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«Diplomatische Beziehungen»: Zum Glück ziemlich undiplomatisch

Keri Russell spielt die Hauptrolle in einer neuen Netflix-Serie, die sie als US-Botschafterin nach Europa führt. Überall Intrigen und schwierige Beziehungen. Macht das eine gute Serie aus?

Hal Wyler (Rufus Sewell) ist eine Legende im Außenministerium der USA. Er war in seiner langen Laufbahn schon auf vielen schwierigen Posten und hat jedem von ihnen seinen unverkennbaren Stempel aufgedrückt und dabei für die Länder, in denen er tätig war, und die Interessen der USA viel Gutes getan. Auch seine Frau Kate (Keri Russell) ist Spitzendiplomatin, die schon einiges bewegt hat. Eine solch enorme Bewunderung wie ihr Ehemann genießt sie jedoch nicht: die klassische zweite Geige also. Doch jetzt ist ihr Moment gekommen.

Denn die Netflix-Serie «Diplomatische Beziehungen» erzählt nun vor allem ihre Geschichte, da sie bereits in der ersten Folge unverhofft als neue US-Botschafterin in Großbritannien ins Rampenlicht tritt – einem der prestigeträchtigsten Posten, den es überhaupt zu verleihen gibt. Ihr Ehemann folgt ihr und tut sich schwer in seiner neuen Rolle als Anhängsel seiner Frau. Von nun an verbindet die Serie politische Intrigen und internationale Krisen mit den persönlichen Beziehungen und Herausforderungen, die die Protagonisten meistern müssen.

Serien im Diplomaten-, Polit- und Militärmilieu sind im amerikanischen Fernsehen natürlich keine Seltenheit – klar, schließlich sind diese Themenfelder auch im tatsächlichen Alltag oft nicht undramatisch, weshalb sich Geschichten um Intrigen und schwierige Entscheidungen, bei denen viel auf dem Spiel steht, in großem Umfang ergeben. Bisher konnten trotz guter Zuschauerzahlen in den USA aber nur wenige von ihnen wirklich internationale Hits werden – zu speziell sind die politische Kultur Amerikas sowie die Rahmenbedingungen, unter denen dieses Land Außenpolitik betreibt, als dass sich auch Zuschauer in Europa und anderswo dafür erwärmen könnten.

«Diplomatische Beziehungen», das klar für ein internationales Publikum gedreht wurde und bei Netflix also eine passende Heimat gefunden hat, stellt deshalb vor allem politische Komplotte in den Fokus, die nicht nur die USA, sondern auch ihr weites Netzwerk aus Verbündeten in der westlichen Welt bedrohen. Das schafft Identifikationsräume und funktioniert auch als dicht erzählte Geschichte. Zudem ist die Serie mit Keri Russell, bekannt aus der Polit-Thriller-Serie «The Americans», in der Hauptrolle als Kate Wyler und Rufus Sewell als ihr Ehemann Hal Wyler sehr gut besetzt. Die beiden Schauspieler liefern starke Leistungen und verleihen ihren Charakteren Tiefe und Komplexität. Die Nebendarsteller überzeugen ebenfalls und unterstützen die Handlung auf effektive Weise.

Gleichzeitig sind manche Handlungsstränge manchmal etwas vorhersehbar und viele rasante Wendungen, die vor allem zum Ende der Folgen hin auftauchen, werden allzu schnell wieder aufgelöst. Etwas mehr Spannung hätte der Serie punktuell damit gutgetan, um den Zuschauer wirklich in den Bann zu ziehen. Trotzdem gelingt es «Diplomatische Beziehungen», mit seinen politischen Intrigen und dem lässig geschriebenen persönlichen Beziehungsgeflecht zu fesseln und beide Anspräche gut miteinander in Einklang zu bringen. Das ist nicht immer sonderlich diplomatisch – und somit genau die richtige Mischung.

Die Serie «Diplomatische Beziehungen» wird ab Donnerstag bei Netflix gezeigt.
19.04.2023 11:20 Uhr Kurz-URL: qmde.de/141631
Oliver Alexander

super
schade


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Diplomatische Beziehungen The Americans

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