot, nach ihrem Selbstmord im vergangenen Winter. Felix erfährt erst jetzt davon, als Marcus ihn aus heiterem Himmel anruft und in das Dorf bittet, in dem er Pfarrer und Seelsorger ist. Er will dort einen Vortrag über Toni halten. Doch ehe er aus der Sakristei ins Kirchenschiff tritt, um dort wahrscheinlich Schockierendes zu erzählen, ertönt ein lauter Knall, und als Felix zu ihm rennt, kann er nur noch seine erstochene Leiche vorfinden.
Mit dieser spannungsgeladenen Ausgangssituation beginnt der neue «Tatort» am kommenden Sonntagabend, der seine Zuschauer auf eine tiefgreifende emotionale Reise ins Erwachsenwerden und die Trauer über die verlorene Jugend sowie die Wehmut des Vergessenen mitnimmt. Regisseur Michael Krummenacher inszenierte mit diesem Film somit nicht nur eine fesselnde Kriminalgeschichte, die gekonnt das private und berufliche Leben von Felix Voss miteinander verwebt und dabei tiefgründige Charaktere und deren persönliche Konflikte beleuchtet, sondern auch ein sehr einfühlsames Drama über einen Mann, der von seiner Vergangenheit eingeholt wird.
Eine der größten Stärken des Films ist dabei zweifellos die herausragende und besonders feinfühlige Zeichnung der Hauptfigur, die von der schauspielerischen Leistung von Fabian Hinrichs gekonnt unterstrichen wird. Mit subtiler Intensität verkörpert er in diesem «Tatort» einen Mann, der von seinen eigenen Gefühlen überwältigt wird und sich in einem inneren Konflikt zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart befindet. Hinrichs gelingt es dabei meisterhaft, die Zerrissenheit und den Schmerz seines Charakters spürbar zu machen, und er verleiht ihm eine bemerkenswerte Tiefe.
Auch die übrige Besetzung des Films brilliert mit erstklassigen Darbietungen. Pirmin Sedlmeir verkörpert den charismatischen Marcus Borchert in seinen wenigen Szenen mit einer faszinierenden Mischung aus Geheimnis und Verletzlichkeit, während Sina Martens in einer besonders fordernden Rolle durch eine große spielerische Stärke glänzt. Dagmar Manzel als Paula Ringelhahn ergänzt dabei als angenehm unaffektierter Ruhepol das Ensemble und sorgt für authentisch emotionale Momente. Neben der cleveren und wendungsreichen Handlung hält damit vor allem das spannende Figurengeflecht sowie die faszinierende Reise in die biographische Vergangenheit der Charaktere den Zuschauer eineinhalb Stunden lang im Bann dieses Films gefangen.
Der Film «Tatort – Hochamt für Toni» wird am Sonntag, den 4. Juni um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.
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