Die Schauspielerin drehte für «Wild Republic» in den Alpen, für den Zweiteiler «Riesending» sogar in den Alpen.
Hallo Frau Altenberger. Haben Sie damals die Geschichte um den verunglückten Höhlenforscher in den bayrischen Alpen mitbekommen? Die Geschichte wurde ja in allen Zeitungen ausführlich behandelt. Wie viel wurde für das neue Film-Projekt fiktionalisiert?
Ich habe damals am Fuße des Untersbergs gewohnt, kann mich also noch gut erinnern. Vor allem die unerträgliche Diskussion darüber, wie viel ein Menschenleben wert ist, ist mir in Erinnerung. Selbstverständlich ist jedes einzelne Leben unbezahlbar!
Wie viel ganz genau fiktionalisiert wurde, müsste man die Drehbuchautoren fragen, da steckt man als Schauspielerin ja nicht im Detail drinnen. Soweit ich weiß, behandeln wir die Geschichte aber schon sehr realitätstreu.
Nun hat der Bayerische Rundfunk mit Ihnen einen Zweiteiler namens «Riesending» gedreht. Wie muss man sich die Dreharbeiten vorstellen?
Wochenlang in Höhlen, morgens rein, manchmal erst abends wieder raus, Tage ohne Sonnenlicht, permanente Dunkelheit, immer ist alles nass, es hat zwischen 1 und 8 Grad. Viele Stunts, die wir alle selbst gemacht haben, hochemotionale Improvisationen zwischen perfekt durchdachten Drehbuchszenen. Und abends ein Glas Weißwein an der kroatischen Adria. Also wenn Sie mich fragen – viel besser geht’s nicht!
In einer Höhle herrschen ja nicht so tolle Lichtverhältnisse, auf dem Berg ändert sich das Wetter recht schnell. War die Produktion eine Herausforderung?
Bezüglich Licht in der Höhle war es wahnsinnig speziell. Teils war der Dreh so dokumentarisch gehalten, dass unsere Helmlampen die einzige Lichtquelle waren. Das bedeutet auch, dass man neben Abseilen an der Felswand und dem eigenen Spiel man auch noch das Licht für die Kollegin macht. Wenn ich sie nicht entsprechend anleuchte, steht sie im Dunkeln. Grundsätzlich mag ich das Drehen in Extremen. Der Berg und die Höhle haben unseren Drehplan diktiert. Da hätten wir im Kreis hüpfen können, wenn das Gewitter kommt, heißt es Abbruch und ab in die Hütte!
Sie durften auch mit einem Helikopter drehen? Sind solche großen Geräte eine besondere Herausforderung?
Ich war in meinem Leben noch nie so nah an Helikoptern und war zuvor auch noch nie damit geflogen. Jetzt weiß ich, was ein „Downwash“ ist… Wenn der Helikopter landet und startet ist der Wind so stark, dass die Wangen flattern und man kein Wort herausbringt. Manchmal muss man sogar aufpassen, dass es einen nicht einfach wegfegt. Manche Szenen sehen in Slowmotion bestimmt sehr lustig aus…
Auch schon «Wild Republic» wurde in den Alpen gedreht. Waren die Produktionsumstände ähnlich?
Ich bin jetzt auf jeden Fall Europas erfahrenste Höhlen-Schauspielerin. «Wild Republic» war ein anstrengender Dreh, aber gegen die Dreharbeiten zu «Riesending», war es fast schon ein Spaziergang. Bei «Wild Republic» hatten wir Teile der Höhle in Studio nachgebaut, das bringt natürlich manche Erleichterung. Drehen in den Bergen passt irgendwie generell zu Schauspiel. Schauspiel hat für mich mit sehr, sehr hoher Konzentration zu tun. Das ganze Team ist mucksmäuschenstill, niemand bewegt sich, wenn die Szene mal läuft. Und auch emotional ist es Hochleistungssport, sich in einen Zustand zu bringen, in dem man grade natürlicherweise nicht wäre, und der oft ja auch wirklich einen Ausnahmezustand darstellt. Und da helfen die Berge: Man muss noch genauer auf jeden Schritt aufpassen, die Umgebung per se aufmerksam wahrnehmen. Und die Natur an sich stellt eine Mitspielerin dar, die ihre ganz eigenen Inputs liefert.
«Riesending» läuft als Zweiteiler an einem Abend. Erhoffen Sie sich große Zuschauerzahlen? Gibt es ein Quotenziel?
Sie werden verstehen, dass ich als Schauspielerin nicht in Zahlen oder Quoten denke, gar nicht so denken möchte. Wenn ich das anfange, kann ich meinen künstlerischen Beruf an den Nagel hängen.
Sie drehen seit knapp zehn Jahren Serien und Filme. Welches Projekt ist Ihnen im Gedächtnis geblieben?
Riesending wird auf jeden Fall in 10 Jahren auch noch dazugehören. Es war wirklich ein einmaliger Dreh. Ansonsten Fall noch die Dreharbeiten zu den beiden Kinofilmen «Me, We» auf Lesbos und zu «Die beste aller Welten» in Salzburg.
Sie haben vor Kurzem Ihren letzten «Polizeiruf 110» gedreht. Warum haben Sie das Münchener Team verlassen?
Aufhören, wenn‘s am schönsten ist... Ich bin so wahnsinnig gerne unterwegs, habe nicht das Bedürfnis, jetzt schon irgendwo anzukommen. Und nach vier erfüllenden Jahren als Bessie Eyckhoff hat es sich richtig angefühlt, sie loszulassen.
Sie sind zusammen mit Arash T. Riahi Präsidentin der Akademie des Österreichischen Films. Wie sehen Ihre Aufgaben aus?
Wir repräsentieren den österreichischen Kinofilm nach innen, also branchenintern, und nach außen. Im Grunde genommen veräußern wir unsere Liebe zum österreichischen Kino noch vehementer als vorher ohnehin schon.
Der Spielfilm «Corsage» von Marie Kreutzer geht für Österreich ins internationale Oscar-Rennen. Wie weit wird der Spielfilm kommen?
Er wird natürlich gewinnen. Marie Kreutzer ist mutig und genial!
Danke für Ihre Zeit!
Das Erste strahlt «Riesending – Jede Stunde zählt» am Mittwoch, den 28. Dezember, um 20.15 Uhr aus.
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