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«Weisheiten»: Der verflixte Fußball

„Vor Weihnachten ist also sicher – was im Pay-TV-Bereich auch entgegen diverser Stimmungsmache eigentlich jetzt schon fest steht: Der Ball rollt wohl weiter bei Premiere – denn es fehlt an Alternativen.“ Das waren die Schlussworte der «Weisheiten» vom 13.12.2005. Spott und Gelächter waren die Folge, als am 21. Dezember bekannt wurde, dass mitnichten Premiere, sondern eine Kabelbetreibergesellschaft die Rechte zur Fußball Bundesliga-Übertragung bekommen hat. Dennoch wagen sich die «Weisheiten» erneut ran ans Thema Fußball:

Was haben wir denn da? Es ist in etwa wie vor der Wursttheke im Supermarkt. Eigentlich ist alles geordnet, dennoch fehlt so manchem Konsumenten der Überblick. Ist das jetzt Putenleberkäse oder doch vom Schwein? Und wie heißt die Wurst mit den groben Stücken noch mal?

Auch in der Rechtefrage der Bundesliga ist alles geordnet: Fußball live gibt’s ab August bei Arena – momentan aber nur in NRW und Hessen und das nur über Kabel – die Zweitverwertung findet in der ARD-«Sportschau» statt. Auch das Sportstudio gibt Samstagabend seinen Senf dazu. Am Sonntag berichtet das DSF im Free-TV, allerdings erst zu spätabendlicher Zeit um 22 Uhr. Klingt doch logisch. Warum aber sagt dann Premiere-Boss Kofler: „Es läuft noch die zweite Halbzeit“ – und macht so Hoffnung auf Live-Bundesliga bei Premiere? Ist doch nicht alles so geordnet wie in der Wursttheke?

Nein, denn Premiere hat durchaus Chancen auf Liverechte – die Verhandlungen mit Arena laufen weiterhin. Dem neuen Rechteinhaber läuft nämlich so langsam die Zeit davon. Denn – außer an redaktionellen Inhalten – kann Arena noch nicht viel präsentieren. Kabelzugang in NRW und Hessen schön und gut, das war aber nicht schwer zu erreichen, ist Arena doch ein Tochterunternehmen der dort verantwortlichen Kabelzulieferer. Mit Kabel Deutschland und Kabel BW konnte der Sender noch immer keine Einigung erzielen. Probleme gibt’s auch bei den Sat-Kunden, denn Premiere verweigert den Zugang zu den bisherigen Receivern. Die von der DFL geforderten 40 Prozent der deutschen Haushalte können so jedenfalls nicht erreicht werden.

Das Team, das Arena Ende März vorstellte, überzeugte vielleicht mit Qualität, an Quantität hapert es aber noch. Die Kommentatorenzahl müsste sich bis zum Saisonbeginn noch verdreifachen um überhaupt über die Runden zukommen, will der Sender wirklich 612 Spiele einzeln und zugleich in der Konferenz zeigen - die 70 Spiele aus Italien nicht zu vergessen. Es liegt also noch viel Arbeit vor den Kollegen von Arena – Arbeit, die kostet und die sich nur refinanziert, wenn viele Menschen ein Abo kaufen. Aber wie denn? Kabelhaushalte in 14 deutschen Bundesländern haben ja gar keine Möglichkeit, momentan zuzuschlagen…

Und schon klopft Premiere an der Hintertür an: Mit Programmplätzen, mit einem Kommentatorenteam – und mit Geld. Der Deal mit der Telekom, für das Unternehmen die Internetrechte zu produzieren, scheint zu stehen, glaubt man der Fachpresse. So könnten zumindest die deutschen Großstädte mit Fußball live von Premiere versorgt werden. Aber auch Menschen in kleineren Städten sollten noch warten, ehe sie Premiere kündigen. Die Chancen, dass sich Koflers Aussage, die Bundesliga weiterhin im Programm zu haben, doch noch bewahrheitet, stehen nicht schlecht. Denn vielleicht ist Kofler die Lösung aus der Zwickmühle von Arena.

Und somit wäre auch ich eine kleine Schmach los: „Vor Weihnachten ist also sicher – was im Pay-TV-Bereich auch entgegen diverser Stimmungsmache eigentlich jetzt schon fest steht: Der Ball rollt wohl weiter bei Premiere – denn es fehlt an Alternativen.“ Die Entscheidung soll jedenfalls noch während der laufenden Saison fallen. Und die wird am 13. Mai 2006 abgepfiffen. Hoffen wir das Beste…
08.04.2006 09:11 Uhr Kurz-URL: qmde.de/14006
Manuel Weis

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Weisheiten

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