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«Unsere wunderbaren Jahre 2» soll ‚als eigenständiges Werk ohne Vorwissen‘ funktionieren

Zum Start der UFA Production sprach Quotenmeter mit Regisseurin und Headautorin Mira Thiel, ausführender Produzent Eike Adler und WDR Fiction-Chef Alexander Bickel.

Hallo Frau Thiel, hallo Herr Adler, hallo Herr Bickel. Im März geht es mit der zweiten Staffel von «Unsere wunderbaren Jahre» weiter. Durch die Wiederholung im Westdeutschen Rundfunk ist die erste Staffel wieder seit 25. Februar in der Mediathek verfügbar. Brauchen wir noch solche Tricks, um Serien in der Mediathek verfügbar zu machen?
Alexander Bickel:
Die erste Staffel lief am 25. Februar um 20:15 Uhr im WDR FS und damit zwei Wochen vor der Erstausstrahlung der zweiten Staffel. Tatsächlich können wir aus verschiedenen Gründen die erste Staffel von «Unsere wunderbaren Jahre» nur in Verbindung mit einer linearen Ausstrahlung in die Mediathek stellen. Mit der Ausstrahlung der ersten Staffel möchten wir unseren linearen Zuschauer:innen, die die Mediathek noch nicht nutzen, die Möglichkeit geben, sich an einem Samstagabend auf den Stand der Geschichte zu bringen. Gleichzeitig erhalten die User:innen der Mediathek die Möglichkeit, sich auf Staffel 2 „vorzubereiten“. So erhoffen wir uns, möglichst vielen Zuschauer:innen bei der Ausspielwege ein attraktives Angebot zu bieten.

Mit der zweiten Runde erfolgt ein Zeitsprung von knapp 15 Jahren. Wie geht es mit der Familie Wolf in den neuen sechs Teilen weiter?
Mira Thiel:
Uns allen war wichtig, dass die zweite Staffel als eigenständiges Werk ohne Vorwissen genießbar ist. Der große Zeitsprung in die ästhetisch wertvollen 60er Jahre öffnet nicht nur die Familienperspektive hin zu einer neuen, jungen Generation, sondern schenkt den Lebenswegen der etablierten Figuren unerwartet gereifte Backstories. Altena und die Familie Wolf erleben eine Zeit des Umbruchs, mit erstaunlichen Parallelen zu heute.

Der Alt-Nazi Walter Böcker taucht nach dem Putsch des argentinischen Militärs in Deutschland wieder auf. Wie geht die Geschichte weiter?
Mira Thiel:
Einer undurchdringbaren Figur wie Böcker ist alles zuzutrauen: Erpressung von Kleinstadtpolitikern, internationaler Waffenschmuggel und Mord. Und das ist nur der Anfang...

Das Format basiert auf den Romanen von Peter Prange. Wie haben Sie erörtert, welche Themen – in welchem Ausmaß – in die verfilmte Geschichte fließt?
Eike Adler:
Peter Prange schafft es in seinem Roman die Gesellschaft und die Themen dieser Zeit unglaublich nahbar zu machen, in dem die Geschichte eben nicht in Bonn oder Berlin spielt, sondern im „Mikrokosmos“ Altena. Dadurch sind wir zwar bei den geschichtlichen Umbrüchen nicht direkt dabei, aber sehen viel genauer, was diese für die Menschen dieser Zeit bedeuten. In den 60er Jahren waren das neben der ersten Rezession seit dem Wirtschaftswunder, vor allem der anschwellende Generationenkonflikt, der gerade in West-Berlin zu Protesten und der Studentenbewegung führte. Diesen gesellschaftlichen Umbruch, die daraus entstehenden Konflikte und Fragen machen auch vor Altena nicht halt.

Es werden zahlreiche Geschichten und Ereignisse in 270 Minuten erzählt. Haben Sie die Storys mehrfach umgeworfen?
Mira Thiel:
Da ich mich dem Stoff sowohl als Headautorin als auch als Regisseurin widmen durfte, hatte ich von Beginn an einen engen Austausch mit dem Schauspiel-Ensemble. Gemeinsam haben wir ihre Figuren weiterentwickelt. Daraus ergaben sich dann ganz zwangsläufig die Geschichten, die ich im Schreibprozess immer mit Blick auf die Inszenierung vor dem Hintergrund der Produktionsbedingungen gestaltet habe. Der Schreib-Prozess dauerte zehn Monate.

