Die Schauspielerin erzählt von ihrem neuen «Herzkino»-Projekt und schwärmt vom «Rose Rosen»-Dreh in Lüneburg.
Hallo Frau Honert. In dem neuen «Rosamunde Pilcher»-Spielfilm verkörpern Sie eine Bootsbauerin, die die auf einen Versicherungsagenten trifft. Worauf kann sich das Publikum bei dieser Figurenkonstellation einstellen?
Dieser Film entspricht eher nicht dem klassischen «Pilcher», sondern streift in weiten Strecken das Krimi-Genre. Von der visuellen Umsetzung und der Inszenierung her, ist er anders, als das was man bisher von diesem Format kennt. Aber natürlich sind alle Grundsäulen des «Pilchers» geblieben: die atemberaubenden Küsten Cornwalls, der bezaubernde britische Flair und natürlich die Liebe. An der Rolle der Bootsbauerin „Helen“ reizte mich insbesondere, dass ich endlich eine Frau spielen durfte, die einem handwerklichen Beruf nachgeht. Ich gehe darin auf, wenn ich bauen, bohren und schleifen darf. Die großartigen Jungs des „Norman Bootsbau“-Meisterbetriebs in Potsdam haben mich zur Rollen-Vorbereitung sogar in ihrer Werkstatt mitarbeiten lassen. Diese Erfahrung hat mich sehr bereichert.
Ihre Figur Helen ist sich nicht sicher, ob der Ehemann Jonah verstorben ist oder nur ein Verschwinden vorgetäuscht hat. Haben Sie schon mal alte Bekannte selbst wieder irgendwo „gesehen“?
Es gibt immer wieder solche bewegenden Zufälle oder Fügungen im Leben, dass uns Menschen an Orten oder in Situationen wieder begegnen, wenn man an sie denkt. Sei es ein Anruf nach vielen Jahren, oder ein paar liebe Zeilen nach langer Stille. Es gab mal eine sehr surreale Situation. Auf einer Veranstaltung traf ich eine Kollegin von mir. Einige Zeit später schickte sie mir ein Foto, auf dem wir beide als kleine Kinder beim Spielen abgebildet waren. Seit unserer Kindheit, sind wir uns nicht mehr begegnet. Über all die Jahre haben wir vergessen, dass wir uns schon als Kinder kannten und unsere Eltern damals befreundet waren.
«Rosamunde Pilcher» in der «Herzkino»-Reihe ist ein sicherer Anker für gemütliches Fernsehen abseits des «Tatorts». Sind die Filme manchmal zu oberflächlich?
Oberflächlich würde ich sie nicht unbedingt nennen. Diese Filme verpacken existenzielle und tiefgreifende Probleme einfach leichter. Sie erlauben dem Zuschauer in eine Welt zu entfliehen, in der die Geschichten letztendlich glücklich enden. Zudem haben sich die Frauenfiguren in den heutigen Liebesgeschichten verändert und sind tiefgründiger geworden. Die weiblichen Hauptfiguren warten nicht mehr wie in den alten Märchen darauf, vom Prinzen auf dem weißen Ross aus ihrem Turm gerettet zu werden. Sie gehen unabhängiger ihre eigenen Wege. Sie müssen nicht zwingend mit einem Mann zusammen sein, um sich zu definieren und ihr Glück zu finden. „Ich kann ohne dich leben, aber ich will es nicht.“ Das ist doch eine der schönsten Liebeserklärung, weil sie die freie und aktive Entscheidung impliziert.
Kann «Wenn ich dich wiederfinde» vielleicht auch deshalb so viele Zuschauer begeistern, weil kaum ein Fernsehsender noch Liebesfilme im Programm platziert?
Das ist eine spannende Frage. Es stimmt, die romantischen Formate wie die Romatic Comedies, früher auch von den privaten Sendern produziert, sind rar geworden.
Liebe gehört zu den Grundbedürfnissen des Menschen. Sie schafft es, unser Wesen zu beruhigen, aber gleichzeitig auch, mit unglaublicher Energie zu erfüllen.
Die Autoren der Netflix-Serie «Emily in Paris» ließen eine ihrer Serien-Figuren die Begeisterung für Liebesfilme so erklären: „Jeder mag doch Geschichten, in denen zwei Menschen gegen ihre natürliche Anziehungskraft zueinander ankämpfen.“ Das bringt es für mich auf den Punkt.
