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Mehr Akzeptanz für den Rundfunkbeitrag!

Der Rundfunk Berlin-Brandenburg verschwendete Millionen. Gleichzeitig ist das öffentlich-rechtliche Fernsehen beliebt wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Eine schwierige Diskussion über die Senkung, Beibehaltung oder Erhöhung der ehemaligen GEZ.

Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie wuchs das Vertrauen der deutschen Zuschauer in das Angebot von der ARD und dem ZDF. Die «Tagesschau» erfreute sich über höhere Reichweiten, die Filme am Donnerstag liefen richtig gut und selbst die Dauerwiederholungen der «Rosenheim-Cops» waren im Pandemie-Frühjahr immer wieder ein netter Grund, um sich von der schrecklichen Wirklichkeit abzulenken. Man kann unterm Strich durchaus sagen, dass die Deutschen so viel öffentlich-rechtliches Fernsehen schauen, wie seit 20 Jahren nicht mehr.

Patricia Schlesinger, Intendantin des Rundfunk Berlin-Brandenburgs (01.07.2016 – 04.08.2022) riss dies in ihrer zweiten Amtszeit wieder ein. Schlesinger und ihr Team gaben nicht nur unnötige Millionen für Büro-Details aus, sondern verstießen gegen zahlreiche Compliance-Maßnahmen. Vor allem die Geschäfte zwischen der früheren «Panorama»-Moderatorin und den deutschen Immobilienunternehmer Wolf-Dieter Wolf, der zusätzlich noch im rbb-Verwaltungsrat saß, machte die Sache nicht weniger undurchsichtig – das werden schlussendlich noch Gerichte klären.

Obwohl die Beträge von Schlesinger und ihrem Team im Verhältnis gering ausfallen, ist das Misstrauen in der Bevölkerung größer geworden. Durch die Inflation, ausgelöst durch die Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine, sind viele Gebührenzahler ohnehin stärker belastet. Ein weiteres Mal an den Stellschrauben des Rundfunkbeitrags zu drehen, erscheint dreist. Vor allem weil die Intendanten, die bis zu 400.000 Euro im Jahr bekommen, noch nie an einer Kürzung gearbeitet haben. Nur durch die Umstellung auf die Haushaltspauschale konnte der Beitrag zwischenzeitlich gekürzt werden.

Für Intendanten und Direktoren ist der öffentlich-rechtliche Apparat eine Vollversorgungsstelle. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk will jede Lebenslage in Sachen Unterhaltung lösen. Die Kinder bekommen den KIKA, für die Jugendlichen wurde funk eingerichtet und die ab 40-Jährigen schauen dann schon wieder Das Erste und das ZDF. Dazu benötigen alle neun ARD-Anstalten und das ZDF riesige Prestigegebäude. Vor allem der Westdeutsche Rundfunk Köln ist mit seinen Arkaden, seinem Hauptgebäude am Wallrafplatz, dem Archivhaus, dem Filmhaus, das Forum, das 1Live-Haus und noch weiteren Gebäuden in der Kölner Innenstadt stark vertreten. Zwischen Gericht, Minoritenkirche und Oper hat sich der WDR in bester Lage breit gemacht.

Der WDR liefert große Teile für Das Erste, betreibt das WDR Fernsehen und elf halbstündige Lokalausgaben. Der Bayerische Rundfunk unterteilt sein Programm gerade einmal in «Abendschau – Der Süden» und «Frankenschau aktuell». Die gesamte fränkische Region wird zwischen Aschaffenburg und Hof nur in einer Sendung abgefrühstückt, für über vier Millionen Zuschauer reicht diese Lokalsendung. Dafür steckt BR Fernsehen viel Geld in seine eigene Vorabendserie «Dahoam is Dahoam».

Eines eint die neun regionalen Anstalten der ARD: Sie unterhalten immer noch mindestens fünf Radiosender, dazu kommen auch zahlreiche digitale Programme. Mit der heutigen Technik ist es allerdings möglich, die Kosten beim Radio massiv zusammen zu kürzen. Das deutsche Radio benötigt neben den Angeboten von Deutschlandfunk ohnehin nur einen Kultursender, eine Klassikkanal und vielleicht noch eine Pop-Welle. Regionale Informationen kann man im jeweiligen Sendegebiet zuschalten, das ist kein Hexenwerk.

8,263 Milliarden Euro haben ARD, ZDF und Deutschlandradio jährlich an Budget. Aufgrund der zahlreichen Einwanderer ist die Tendenz durch die Integration stark steigend. Allein die Gebühreneinzugszentrale kostet im jährlichen Unterhalt 200 Millionen Euro, auch große Sportrechte wie die Fußball-Weltmeisterschaften sind im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gesetzt. Bei recht überschaubaren Investitionen wie der Frauen-Weltmeisterschaft halten sich ARD/ZDF bis zum letzten Moment zurück, bei der Männer-WM werden alle Sportveranstaltungen ohne Wenn und Aber lizenziert. Als Discovery damals die Olympischen Spiele wegschnappte, zahlten ARD und ZDF Millionen an Eurosport. Die Erkenntnis der Beobachter: Der Live-Sport wurde lediglich auf den öffentlich-rechtlichen Kanälen gesendet, die Discovery-Tochter hatte fast keine Zusehenden. Ohne das Budget hätte Discovery damals ordentlich draufgelegt.

Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Thema Fußball: Egal ob Bundesliga-Highlights, Live-Spiele des DFB-Pokals oder andere Events rund ums Leder: Es wird gezahlt, was nötig ist. Man sollte tatsächlich hinterfragen, warum erst die «Sportschau» die Bundesliga-Highlights zeigt und dann das ZDF. Online bieten ebenfalls beiden Anstalten die Highlights an. Dass das ZDF dem Privatsender Sport1 die DFB-Pokal-Rechte aus der Hand gerissen hat, ist eine weitere Farce. Schließlich ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk eigentlich für das da, was die privaten Sender nicht leisten können.

Angesichts der hohen Reichweiten und den tollen Aufrufen in den verschiedenen Mediatheken können die Intendanten in zahlreichen Diskussionen auch einmal etwas selbstbewusster auftreten. Warum muss sich beispielsweise der ARD-Vorsitzende Prof. Dr. Kai Gniffke bei der Gebühren-Diskussion wegducken und Ausreden bedienen, wenn das Zuschauerplus klar erkennbar ist? Scheinbar wird der Rundfunk geschaut, weshalb eine Forderung der Anstalten ja durchaus legitim ist. In der gesamten Diskussion um den Rundfunkbeitrag muss man aber auch eines festhalten: Das Privatfernsehen wird nicht besser, wenn die Gelder des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zusammengestrichen werden.
01.05.2023 11:54 Uhr Kurz-URL: qmde.de/141693
Fabian Riedner

super
schade

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Tags

Tagesschau Rosenheim-Cops Panorama Abendschau – Der Süden Frankenschau aktuell Dahoam is Dahoam Sportschau

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