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Die Kritiker: «Die Kinder der Besatzer»


Story
Die Kinder der Besatzer: Ihre Väter sind Soldaten der Siegermächte, die Mütter deutsche Frauen. Eigentlich sollte es sie nicht geben. "Do not fraternize" - lass dich nicht mit Deutschen ein, heißt es 1945. Aber es gibt sie doch: Mindestens 100.000 Kinder von Besatzungssoldaten kamen im Nachkriegsdeutschland zur Welt. Die zweiteilige Dokumentation erzählt die Geschichte von Besatzerkindern in allen vier Zonen Deutschlands.

Teil 1 der Dokumentation beschäftigt sich mit einem Fall in der amerikanischen und einem in der französischen Zone.
Ika Hügel-Marshalls Vater ist farbiger US-Amerikaner. Das "minderwertige Mischlingskind" kommt in ein Heim, das für sie die Hölle ist. Erst mit Mitte 40 findet sie ihren Vater in Chicago. Kurz darauf stirbt er.
Heide Lehmanns Vater ist französischer Soldat. Sie wächst bei Verwandten auf, wird lange in dem Glauben gehalten, ihre Mutter sei ihre Schwester. Heide wird überall als "Franzos" verspottet und verachtet. Noch heute fühlt sie sich als Mensch zweiter Klasse.

Teil 2 der Dokumentation beschäftigt sich mit einem Fall in der russischen und einem in der britischen Zone.
Verena Della Belas Vater ist Russe. Wegen der Beziehung zur Mutter wird er nach Russland zurückgeschickt. Die Mutter muss wegen der Beziehung für mehrere Jahre ins Gefängnis. Erst nach Jahren kommt Verena zu ihrer Mutter; ihren Vater sucht sie jahrzehntelang. Schließlich findet sie ihn. Er ist verstorben, aber er hat ihr neun Halbbrüder und Halbschwestern hinterlassen.
Jane Krulls Vater ist Brite, aber das erfährt sie erst als erwachsene Frau. Jetzt erklärt sich ihr die Abneigung ihres Stiefvaters und die Distanz ihrer Mutter. Es ist ein Schock. Die Suche, die sich dem anschließt, ist bislang ohne Erfolg.

Kritik
Die Thematik dieser zweiteiligen Dokumentation klingt interessant, jedoch schleichen sich relativ häufig langweilige Passagen ein. Die Dramatik der Schicksale der Besatzerkinder reicht einfach nicht aus, um insgesamt neunzig Minuten zu füllen. Die Geschichten hätten besser strukturiert und dramatisiert werden müssen.

Ein weiterer Schwachpunkt ist die Tatsache, dass leider nicht alle Hintergrundinfos erwähnt werden, die der Zuschauer zum vollständigen Verständnis bräuchte. Ein roter Faden, der durch die Sendung führt, ist nicht zu erkennen. All dies macht «Die Kinder der Besatzer» zu einer vergessenswerten Sendereihe, die man getrost verpassen darf.

Der NDR zeigt «Die Kinder der Besatzer» ab Dienstag, 4. April 2006, um 22.15 Uhr.
01.04.2006 21:02 Uhr Kurz-URL: qmde.de/13913
Julian Miller

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Tags

Kinder der Besatzer

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