Ein trans Mann hat Angst vor der Polizei: Der Rostocker «Polizeiruf 110» erzählt eine spannende Geschichte zu diesem Motiv.
Stab
Darsteller: Anneke Kim Sarnau, Lina Beckmann, Andreas Guenther, Josef Heynert, Ue Preuss, Jonathan Perleth
Musik: Dürbeck & Dohmen
Kamera: Clemens Baumeister
Drehbuch: Benjamin Hessler
Regie: Dustin LooseNach dem Weggang von Kommissar Bukow will Melly Böwe (Lina Beckmann) gerade ihren Einstand als neue alte Kollegin von Kommissarin Katrin König (Anneke Kim Sarnau) in Rostock geben, als bereits der erste Fall auf das Team wartet. Vor einem Nachtclub liegt neben ihrem Auto eine tote Frau. Sie wurde im Affekt von ihrem Stalker niedergestoßen und fiel unglücklich zu Boden. Jetzt sucht die Polizei nach dem Schuldigen.
Der Letzte, der mit dem Opfer lebend gesehen wurde, war Daniel Adamek (Jonathan Perleth). Die beiden hatten ein nettes Date gehabt und Daniel hatte erwiesenermaßen nichts mit dem Tod der jungen Frau zu tun. Doch er hat andere Gründe, warum er sich auf keinen Fall an die Polizei wenden will: Daniel ist ein trans Mann und hatte seiner Familie gegenüber bisher kein Coming-out. Denn dieses würde einen enormen Konflikt mit seinem traditionellen cholerischen Vater herbeiführen, der ohnehin gerade die ganze Familie tyrannisiert, weil Daniels jüngere Schwester mit 15 Jahren schwanger wurde und das Neugeborene den gesamten Haushalt auf Trab hält. Würde Daniel nun bei Kommissarin König vorsprechen und sein Name in den Akten landen, bekäme sein Vater als Mitglied der Rostocker Hundertschaft das garantiert mit und der Haussegen hinge schief, vielleicht sogar mit gewalttätigen Konsequenzen.
«Daniel A.» ist also vor allem ein Stoff über Identität und die vielen Hindernisse, die trans Menschen bis heute nicht nur in der Gesellschaft allgemein, sondern vor allem auch in ihrer speziellen Lebenssituation entgegenschlagen. Die Geschichte von raubeinigen, aggressiven Vätern, von denen man sich gar nicht so recht vorstellen mag, wozu sie wohl alles imstande wären, wenn sie mitbekämen, dass ihr Kind, das sie als ihre Tochter kennen, eigentlich ein Mann ist, ist natürlich nicht neu. Trotzdem passt sie sehr gut zu diesem Film, der sicherlich wieder von einem Millionenpublikum gesehen wird, wahrscheinlich auch weil der Rostocker «Polizeiruf 110» meist betont rustikal daherkommt.
An manchen Stellen wird dabei allzu deutlich, dass es sich dieser Film mit seiner Geschichte recht einfach macht und zu sehr auf die offensichtlichen Gegensätze setzt, um seine Beobachtungen dem Publikum zu vermitteln. Doch gerade die eigentliche Hauptfigur dieser Folge, nämlich Daniel, wird sehr plastisch und lebensnah geführt und bildet einen gut gesetzten Anker, um den sich die gesamte Handlung dreht. Die eigentliche Spannung liegt dann auch nicht in der Frage nach dem Schuldigen am Tod der jungen Frau vor dem Nachtclub, die der Film ohnehin schnell beantwortet hat, sondern vielmehr darin, ob Daniel und seine Familie sein wohl kaum noch zu verhinderndes Coming-out heile überstehen werden.
Der Film «Polizeiruf 110 – Daniel A.» wird am Sonntag, den 19. Februar um 20.15 Uhr im Ersten gezeigt.
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