Im Saarland sind die Hooligans los und hauen sich die Köpfe ein. Doch wie geht der «Tatort» bildlich mit diesen Gewaltexzessen um?
Stab
Darsteller: Vladimir Burlakov, Daniel Sträßer, Brigitte Urhausen, Ines Marie Westernströer, Bineta Hansen, Lorris Andre Blazejewski
Musik: Ephrem Lüchinger und Daniel Hobi
Kamera: Christiane Buchmann
Drehbuch: Melanie Waelde
Regie: Kerstin PolteSport ist Mord, betonen Sportmuffel immer, wenn man sie nicht recht zu körperlicher Aktivität bewegen will. Doch auch Sportbegeisterte können mitunter unzeitig aus dem Leben scheiden, vor allem wenn sie Fans des runden Leders sind, beziehungsweise die Kulisse von Fußballspielen eigentlich nur nutzen, um einmal wieder richtig die Sau raus zu lassen und die Anhänger der gegnerischen Mannschaft in Grund und Boden zu prügeln. Einige dieser Hooligan-Gruppen verabreden sich sogar extra zu solchen Gewalttreffen, in denen es nur noch darum geht, auf den anderen einzudreschen, bis der lädiert vom Felde zieht. Die Regeln dieser Gemeinschaften sind eigentlich ziemlich streng: Nichts Privates und keine Waffen.
Und trotzdem kommt einer dieser Gewaltfans bei einem solchen Prügeltreffen ums Leben, weil ihm jemand mit einem Messer ins Bein gestochen und dabei eine Schlagader getroffen hat, weshalb das Opfer verbluten musste. Aber wer ist der Täter? Die Saarbrücker Kommissare treffen auf eine Mauer des Schweigens in der Szene, auch bei den Ultras unter den Fußballverrückten des Saarlands, die mit den Gewaltexzessen von Hooligans zwar nichts zu tun haben, aber genauso wenig bei der Polizei auspacken wollen. Kommissarin Esther Baumann (Brigitte Urhausen) hat als eingefleischte Saarbrücken-Anhängerin zwar beste Verbindungen ins Milieu, kommt aber vielleicht gerade deshalb bei ihren Ermittlungen keinen Zentimeter weiter.
«Tatort – Die Kälte der Erde» ist damit ein Film der Gewaltexzesse geworden, der mehrmals zeigt, wie Menschenhorden aufeinander losgehen und sich gegenseitig in die Notaufnahme prügeln. Und trotz dieses Exzesses wirken die so entstandenen Szenen ziemlich aufgeräumt und sauber; keine großen Blutspritzer oder rausgeschlagenen Zähne, keine ekligen offenen Knochenbrüche, wie man sie in amerikanischen Action-Filmen zeigen und somit ein realistischeres Bild der dort zelebrierten Gewalt erhalten würde. Klar, das wäre im Ersten am Sonntagabend auch sicherlich nicht jugendfrei – dass derartige Schlägertreffen aber nur dann richtig böse ausgehen, wenn jemand gegen die Regeln verstößt und aus anderen Motiven ein Messer in der Hand führt, ist aber wahrscheinlich die noch fragwürdigere Botschaft, die der Zuschauer aus diesem Film mitnehmen könnte.
Schon bald verliert sich der Film dabei in einer familiären Tragödie, die hauptsächlich von Klischees gekennzeichnet ist: Die ausgegrenzte Unterschicht zieht es in Gewaltexzesse, weil sie nur dort Zusammenhalt erfährt. Auch die beiden Männer des vierköpfigen Ermittlerteams (Vladimir Burlakov und Daniel Sträßer) haben weiterhin mit großen familiären Problemen zu kämpfen, die sich bisher durch sämtliche Folgen des Saarländer «Tatorts» ziehen, dabei aber leider nicht spannender werden. «Die Kälte der Erde» hätte auf Basis seines Themas eigentlich ein Film wie ein Faustschlag sein müssen – konnte dabei jedoch nicht einmal die Kraft einer Backpfeife entwickeln.
Der Film «Tatort – Die Kälte der Erde» wird am Sonntag, den 29. Januar um 20.15 Uhr im Ersten gezeigt.
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