Im neuen «Spreewaldkrimi» verkörpert Becht eine Person, die an einer Identitätsstörung leidet. Wir sprachen mit ihr über diese Krankheit.
Hallo Frau Becht. Sie spielen eine wichtige Episodenrolle in dem neuen «Spreewaldkrimi». Worum geht es in der Episode, die am Montag, den 30. Januar, im ZDF ausgestrahlt wird?
Ich mag gar nicht zu viel verraten, aber für mich geht es um alte Wunden und zersplitterte Erinnerungen aus der Kindheit.
Sie verkörpern in „Die siebte Person“ eine Frau, die in ambulanter Behandlung bei einer Psychologin bei einer psychiatrischen Klinik ist. Maya Wiechmann, die an einer dissoziativen Identitätsstörung leidet. Wie sieht dieses Krankheitsbild aus?
Eine dissoziative Identitätsstörung entsteht oft durch frühkindliche, traumatische Erlebnisse und überwältigenden Stress. Beginnend mit Verwahrlosung, aber auch häufig verbunden mit sexuellem Missbrauch an dem Betroffenen. Das Erlebte wird gespalten, die Aufspaltung der Persönlichkeit in verschiedene Anteile ist ein Schutzmechanismus, um die körperlichen und psychischen Qualen überhaupt zu ertragen.
Wie muss man sich das vorstellen, wenn Sie mehrere Personen mimen? Haben diese Charaktere auch gleiche Eigenschaften oder sind diese vollkommen verschieden?
Manche der Anteile ähneln sich, andere haben gar keine oder wenig Gemeinschaften. Ich spiele sechs Individuen in einem Körper. Bei dieser Arbeit habe ich sechs Persönlichkeiten entwickelt und spielend kennengelernt, das war natürlich eine ganz besondere Aufgabe.
Können die Charaktere, die bei einer Identitätsstörung eine Person vorhanden sind, auch miteinander kommunizieren?
Das ist unterschiedlich. Ein therapeutisches Ziel kann es sein, die unterschiedlichen Persönlichkeitsanteile einander näher zu bringen, sie miteinander bekannt zu machen, um ein besseres Alltagsleben zu ermöglichen. Aber sowas braucht Zeit und die Dissoziation hat ja auch einen Grund, denn viele Anteile tragen traumatische Erinnerungen, die aus guten Gründen nicht im vollen Bewusstsein sind.
Ich spiele eine Rolle die ihre Anteile schon recht gut kennt und die sich ihr Leben schon zu weiten Strecken zurückerobert hat. Allerdings rüttelt sie in unserem Film eine Begegnung aus früheren Kindheitstagen auf und sorgt für ein inneres Chaos.
Sie haben mit der Psychologin Manuel Huber zusammengearbeitet. Wie lief die Beratung ab?
Ja, in mehreren Gesprächen mit Frau Huber durfte ich all meine Fragen zum Thema DIS stellen. Und es war beeindruckend welch unterschiedliche Einblicke sie geben konnte. Auch hier gilt: Keiner der Betroffenen ist gleich. Für mich waren diese Gespräche essentiell, da ich privat mit dem Thema Dissoziation wenig Berührungspunkte hatte. Außerdem hat sie mir Kontakt zu Betroffenen ermöglicht und so konnte ich mich noch viel mehr in das Thema vertiefen.
Hat unsere Gesellschaft durch die zahlreichen Kriminalfälle ein falsches Bild von psychiatrischen Einrichtungen? Immerhin sind dort auch Menschen, die weniger große Probleme mit sich herumschleppen.
Es ist interessant, dass eine Einrichtung für Psychisch-Erkrankte oft anders wahrgenommen wird, als ein Krankenhaus für Körperliche-Gebrechen. Wo ist der Unterschied? Wir sollten mit Vorurteilen, die psychisch Erkrankte betreffen, aufräumen. Es geht doch am Ende nur um das Wohl eines Menschen.
Hatten Sie abseits der Dreharbeiten auch genügend Zeit, den Spreewald zu erkunden?
Oh ja, trotz intensiven Drehtagen konnte ich den Spreewald für mich entdecken. Ich durfte Kahn staken und bin viel durch die Wälder und Felder gejoggt. Das war wirklich wunderschön und ich will wieder kommen.
Vor zwei Jahren waren Sie in der Sat.1-Miniserie «Du sollst nicht lügen» zu sehen. Waren Sie enttäuscht, dass bei Sat.1 nur eineinhalb Millionen Menschen zugesehen haben?
Natürlich freue ich mich immer über jeden Zuschauer der einschaltet, aber ich muss auch sagen, dass ich eine Arbeit nicht über Zuschauerzahlen als gelungen oder nicht gelungen bewerte.
Sie verkörpern Marla in dem neuen Spielfilm «Vena». Dort versuchen Sie als Hebamme die junge Mutter Jenny von Crystal wegzukommen. Haben Sie schon den fertigen Film gesehen?
Der Film ist tatsächlich noch am Werden. Wir hatten einen coronabedingten Drehstopp und drehen im März noch den letzten Teil. Darum kann ich zum Ergebnis noch nichts sagen. Aber ich freue mich schon, auf die nächsten Drehtage.
Suchen Sie sich eigentlich gerne schwierige Rollen aus?
Naja… ich liebe gute Drehbücher und Rollen, die mich herausfordern. Gern mag ich aber auch in einer guten Filmkomödie mitspielen. Ich sehne mich als Spielerin immer und hauptsächlich nach der Vielfalt.
Vielen Dank für Ihre Zeit!
«Spreewaldkrimi» mit der Folge „Die siebte Person“ ist am Montag, den 30. Januar, im ZDF zu sehen. Der Film steht in der Mediathek zur Verfügung.
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
31.01.2023 11:52 Uhr 1
Und hier erkennt man wieder die journalistische Qualität von Quotenmeter. Es gibt keine Psychologin Manuel Huber.