Richtig gut läuft es aktuell für die Übertragungen im amerikanischen Football. Die Networks profitieren, weil der neue Rechtevertrag mit deutlichen Preissprüngen erst nach dem Super Bowl ansteht.
Im Februar 2022 duellierten sich die Cincinnati Bengals gegen die Los Angeles Rams, in diesem Jahr treffen im Super Bowl die Kansas City Chiefs auf die Philadelphia Eagles. In den vergangenen Wochen standen zahlreiche Season-Spiele an. Die Play-Offs laufen seit dem 14. Januar, ehe am 12. Februar im State Farm Stadium in Glendale, Arizona, das Endspiel ansteht. Bereits im Vorfeld lässt sich sagen, dass die Saison für alle Beteiligten ein riesiger Erfolg ist.
So erreichte das Mittagsspiel an Thanksgiving 13,6 Millionen Zuschauer, CBS und Paramount+ punkteten mit der Übertragung zwischen den Buffalo Bills und den Detroit Lions (28-25). Um 16.30 Uhr wurde die Partie zwischen den New York Giants und den Dallas Cowboys (20-28) gespielt, die sogar 42,0 Millionen Menschen vor die Fernsehschirme lockte. Besonders interessant: Die Sonntag-Nachmittagsspiele laufen aktuell sehr erfolgreich, die sich CBS/Paramount+ und FOX teilen. Anders als in den vergangenen Jahren landen NBC und sein Streamingdienst Peacock nicht die erfolgreichsten Spiele. Lediglich an Thanksgiving erreichten die New England Patriots gegen die Minnesota Vikings (26-33) 26,0 Millionen Zuschauer.
Nach dem Super Bowl 2023 tritt ein neuer Vertrag in Kraft. Demnach bezahlt CBS/Paramount+ statt einer Milliarde pro Season nun 2,1 Milliarden US-Dollar. Die Sonntagnachmittagsspiele von FOX kosten 1,1 Milliarden US-Dollar und werden künftig 2,3 Milliarden US-Dollar verschlingen. Die weit abgeschlagenen NBC-Spiele steigen von 950 Millionen auf 2,2 Milliarden US-Dollar. Die Donnerstagsspiele lässt sich Prime-Video eine Milliarde US-Dollar kosten. Bislang bezahlten FOX, NFL-Network und Amazon nur 760 Millionen. Die Montagsspiele, die bei ESPN laufen, verteuern sich um 800 Millionen auf 2,7 Milliarden US-Dollar.
Mit Ausnahme des NFL-Kick-Off-Games liefen alle Übertragungen so erfolgreich wie seit vielen Jahren nicht mehr. Am Montagabend schalteten 19,8 Millionen Zuschauer ein, hier wurden in den vergangenen Jahren zeitweise nur 10,3 bis 13,1 Millionen Zuschauer gemessen. In der vergangenen Season kam das erste Spiel wenigstens auf 17 Millionen Zuschauer. Die Sonntagabendspiele performten mit 23,3 Millionen Zuseher so stark wie seit fünf Jahren nicht mehr. Die späten Sonntagabendspiele übertrafen sämtliche Vorstellungen: Bis zu 35,2 Millionen Zuschauer schalteten ein und bereits die Mittagspartien erreichten bis zu 30 Millionen Zuschauer. Die Thanksgiving-Spiele erreichen zwischen 25,3 auf 42,1 Millionen Zuschauer. Reguläre Spiele erreichten bei FOX bis zu 29,2 Millionen Zuseher. Am 2. Januar erreichte das Montagsspiel zwischen Buffalo und Cincinnati das beste Ergebnis seit 2006.
Mit diesen Ergebnissen zeigt sich auch, dass sich die Fernsehzeit der amerikanischen Bevölkerung deutlich verschoben hat. In den Vereinigten Staaten von Amerika schaut man am Sonntagmittag Fernsehen, nicht mehr unbedingt am Abend. Damit lässt sich auch weiterhin das schwache Abschneiden vieler fiktionaler Formate erklären. Am späten Sonntagabend zeigt ABC noch «The Rookie», doch Zuschauerzahlen von sechs Millionen (zeitversetzte Nutzung schon eingerechnet!) sind gegenüber Football eine Schmach.
Die neue Polizei-Serie «East New York», die CBS im Programm hat, läuft entsetzlich. Das Drama mit Amanda Warren und Kevin Ranking kommt um 21.30 Uhr nur auf etwas mehr als fünf Millionen Zuschauer (ohne zeitversetzte Nutzung). Zur Erinnerung: CBS erreicht zwei Stunden zuvor bis zu 30 Millionen Fernsehzuschauer, die allerdings dann schlagartig abschalten. Man kann den Zuschauern von Football in den Staaten das gleiche vorwerfen, was auf deutsche Fußball-Fans zutrifft: Sobald die Sportart vorbei ist, zappen die Zuschauer weg. Daher kann es nicht als Strategie genutzt werden, um einen Sender zu neuen Bestwerten zu bringen. Es entsteht keine Möglichkeit, erfolgreich Live-Sport und Fiction zu kombinieren.
Immerhin machen Kombinationen zumindest kurzfristig Sinn: Die Montagabend-Spiele werden nicht mehr nur bei ESPN ausgestrahlt, sondern dürfen auch beim großen Network ABC laufen. Das führte zu einem deutlichen Anstieg der Zuschauerzahlen. Auch andere Sender experimentieren mit Mehrfach-Übertragungen, um beispielsweise junge Zuschauer für den Sport zu begeistern. Dennoch muss auch das Fernsehen akzeptieren, dass klassisches Fernsehen eher out ist.
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