Herr Prange hat ja zahlreiche weitere Geschichten verfasst. Werden diese Storys ebenfalls mit einer dritten Staffel aufgegriffen?
Alexander Bickel:
Peter Prange ist ein ebenso kundiger wie produktiver Autor. Wenn es weitergeht mit «Unsere wunderbaren Jahre» wären wir schlecht beraten, wenn wir nicht auf seine Ideen zurückgreifen. Wie es weitergeht, mag ich hier aber aus hoffentlich einleuchtenden Gründen, nicht verraten.
Die 60er Jahre haben vieles verändert, vor allem die Rolle der Frau. Wie stellen Sie das in den neuen Folgen dar?
Mira Thiel:
Die „Rolle der Frau“ wird immerzu besprochen und immer wieder geht es darum, wann sich diese „Rolle“ wohin verändert haben soll. Ich empfinde so eine Geschichtsrezeption als unwahrhaftig und nervig. Wir haben ein weiblich geführtes Ensemble. Die Frauen sind nicht stark, sondern müssen stark sein, oder sind auf der Suche nach ihrer inneren Stärke. Diese Erzählung passt in jedes Jahrzehnt.

Merlin Sandmeyer, Hanna Plaß und Ella Lee verstärkten den Cast. Warum fiel die Auswahl auf diese Schauspieler:innen?
Eike Adler:
Als unsere Casterin Nina Haun uns Merlin Sandmeyer für die Rolle Benno Krasemann vorschlug, waren wir sofort begeistert. Merlin schafft es mit seinem schauspielerischen Talent die Verunsicherung eines jungen Vaters in den 60ern zu verkörpern, während sich um ihn herum das Bild der Familie wandelt. Hanna Plass hat uns an dem Tag bei der Suche der Betty Vielhaber unterstützt und uns zusammen mit Ella Lee, auf die man auf der Suche nach jungen Nachwuchstalenten zwangsläufig stößt, sofort überzeugt. Ella hat dabei der Rolle Betty und ihrer Suche nach Anschluss in ihrer Generation eine unglaubliche Tiefe verliehen.

Katja Riemann und Anna Maria Mühe sind vielbeschäftigte Schauspielerinnen. Waren Sie sofort Feuer und Flamme für eine zweite Staffel?
Eike Adler:
Natürlich war für uns als Geschichtenerzähler:innen eine Fortsetzung der Familiengeschichte ohne Katja Riemann, Anna Maria Mühe und auch Vanessa Loibl nicht vorstellbar. Aber wie Sie sagen, in einer Zeit, in der so viele Serien und Filme produziert werden, ist ein Zusage für eine Hauptrolle in einer drehintensiven Serie ein großes Commitment. Natürlich stand die Tür durch die erste Staffel offen, aber vor allem der Inhalt, der Ansatz der Autor:innen und vor allem Mira Thiels Vision, die die zweite Staffel so besonders und erzählenswert machen, und wie die Serie sich auch von der ersten Staffel weiterentwickelt, waren wichtige Impulse für diese großartigen Schauspielerinnen, uns erneut ihr Vertrauen zu schenken.

Der überwiegende Teil der Serie wurde in Nordrhein-Westfalen gedreht. Gibt es dort die schönsten Motive?
Alexander Bickel:
In Nordrhein-Westfalen gibt es jede Menge phantastischer Motive, das ist richtig. Nicht ganz unerheblich für den Dreh hier war aber der Umstand, dass «Unsere wunderbaren Jahre» in NRW spielt. So verbindet die Serie das Angenehme mit dem Nützlichen.

Die UFA Fiction-Produktion «Unsere wunderbaren Jahre» ist seit 4. März in der ARD Mediathek zu sehen. In Doppelfolgen wird die neue Staffel am 11., 15. und 22. März im Ersten ausgestrahlt.
08.03.2023 12:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/140632
Fabian Riedner

super
schade

29 %
71 %

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Unsere wunderbaren Jahre

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