«1899»-Darsteller Pietschmann hätte gerne gewusst, wie die Serie weiterging. Doch nun verzaubert er die Zuschauer mit «Der Schatten».
Hallo Herr Pietschmann. Ab 2. Juni gibt es in der ZDFmediathek «Der Schatten» zu sehen. Die Serie beginnt mit einer Prophezeiung, die einen Tod voraussagt. Welches spannende Projekt haben Sie uns mitgebracht?
Ja, das ist doch ein interessanter Beginn für eine Serie, oder? Wird sich die Prophezeiung selbst erfüllen? Oder wird das nicht geschehen, weil die Protagonistin alles in ihrer Macht stehende versucht, die Erfüllung der Prophezeiung zu verhindern? «Der Schatten» ist eine spannende psychologische Thriller-Serie auf Grundlage des Romans von Melanie Raabe, die mit der individuellen Wahrnehmung von Realität spielt, den Zuschauenden viele Fragen stellt und zum Mitdenken einlädt.
Sie verkörpern den Performancekünstler Wolfgang Balder. Wie würden Sie Ihr Alter Ego beschreiben?
Wolfgang Balder ist ein Narzisst und Provokateur, der seine Kunst über alles stellt, auch über sich selbst. Nicht nur angesichts seiner lebensverkürzenden Krankheit möchte er sich mit seiner Kunst unsterblich machen.
Balder beauftragt die Journalistin Norah, dass diese ein Portrait über ihn schreibt. Dabei sind die beiden schon einmal aneinandergeraten. Nicht gerade die beste Voraussetzung?
Doch, gerade deswegen! Balder findet nichts langweiliger als Diplomatie. Er will sich nicht mit Bewunderern umgeben. Das würde ihn nicht herausfordern. Er will keine Gefälligkeiten, keine Hommage, sondern nur Ehrlichkeit und Wahrheit. Gerade weil Nora ihn bereits an anderer Stelle kompromisslos kritisiert hat, hält er sie für die richtige Journalistin, dieses Portrait über ihn zu schreiben. Sie leistet Widerstand und das imponiert ihm.
«Der Schatten» umfasst sechs Teile. Ist die Miniserie so spannend, dass man diese auf einen Rutsch durchschauen kann?
Ja, das denke ich auf alle Fälle. Aber ich habe da keine Empfehlung, manche möchten sofort am Ball bleiben und die Geschichte bis zum Ende verfolgen, andere nehmen sich lieber Pausen zwischen den einzelnen Folgen, damit das Erlebte Zeit zum Atmen hat. Das macht jede Person wie es für sie am besten ist.
Welche Miniserie hat Sie persönlich zuletzt sehr begeistert?
Ich hatte zuletzt leider zu wenig Zeit, die aktuellen Mini-Serien zu verfolgen. Aber das kommt wieder und ich freue mich darauf.
Die neue Serie «Der Schatten» basiert auf dem gleichnamigen Buch von Melanie Raabe. Kannten Sie das Werk vor der Fernsehadaption?
Nein, «Der Schatten» hatte ich noch nicht gelesen. Aber ich kannte schon das erzählerische Geschick von Melanie Raabe und die geheimnisvollen Stoffe, die sie erschafft, da ich schon Jahre zuvor bei der Hörbuchlesung ihres Romans «Die Wahrheit» und in ihrem Thriller-Hörspiel «Der Abgrund» mitwirken konnte.
Für Serien werden häufig Bücher adaptiert. Ist das eine bessere Grundlage für einen Stoff?
Nein, das kann man so nicht behaupten. Es gibt spannende, vielschichtige, innovative und erzählerisch anspruchsvolle Stoffe, die von vornherein für eine Fernsehserie entwickelt wurden. Da gibt es zahlreiche Beispiele und ich hatte schon verschiedentlich das Glück, bei solchen Projekten dabei zu sein.
Ihre Heimatstadt Würzburg ist filmisch kaum vertreten. Entweder werden vor Ort Komödien gedreht oder der enttäuschende «Die drei Musketiere». Würden Sie gerne einmal einen richtig guten Film aus dem Maindreieck sehen?
«Die Drei Musketiere» habe ich leider noch nicht gesehen. Mein Beruf hat mich bislang nur einmal kurz zurück nach Würzburg geführt und das war tatsächlich eine Komödie, «Lommbock», die der Würzburger Regisseur Christian Zübert dort gedreht hat. Ich hatte sehr viel Spaß dabei. In der Tat bieten Würzburg und Franken eine schöne und interessante Kulisse und ich würde mich freuen, wenn dort in Zukunft noch häufiger gedreht würde.
Netflix hat «1899» nach nur einer von drei geplanten Staffeln abgesetzt. Wissen Sie, wie es weitergehen sollte?
In der Tat weiß auch ich nicht viel mehr als die Zuschauer, die die erste Staffel bis zum Ende verfolgt haben und hatte mich sehr auf den Moment gefreut, wenn mir die neuen Bücher vorgelegt werden, weil ich weiß, in welch' unerwartete Abgründe uns die Fantasie von Jantje Friese und Baran bo Odar immer wieder führt.
Für die Dreharbeiten an «Kitz» durften Sie nach Österreich reisen. Bleiben solche Drehs in ganz besonderer Erinnerung?
Natürlich ist die Erinnerung an abgeschlossene Projekte auch immer mit den Drehorten verbunden. Ich liebe die Berge sehr und da waren die Drehorte von «Kitz» wie die Kitzbüheler Alpen und das Berchtesgadener Land schon etwas ganz besonderes für mich.
Grüße aus der Heimat!
«Der Schatten» ist ab 2. Juni in der ZDFmediathek zu sehen.
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