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«Luden»-Kritik: Die Trostlosigkeit der Reeperbahn

Der Aufstieg und Fall der berüchtigten „Nutella-Bande“ klingt zunächst deutlich interessanter als er letztlich ist.

Wer sich von der neuen Amazon Serie «Luden» ein deutsches Äquivalent zum HBO-Hit «The Deuce» erhofft hat, dürfte seine Erwartungen schnell herunterschrauben. Denn bei „Luden“ ist bis auf das hervorragende Schauspiel aller Akteure vieles nur zweitklassig. Erzählt von der Prostituierten Jutta (Jeanette Hain), begleitet der Zuschauer den „schönen Klaus“ (Aaron Hilmer) auf seiner Reise vom nutzlosen Versager, zum nutzlosen Versager mit Huren und wieder zum nutzlosen Versager zurück.
Der schöne Klaus hat große Träume. Ein deutsches Studio 54, das Kunst und wilde Vögelei vereint, soll es sein. Verwirklichen will er dies mit der Hilfe seiner Freunde Andy (Henning Flüsloh), der gerne professioneller Boxer wäre und Bernd (Noah Tinwa), der als Lude genug Geld für eine Geschlechtsumwandlung verdienen möchte. Unterstützt wird dieses Dreamteam von der gealterten Hure Jutta, die als „Mastermind“ hinter den Kulissen fungiert, im Verlauf der Handlung aber immer häufiger durch eine Ambivalenz zwischen versuchter Emanzipation und vollumfänglicher Unterdrückung auffällt.

Während die männlichen Figuren der Serie allesamt durch eine gewisse Zwielichtigkeit und Skrupellosigkeit auffallen, ein auch nur ansatzweises „gut“ gegen „böse“ findet hier nicht statt, gibt es praktisch keine Frauenrolle, die letztlich nicht zur Hure wird. Wie einfach es für den schönen Klaus scheint, praktisch jede Frau der Serie mit ein paar dümmlichen Sprüchen zu überzeugen für ihn auf den Strich zu gehen, zeichnet ein äußerst fragwürdiges Frauenbild. Allen voran die Figur Klaus beraubt die Serie durch seine karikative Zeichnung mit langen blonden Haaren, Hamburger Dialekt und den großen Träumen eines halbstarken Teenagers von einer zumindest ansatzweisen Ernsthaftigkeit. Die Serie mag zwar von direkter und indirekter Gewalt nicht zurückschrecken, doch selbst der Krieg mit der GMBH, der durch einige Prügelleien oder etwa einem angezündeten Auto dargestellt wird, vermittelt nie das Gefühl von realer Gefahr oder drastischen Konsequenzen. Die Handlung sickert dabei eher vor sich hin als mit irgendeiner Art von Höhepunkten aufzuwarten und ist dabei stets vorhersehbar und repetitiv.

Während insbesondere die vor sich hinplätschernde Handlung für wenig Ausrufezeichen sorgen kann, sind zumindest das Kostümbild und die geradezu im Dreck ersaufenden Sets gelungen. Die Aussichtslosigkeit all dieser Charaktere kommt so hervorragend zur Geltung und kann gepaart mit dem durchweg überzeugenden Schauspiel einige Akzente setzen.

Den Machern der Serie mag es zwar gelungen sein, diesen trostlosen Teil Hamburgs in den frühen 1980er Jahren überzeugend darzustellen. Doch «Luden» kann letztendlich weder als ernstzunehmendes Drama bezeichnet werden, noch zünden komödiantische Ansätze. Das überzeugende Schauspiel kann die sich dahinschleppende Handlung nur bedingt ausgleichen.

«Luden» ist seit dem 03. März 2023 bei Amazon Prime Video abrufbar.
05.03.2023 11:05 Uhr Kurz-URL: qmde.de/140671
Marc Schneider

super
schade

74 %
26 %

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Luden The Deuce

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