Am Sonntag ist Flake in der neuen Serie «Familie Anders» zu sehen. Wir sprachen mit ihr über ihre Rolle und ihr Alter Ego.
Hallo Frau Flake. Sie spielen eine Gastrolle in der Folge „Willkommen im Nest“ bei «Familie Anders». Schauen Sie gerne die Herzkino-Reihe im ZDF?
Ich will jetzt nicht wie eine der „Ich sitze in einem asketischen Zimmer, trinke Rotwein und lese Reclam-Hefte“-Schauspielerinnen klingen, aber ich gucke, ehrlich gesagt, wenig deutsches Fernsehen. Klar, zur Vorbereitung, wenn ich für ein Format angefragt bin, oder wenn Freunde von mir daran mitgearbeitet haben. Aber was ich mit meinem gefährlichen Halbwissen sagen kann: Ich finde die «Herzkino»-Reihe sehr abwechslungsreich. Es ist eben nicht immer nur „2 Kommissare laufen rum und finden einen Mörder“. Es sind, im besten Sinne gemeint, Familiengeschichten.
Sie verkörpern die Journalistin Tess, deren Mann sie seit ein paar Wochen mit einer anderen aus dem Lehrerkollegium betrügt. Wie weit klaffen die Vorstellung von einem zweiten Kind bei den beiden auseinander?
Naja, ich glaube, bei den Beiden klaffen vor allem die Vorstellung von Realität und Wunschdenken auseinander. Sie spürt, dass ihr Karrierewunsch nicht mit einem weiteren Kind zu machen ist und muss für sich rausfinden, ob sie gewillt ist, sich von ihrer eigentlichen Familienplanung zu verabschieden. Aber muss auch zu ihrer Entscheidung stehen. Das fällt ihr umso schwerer, als dass ihr Mann Tom an dem Traum „ein Stall voller Kinder“ festhält, weil er in einer anderen beruflichen Situation steckt, und, um mal ganz ehrlich zu sein, weil die Kommunikation zwischen den beiden mehr als dürftig ist: Sie behält ihre Gedanken für sich, er läuft weg, wenn‘s schwierig wird. Insgesamt also durchaus genug zu tun für den Therapeuten…
Ihre Figur geht zu Therapeut Fabian Anders, würden Sie als Privatperson in dieser Situation noch eine Therapie beginnen oder gleich Ihren Mann vor die Tür setzen?
Das eine schließt das andere ja nicht aus… Nein, im Ernst: Ich denke, wenn ich über die erste Wut und Fassungslosigkeit hinweg wäre und noch irgendwas an dem Mann finden würde, würde ich es versuchen. Was soll passieren? Mehr als nochmal rausschmeissen kann ich ihn ja nicht… Und die Therapie ist ja nicht allein dafür da, dass alles wieder Friede, Freude, Eierkuchen zwischen zwei Partnern ist, sondern das jeder für sich besser weiß, was er eigentlich vom anderen und der Beziehung will. Oder die Beziehung eben nicht mehr will…
Sie sind in zahlreichen Formaten zu sehen gewesen. Was hat Ihnen in den vergangenen Jahren am besten gefallen?
Am besten gefällt mir, dass ich mittlerweile das Gefühl habe, am Set als Schauspielerin „gewollt“ zu sein. Es ist nicht mehr nur die Funktionsrolle
à la schlechtgelaunte Verkäuferin, biestige Krankenschwester oder faule Mutter, sondern es sind Charaktere mit eigenen Geschichten. Und ich bin überhaupt sehr dankbar, in wie viele Produktionen ich reinschauen durfte! Ich mag die Abwechslung (deshalb habe ich zum Beispiel die Sketche, die ich mit Caroline Frier bei «Comedy Queens» als „Das weibliche Gehirn“ gespielt habe, geliebt). Aber ich schätze eben auch sehr das vertraute Arbeiten mit einem eingespielten Team, wie bei der
«Heute-Show», oder mit Kolleginnen, mit denen ich immer wieder die letzten Jahre arbeiten konnte, wie Tanja Wedhorn und Annette Frier.
