Das Kunden-Minus stammt aus der indischen Sparte. Das Wachstum in Europa und Nordamerika verläuft dagegen schleppend. Der Konzern muss wohl Produkte wieder an Mitbewerber lizenzieren.
Schon seit einigen Wochen ist die Stimmung bei Disney nicht mehr die beste. Nachdem Bob Chapek im November 2022 seinen Hut nehmen musste, soll Bob Iger als Geschäftsführer den Laden wieder zum Laufen bringen. Finanziell hat Chapek keinen Scherbenhaufen hinterlassen, immerhin wurde in den Monaten Oktober, November und Dezember 2022 ein Umsatz von 23,51 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet. Der Umsatz stieg damit um acht Prozent, der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen kletterte um fünf Prozent auf 1,773 Milliarden US-Dollar.
Iger sagte bei der Bekanntgabe der Ergebnisse am Mittwoch: "Nach einem soliden ersten Quartal leiten wir eine bedeutende Transformation ein, die das Potenzial unserer kreativen Teams von Weltklasse und unserer unvergleichlichen Marken und Franchises maximieren wird. Wir sind überzeugt, dass die Arbeit, die wir leisten, um unser Unternehmen umzugestalten und gleichzeitig die Kosten zu senken, zu nachhaltigem Wachstum und Profitabilität für unser Streaming-Geschäft führen wird und uns besser positioniert, um zukünftige Störungen und globale wirtschaftliche Herausforderungen zu überstehen und Wert für unsere Aktionäre zu schaffen." Konkret wurde Iger nicht, aber der Streamingdienst Disney+ soll wohl verkleinert und mehr Synergien geschaffen werden. Laut „Bloomberg“ sollen Inhalte wieder an Mitberber lizenziert werden und die Fernsehstudios 20th Television, ABC Signature und FX Studios könnten fusionieren.
Die Disney-Streamingdienste verloren 2,4 Millionen Abonnenten, Disney+ Hotstar in Indien und Südostasien 3,8 Millionen zahlende Kunden. In Nordamerika stieg die Zahl der Abonnenten um 200.000 auf 46,6 Millionen. Hulu zählt 48 Millionen zahlende Abonnenten (+0,8 Millionen) und ESPN+ verbesserte sich um 600.000 Abonnenten auf 24,9 Millionen. Die Unterhaltungssparte im Direct-to-Consumer-Geschäft verbesserte den Umsatz um 13 Prozent auf 5,307 Milliarden US-Dollar, allerdings machten Disney+ & Co. in den Monaten Oktober, November und Dezember 1,053 Milliarden US-Dollar Verlust. Cash-Cow bleiben die linearen TV-Sender wie ABC mit einem Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen von 1,255 Milliarden US-Dollar. Das Geschäft mit den internationalen Sendern ist weiterhin stark rückläufig, da diese Sender für Disney+ aufgegeben wurden.
Die Umsätze der Streaming-Dienste sind mit Ausnahme von Hulu Live TV+SVOD (87,90 US-Dollar) erschreckend niedrig. Der Umsatz von Disney+ sank in Nordamerika um zwei Prozent auf 5,95 US-Dollar, international (ohne Disney+ Hotstar) auf 5,62 US-Dollar (-19 Cent). Hier rächt sich auch, dass Disney+ beispielsweise von der Deutschen Telekom unterstützt wird und der durchschnittliche Umsatz, den das Mobilfunkunternehmen an den Micky-Maus-Konzern zahlt, deutlich geringer ist. Noch katastrophaler sieht es bei Disney+ Hotstar aus, wo der monatliche Umsatz pro Kunde bei 0,74 US-Dollar liegt - auch wenn der Umsatz immerhin um 28 Prozent gestiegen ist.
Obwohl Disney viel Geld in neue Produktionen steckt, stagniert das Lizenzgeschäft. Der Umsatz lag zwar bei 2,5 Milliarden Dollar, aber der operative Verlust betrug in drei Monaten 212 Millionen Dollar. Der Grund ist klar: Disney wollte nicht mehr seine Produktionen vertreiben, sondern die Konsumenten zu Disney+ treiben. Wie das Unternehmen mitteilte, wurde der hohe Verlust durch die hohen Kinoeinnahmen ausgeglichen.
Der Micky-Maus-Konzern könnte, muss aber nicht gegensteuern. Der Lichtblick für Disney war die Sparte „Parks, Erlebnisse und Produkte“, die einen Umsatzanstieg um 21 Prozent auf 8,7 Milliarden US-Dollar und einen Anstieg des Betriebsergebnisses um 25 Prozent auf 3,1 Milliarden US-Dollar verzeichnete, was auf höhere Besucherausgaben in den inländischen Parks und Erlebnissen (und in geringerem Maße in den internationalen Disney-Parks und -Resorts) zurückzuführen ist. In diesem Segment erwirtschaftet Disney nach wie vor sehr viel Geld, aber die Analysten werden sich nicht damit zufrieden geben, dass die Parks Disney+ querfinanzieren.
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