Die Autorin des Stoffes, Uschi Müller, hat ein Händchen für erfolgreiche Formate für Frauen. Haben Sie damals ihre Serie «Wege zum Glück» verfolgt?
Als das Format im Jahr 2005 Premiere hatte, war ich noch zu jung, um zum Zielpublikum zu gehören.
Sie haben zahlreiche interessante Stationen hinter sich. Sie gehörten zum Hauptcast von «Rote Rosen». Wie war die Zeit in Lüneburg?
Lüneburg ist eine kleine Stadt mit einem bezaubernden Altstadtkern, man fühlt sich direkt willkommen und aufgehoben. Meine Kollegen und ich wohnten dort fast alle in Laufnähe zueinander, so dass wir uns abends in unserem Stammlokal treffen konnten, um gemeinsam Texte und Szenen für den nächsten Tag vorzubereiten. Diese gemeinsamen Abende und meine Kollegen waren großartig. Wir sind richtig als Freundeskreis zusammengewachsen.
In dieser Zeit habe ich als Schauspielerin viel gelernt und es hat meinen Blick auf Telenovelas verändert. Denn es ist ein unglaubliches Pensum, welches die Crew und die Schauspieler dort jeden Tag stemmen. Täglich werden fast 50 Minuten Sendezeit gedreht, dafür hat ein Spielfilm knapp 12 Tage Zeit. Da bleibt keine Zeit für Texthänger oder unvorbereitetes Erscheinen am Set.
Im Jahr 2018 ging es mit dem «Traumschiff» nach Hawaii. Haben Sie dort auch ein paar Tage Urlaub machen können?
Wenn man einen drehfreien Tag hat kann man, so wie die Passagiere, das Schiff für Landgänge verlassen. Das ist eine wunderbare Möglichkeit, die Welt zu sehen. Dadurch konnten wir u.a. San Francisco, Mexiko und die hawaiianischen Inseln erkunden. Maui mit seiner unbeschreiblich prächtigen Natur hat mich dabei nachhaltig beeindruckt.
Zahlreiche Schauspieler sind von den Dreharbeiten in den Alpen begeistert. War für Sie «Die Bergretter» auch eine besondere Herausforderung?
Dieser Dreh war einer der körperlich herausforderndsten für mich. Meine Figur ist hochschwanger, als sie mit ihrem Partner und ihrer Mutter in einer Seilbahn-Gondel stecken bleibt. Durch unglückliche Umstände muss sie ihr Kind in dieser Gondel zur Welt bringen und stirbt fast selbst bei der Geburt. Im Film dauern diese Szenen nur Minuten. Die Dreharbeiten dazu fanden aber tagelang in einer aufgeschnittenen Gondel in einem Studio und später in einer original fahrenden Gondel statt. Bei diesen Szenen hieß es für mich, tagelang Weinen und Schreien, um die Geburt authentisch darzustellen. Diese Dreharbeiten waren eine sehr spannende und bereichernde Erfahrung. Von den anwesenden Schauspielerinnen war ich die einzige, die noch nicht Mutter ist, also wollte ich es natürlich absolut richtig machen. Zur Vorbereitung guckte ich stundenlang Geburtsvideos auf YouTube.
Sie wohnen in Berlin – Nutzen Sie die Schauspielerei auch um neue Orte und Küchen kennenzulernen?
Oh ja. Es ist für mich ein unglaubliches Geschenk, wenn ich durch meinen Beruf reisen darf und andere Länder und Orte erkunden kann. Die örtliche Kulinarik begeistert mich sehr und lässt mich das Land auf eine ganz eigene Art erschließen. Jede Region auf dieser Welt hat ihre eigenen Gewürzmischungen und Pflanzen. Daher probiere ich an fremden Orten immer die einheimische Küche, sei es im Restaurant oder beim Selberkochen in der Unterkunft. Die Aufenthalte in England führten dazu, dass ich nun vier Jamie-Oliver-Kochbücher besitze und seine Gerichte liebe!
Danke für Ihre Zeit!
«Rosamunde Pilcher: Wenn ich dich wiederfinde» läuft am Sonntag, den 2. April, im ZDF.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel