Nachdem der Schlagerstar jahrelang auf Telegram und Instagram Unruhe stiftete, möchte er mit Hilfe von EndemolShine Germany zurück ins deutsche Fernsehen. Das darf nicht sein, meint Fabian Riedner.
Die Zeiten im deutschen Fernsehen sind hart. In Grünwald hat man es besonders eilig, das pfiffen schon die Gemeinderäte vom Dach, denn ein generelles Tempolimit von 30 Stundenkilometer will man in der Steueroase an der Grenze zu München nicht umsetzen. Eilig ins Zeug hat sich auch RTLZWEI-Senderchef Andreas Bartl gelegt, der früher bei ProSieben erfolgreiche amerikanische Serien platzierte und Liebe zum Programm pflegte.
Seit vielen Jahren ist Bartl für RTLZWEI tätig und macht nun Geschäfte mit Michael Wendler, jener Sänger und Doku-Soap-Teilnehmer, der während der Corona-Pandemie so sehr nach Luft rang, dass er die Corona-Maßnahmen als mehr als nur unverhältnismäßig bezeichnete. Wendler und seine Frau Laura Müller packten ihre Sachen und flogen nach dem «Deutschland sucht den Superstar»-Dreh wieder nach Florida. Dort wurde es beiden schließlich ebenfalls ungemütlich, sodass sie im Herbst 2021 nach Kansas ziehen wollten. Von dort aus fütterte Wendler seine zahlreichen Follower bei Telegram mit weiteren kruden Theorien von Verschwörungsideologen.
So teilte Wendler mit, die Fernsehsender seien gleichgeschaltet, ohne stichhaltige Beweise für seine offensichtlich falsche Theorie vorlegen zu können. Er schickte seinen Fans auch Nachrichten, dass man nur beim Instant-Messaging-Dienst Telegram „zensurfreie Meinungen verbreiten“ könne. Er würde nur dort „die ganze Wahrheit“ erzählen. RTL strich ihn aus der Sendung, der Meta-Konzern machte im Februar 2021 seinen Account dicht.
Seit rund eineinhalb Jahren versuchen Wendler und Müller mit ihrem Onlyfans-Account Geld zu verdienen. Doch dieses Spiel scheint auch nicht dauerhaft zu funktionieren, schließlich haben auch irgendwann die größten Fans genügend Fotos von Wendler und seiner jungen Freundin vorliegen. Nachdem Müller nun schwanger ist, scheint man beim Banijay-Konzern schwach geworden zu sein. Das Unternehmen, das auch in den Vereinigten Staaten von Amerika gut aufgestellt ist, hat sich mit Wendler und Müller getroffen.
Vermutlich für die Produktionsarbeiten machte Michael Wendler seinen Telegram-Account dicht, was einer der Produktionsbedingungen gewesen sein könnte. Doch auch bei RTL hat er sich zunächst reumütig gezeigt, ehe es nur ein paar Monate später noch einmal richtig zur Sache ging. „Von einigen meiner Äußerungen der Vergangenheit möchte ich mich klar distanzieren“, teilte Michael Wendler in der RTLZWEI-Pressemitteilung mit. Scheinbar hat man in Grünwald Wendler schon vorher verziehen, sonst hätte es diese Plattform vermutlich nicht gegeben.
Man kann daher nur hoffen, dass die Fernsehzuschauer nicht in das Rampenlicht blicken, das Michael Wendler gegeben wird.
Dass RTLZWEI jenem Schwindler, Doppelmoralisten und Holocaust-Verharmlosenden eine Bühne gibt, ist schlimm genug, das Publikum kann wie bei der Weltmeisterschaft in Katar beweisen, dass man im Jahr 2023 nicht mehr alles mitmacht und Moral und Anstand über Erfolg und Quote stehen sollten. Das gilt auch für das rebellische RTLZWEI, das zwar immer wieder neue Wege geht, aber manche Pfade doch unberührt hätte lassen sollen.
RTLZWEI-Hauptgesellschafter RTL Deutschland hat aus den eigenen Fehlern jedenfalls gelernt und wird Wendler keine Bühne mehr geben. Der Streamingdienst RTL+ wird die Doku-Soap "weder vor noch nach der TV-Ausstrahlung" zur Verfügung stellen, wie der Dienst kurze Zeit nach der Ankündigung betonte.
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