Aber Sie können sehr lustig sein, wie die erste Staffel von «jerks.» zeigte. Warum wurde die Figurenkonstellation in der zweiten Staffel eigentlich aufgelöst? Danach ging es nur noch um Fahri und Christian…
Erstmal, vielen Dank fürs Kompliment! …auch wenn «jerks.» sieben Jahre her ist! Es ist wirklich der Wahnsinn, wie lange mich die Leute auf diese Produktion ansprechen. Spricht für die Serienmacher! Ich kann aber die Frage gar nicht beantworten, weil ich als Schauspielerin ja nicht in solche Entscheidungsprozesse involviert bin. Aber dramaturgisch hat es für mich total Sinn gemacht, meine Figur erst mit einer Olive halbauszuschalten und dann mit Bienen in einer Kutsche umzubringen…
Ich habe die Serie vor Kurzem noch mal begonnen, da stimmte das Timing und die Witze.
Die Arbeit an «Jerks» war großartig. Wir hatten die Freiheit uns einzubringen und trotzdem wurde es keine Ego-Show, weil Christian Ulmen sehr genau wusste, was er will. Es war eine sehr respektvolle und entspannte Atmosphäre am Set.
Dreamtool produzierte elf Folgen der Reihe «Ella Schön» mit Annette Frier als Asperger-Autistin. Sie hatten eine Dauernebenrolle. Warum wurde das Format nicht mehr fortgesetzt?
Auch da kann ich als Schauspielerin, die nicht die Showrunnerin ist, nicht komplett aus dem Nähkästchen plaudern, weil ich nicht alle Gründe weiß. Was ich weiß, ist, dass ich es sehr mutig und toll finde, irgendwann zu sagen: „Hey, wir haben tolle Quoten, aber irgendwann sind die Geschichten auch mal auserzählt. Zeit für was neues!“ Es gibt nichts schlimmeres, als Formate, die nur noch am Leben erhalten werden, weil es ja irgendwie noch funktioniert. Da habe ich weder als Schauspielerin, noch als Zuschauerin Lust drauf.
Sie kamen vor knapp eineinhalb Jahren als Ensemble-Mitglied zur «heute-show».
Sehr klassisch: Meine Agentur bekam eine Mail vom Produzenten, der mich fragte, ob ich mir das vorstellen kann. Ich musste nicht wirklich lange zögern und habe es bis heute nicht bereut. Dieses komplette Reinschmeißen in einen Text, oder in eine Rolle, von der ich seit gefühlten 10 Sekunden etwas weiß und dann gehts ab vor die Kamera oder vors Publikum…! Ich bin wirklich sehr dankbar, dass ich meinen kleinen Teil zu der Show beitragen darf.
Ihr Portfolio umfasst überwiegend öffentlich-rechtliche Produktionen. Würden Sie sich über mehr Engagement der Privaten freuen?
Ich glaube, wir alle würden uns freuen, wenn es wieder mehr Fiction bei den Privaten geben würde! Damit meine ich nicht irgendwelche „Event“- Produktionen, sondern gute Geschichten mit den nicht immer gleichen Gesichtern. Aber ich sehe auch die (ganz) langsame Entwicklung in diese Richtung, also habe ich noch Hoffnung…
Wie geht’s eigentlich mit «Fritzie – Der Himmel muss warten» voran? Die Serie ist bei unseren Lesern sehr beliebt. Gibt es neue Folgen?
Ohne zu viel zu verraten, kann ich sagen, dass ich noch im Januar auf einem Schulhof mit einem Besen und einem bösen Blick stand. Da das eher nicht zu meinen privaten Hobbies gehört, können ihre Leser davon ausgehen, dass „Big Chief“ auch in diesem Jahr auf eine Horde von Heranwachsenden und eine kompetente «Fritzie» treffen wird…
Das hören unsere Leser gerne! Danke für Ihre Zeit!
«Familie Anders» debütiert am Sonntag, den 12. März, im ZDF.
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