Netflix hat eine neue Serie über einen Mann aus Florida im Programm. Urlaubsfeeling wird dabei wohl nicht aufkommen, doch das scheint auch genau so gewollt.
Florida ist das Land von Sonne, Meer und tropischen Temperaturen. Gleichzeitig wohnt dort auch dem Vernehmen nach ein ganz bestimmter Menschenschlag: schießwütige Trump-Wähler und durchgedrehte Hinterwäldler zum Beispiel. Diese Stereotypen bedient die Netflix-Serie «Florida Man» nur allzu gerne. Leider schafft sie es dabei jedoch nicht, den richtigen Ton zu treffen und lässt den Zuschauer eher verwirrt zurück, ob er nun lachen oder weinen soll.
Die Serie handelt von Mike Valentine (Édgar Ramírez), einem ehemaligen Polizisten, der gezwungen wird, nach Florida zurückzukehren, um die Freundin seines Mafiabosses zu finden, bei dem er wegen seiner Spielsucht in der Kreide steht. Gleichzeitig hat Mike schon lange eine Affäre mit der jetzt auf einmal verschwundenen Freundin seines brutalen Gläubigers, was die Sache emotional natürlich noch viel komplizierter macht. Was als schneller Job beginnt, an dessen Ende Mikes Freiheit aus den Fängen der Mafia winkt, wird jedoch schnell zu einer Reise in Mikes schmerzhafte Vergangenheit, die er eigentlich für immer hinter sich lassen wollte, als er Florida einst verließ.
Mit Anthony LaPaglia als Mikes Vater Sonny Valentine, dem australischen Supermodel Abbey Lee als die verschwundene Delly West, und Otmara Marrero als Mikes Schwester Patsy sieht die Besetzung der Serie zunächst sehr vielversprechend aus. Doch leider ist das Drehbuch nicht überzeugend: Denn die Serie scheint sich nie wirklich entscheiden zu können, ob sie nun in erster Linie ein Drama oder eine Komödie sein will: Der skurrile Spielort lädt freilich zu reichlich Comedy ein, während die schweren Schicksalsschläge, die die Figuren permanent heimsuchen, nicht wirklich Anlass für Lacher bieten.
Durch diese schwierige Gemengelage, die nie vollends aufgelöst wird, fällt es dem Zuschauer schwer, die richtige Stimmung zu erfassen. Einige Szenen sind sehr lustig und absurd, andere sind sehr ernst und tragisch. Die Serie scheint auch Schwierigkeiten zu haben, ihre Charaktere zu entwickeln und ihre Motivationen verständlich zu erklären, was «Florida Man» mitunter ziemlich verwirrend macht. Darüber hinaus scheint die Serie all die bekannten Stereotypen, die mit Florida assoziiert werden, nur allzu gerne zu bedienen. Die Figuren werden oft als schießwütige Rednecks oder als Verrückte dargestellt, die zu allem fähig scheinen, wodurch sie oft flach und wenig glaubwürdig wirken.
Besonders positiv im Gedächtnis bleibt hingegen Hauptdarsteller Édgar Ramírez, der seine Figur mit sichtlich viel Herzblut spielt und ihr in all dem kuriosen Irrsinn, der sie ständig umgibt, ob in Philadelphia oder in Florida, eine große Herzenswärme angedeihen lässt. Mit ihm hat die Serie immerhin ein Zentrum, das sie ein bisschen erdet und dem Zuschauer einen gewichtigen Anker bietet. Doch leider mündete «Florida Man» trotz der interessanten Prämisse und einiger überraschender, gut geplotteter Wendungen unaufhörlich in eine Enttäuschung.
Die Serie «Florida Man» ist bei Netflix zu sehen.
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