Montags blickt Quotenmeter auf aktuelle Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops und ordnet diese ein. Diesmal geht es um Reality-TV von RTL und das fulminante Musik-Spektakel aus Liverpool.
RTL füllte in der vergangenen Woche drei Abend in Folge mit Reality-Fernsehen. Seit Anfang des Monats läuft
«Bauer sucht Frau International» an gleich zwei Abenden und
«Der Bachelor» war auch in diesem Frühjahr ein Fixpunkt am Mittwochabend. In den kommenden Wochen wird Mario Barth ins Programm zurückkehren und aus RTL-Sicht hoffentlich bessere Einschaltquoten aufdecken. Denn das, was David Jackson für den Kölner Sender generierte, war von den Glanzzeiten früherer Tage in etwas so weit weg, wie Deutschland von einem guten Abschneiden beim ESC (dazu später aber noch mehr).
Auch wenn das «Der Bachelor»-Staffelfinale am vergangenen Mittwoch mit 10,8 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe zweistellig punktete, rutschte die Datingshow zuletzt auf bis zu 7,5 Prozent ab. Noch nie lief es so schlecht für die RTL-Sendung, die in diesem Jahr 20 Jahre alt wurde. In elf Folgen unterbot man sieben Mal die Zehn-Prozent-Marke, das gab seit 2012, als die Show wiederbelebt wurde, noch nie. Auch die Reichweiten sind im freien Fall. 2021 verbuchte RTL im Schnitt deutlich mehr als zwei Millionen Zuschauer pro Folge, im vergangenen Jahr lag der Zuschauerschnitt bei noch 1,94 Millionen. 2023 kämpfte man das ein oder andere Mal um die Eins vor dem Komma, sodass in der Endabrechnung nur 1,27 Millionen zu Buche stehen. Die Marktanteile auf dem Gesamtmarkt halbierten sich seit 2019 fast. Die letzte Vor-Corona-Staffel verbuchte 9,2 Prozent bei den ab Dreijährigen, in diesem Jahr waren nur noch 5,0 Prozent drin. Auch in der Zielgruppe blieb man in diesem Jahr mit 9,9 Prozent (vorläufig gewichtete Daten) einstellig.
Eine Ursache des Verfalls könnte in der angepassten Sendezeit liegen. In den vergangenen Jahren startete die Show jeweils im Januar und war Ende März beendet, in diesem Jahr ging es erst am 1. März los, was zumindest die geringeren Reichweiten erklären könnte. Das Ausmaß der Verluste ist aber dennoch enorm. Wenn man binnen zwei Jahren rund eine Million Zuschauer verliert, liegen die Probleme definitiv tiefer.
Nicht ganz so dramatisch ist der Quotenverfall für Inka Bause, dennoch läuft es für die internationale
«Bauer sucht Frau»-Version bislang schleppend. Der Staffelstart ging mit 9,8 und 8,1 Prozent in die Hose, vor sieben und sechs Tagen steigerte man sich immerhin auf 10,4 und 10,1 Prozent. Aber: Schaffte man im vergangenen Jahr stets mehr als drei Millionen Zuschauer pro Folge zu unterhalten, scheiterte man bislang in jeder Ausgabe an dieser Marke. Das ist insofern bemerkenswert, da es gegenüber 2022 keine Änderung im Ausspielungszeitraum gibt. 2022 ging «Bauer sucht Frau International» am 25. April los, in diesem Jahr fiel der Startschuss am 1. Mai. Ein abschließendes Urteil über die aktuelle Staffel ist natürlich noch nicht möglich, RTL sollte aber aufpassen, nicht zu lange aufs selbe Pferd zu setzen. Das Gute ist aber, dass Reality-TV-Alternativen auf der hauseigenen Streamingplattform haufenweise zur Verfügung stehen.
ESC so stark wie seit Lenas Teilnahme nicht mehr
Neben Reality-Fernsehen von RTL stand auch wieder der
«Eurovision Song Contest» an, den am Samstag allein im Ersten 7,45 Millionen Zuschauer verfolgten. Damit verzeichnete der öffentlich-rechtliche Sender einen Zuwachs von über 900.000 Musikfans im Vergleich zum Vorjahr, als 6,54 Millionen die Übertragung aus Turin einschalteten. Bemerkenswert hoch fiel auch die Einschaltquote bei den 14- bis 49-Jährigen aus, denn dort wurden 53,4 Prozent gemessen. Mehr als 50 Prozent Marktanteil waren letztmals im Jahr 2011 drin. In jenem Jahr fand der Komponisten-Wettbewerb in Deutschland statt und Lena Meyer-Landrut performte mit „Taken by a Stranger“ ein zweites Mal. Damals wurden mit 7,34 Millionen 14- bis 49-Jährigen 59,1 Prozent gemessen. Bei ihrem Sieg schalteten 8,38 Millionen Jüngere ein und 61,6 Prozent standen zu Buche. In diesem Jahr reichten bereits 3,23 Millionen für die tolle Quote – ein weiterer Beweis dafür, wie sehr sich das TV-Verhalten des Publikums in den vergangenen zehn Jahren verändert hat.
Die Gesamtreichweite war im Übrigen die größte seit Beginn der Pandemie. 2019 kam die Veranstaltung aus Tel Aviv auf 7,71 Millionen deutsche Zuschauer. Rotterdam und Turin kamen in den beiden Jahren zuvor auf jeweils 6,54 Millionen. In Israel bewegte sich die Reichweite zuletzt über drei Millionen junge Zuschauer, in den beiden Vorjahren musste sich Das Erste mit jeweils deutlich weniger als drei Millionen begnügen. Im kommenden Jahr dürfte es in Schweden zu einem erneuten ESC-Fest kommen, die EBU wird es sich sicherlich nicht nehmen lassen, den ABBAs Sieg vor 50 Jahren im Heimatland der Band gebührend zu feiern - spektakuläre Quoten inklusive.
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