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Jana Wosnitza: ‚Darts bringt die Leute zusammen‘

Im Vorfeld der Darts-Weltmeisterschaft in London sprach Quotenmeter mit der Sport1-Journalistin.

Jetzt steht wieder die Darts-Weltmeisterschaft in London an. Gibt es im Vorfeld schon Titelfavoriten und für wen fiebern Sie mit?
Wenn man über Titelfavoriten spricht, kommt man an den Top 3 der Weltrangliste nicht vorbei, wobei ich hier Michael van Gerwen in der Pole Position sehen. Nicht nur, weil er die meisten Major- Titel in diesem Jahr sammeln konnte, sondern vor allem, weil er sein Formtief überwunden hat. Ich habe das Gefühl, er will es sich selbst noch mal beweisen und das macht ihn enorm gefährlich. Mein Titelfavorit in diesem Jahr ist aber Michael Smith. Sein erster Major-Titel im November könnte für ihn eine Art Brustlöser bedeuten und sein Spiel bei der WM auf ein neues Level heben.

Die Weltmeisterschaft im Alexandra Palace in London erstreckt sich vom 15. Dezember bis 3. Januar. Haben Sie auch Zeit, mit Freunden und Familie Weihnachten oder gar Familie zu feiern? Oder erleben Sie die Zeit nur in London?
Ich liebe London zur Weihnachtszeit, aber die Weihnachtstage sind dann doch Familienzeit. Da geht es für unser Team ab nach Hause: Zeit mit den Liebsten verbringen, viel essen und dann mit vollgeladenen Akkus wieder zurück nach London. Das machen im Übrigen auch die meisten Spieler so. Über Silvester wiederum bleiben wir vor Ort. Aber New Year‘s Eve in London – da könnte ich mir durchaus schlechteres vorstellen.

Wie hat die Stimmung im Ally Pally unter Corona-Bedingungen gelitten?
Die Atmosphäre ist einmalig. Es ist vor Ort natürlich alles viel kleiner als es im TV aussieht. Aber das macht es auch aus: Die Stimmung ist dadurch oft aufgeheizt, es liegt dauerhaft eine Spannung in der Luft und die Verbindung zwischen Publikum und Spielern auf der Bühne reißt nie ab.

Ohne die Fans im „Ally Pally“ wäre die Darts-WM nicht das, was sie ist und was sie ausmacht: Den einen Spieler treibt das zu Höchstleistungen an und den anderen lässt es wiederum nicht zu seinem Spiel finden. Entsprechend freut es mich umso mehr, dass nach zwei Jahren Pandemie alles wieder beim Alten ist.

Für Darts muss man jetzt nicht so körperlich fit sein wie für die Fußball-Bundesliga. Ist der Sport deshalb so beliebt, weil Ihn jeder ausüben kann?
Das spielt auf jeden Fall eine Rolle. Je nahbarer und greifbarer eine Sportart ist, desto mehr Menschen können sich damit identifizieren. Es braucht nicht viel, um sich selbst mal im Darts auszuprobieren: Drei Pfeile und ein Dartboard. Ein weiterer Faktor, der diese Sportart so attraktiv macht, ist meiner Meinung nach, dass Darts gesellig ist. Nicht selten höre ich sogar von Profisportlern aus anderen Sportarten wie Fußball, dass in den Trainingsräumen auch eine Dartscheibe hängt. Darts bringt die Leute zusammen und bringt einen auf andere Gedanken.

Das Preisgeld der Darts-Weltmeisterschaft ist gewaltig: 2,5 Millionen Pfund bekommen die Gewinner ausbezahlt (500.000 Pfund an Platz 1). Ist das ein Anreiz für viele Menschen, sich im Pub mit den Pfeilen auszuprobieren?
Das glaube ich nicht. Grundsätzlich bin ich davon überzeugt: Wenn es deine primäre Intention ist, viel Geld zu verdienen, wirst du es schwer haben, die absolute Top-Riege zu erreichen. Das gilt nicht nur für Darts. An erster Stelle sollte immer die Leidenschaft für die Sache stehen, erst dann hast du das Potenzial, wirklich Weltklasse zu werden. Und diese Weltklasse braucht es, um dann auch in entsprechende finanzielle Dimensionen vorzustoßen.

Haben Sie spezielle Ausflüge in London geplant? Besuchen Sie beispielsweise das Grab der Queen in der St. George’s Chapel?
Erfahrungsgemäß bleibt für Freizeitausflüge in London tatsächlich wenig Zeit. Über Silvester kommt in diesem Jahr mein Bruder nach London. Dann werden wir den 31. Dezember ganz sicher für etwas Sightseeing nutzen 😀

Kommen wir zurück nach Deutschland: Sie wuchsen in Köln auf, studierten in Mannheim. Gibt es Gemeinsamkeiten, gibt es krasse Unterschiede?
Köln ist eine Großstadt mit über einer Millionen Einwohnern. In Mannheim ist es alles etwas kleiner und überschaubarer. Das ist bestimmt der größte Unterschied. Ich bin damals mit 18 Jahren ausgezogen, um dort zu studieren und hab mich auf Anhieb sehr wohl gefühlt, auch weil es eben nicht allzu groß und damit auch nicht so anonym ist. Eigentlich eine perfekte Studentenstadt. Dazu war es etwas ganz Besonderes, ein Schloss seine Uni nennen zu dürfen. Die Atmosphäre dort ist schon exklusiv. Und mein Highlight: Die Stadt besteht aus Quadraten, benannt nach Buchstaben und Zahlen. Ich habe damals in B1 gewohnt. Perfekt für Menschen mit schlechtem Orientierungssinn.
Dort habe selbst ich mich zurechtgefunden.

Sport1 vertraut Ihnen: Sie sind bereits seit über einem Jahr als Co-Moderatorin beim
«Doppelpass» tätig und bekamen diese Saison auch «Countdown Doppelpass» angeboten.

Um es sportlich auszudrücken: SPORT1 ist mein Heimatverein – und das wird auch immer so bleiben. Hier hat man mir damals das Vertrauen geschenkt und den Quereinstieg in den Sportjournalismus durch ein Volontariat ermöglicht. Den Weg, den ich bislang als Moderatorin gegangen bin, habe ich zu großen Teilen SPORT1 zu verdanken. Und das Vertrauen möchte ich durch gute Leistungen zurückzahlen, das ist in jeder Sendung mein Antrieb.

Sie pflegen Ihren Instagram-Account mit aufwändigen Fotos und Videos. Wie viel Zeit stecken Sie in diese Arbeit?
Ich sehe mich als Sportjournalistin, nicht als Influencerin. Diese Abgrenzung ist mir persönlich auch sehr wichtig, damit die Grenzen in der Wahrnehmung hier nicht verschwimmen. Trotzdem spielt Social Media in unserer Branche eine entscheidende Rolle. Reichweite ist auch eine Form der Währung, die wir als Moderatoren mitbringen. Primär versuche ich auf Instagram, den Leuten etwas zu zeigen, was sie im TV nicht sehen: „Behind the Scenes“-Eindrücke beispielsweise, zum Teil auch Privates. Hier halte ich es persönlich wie im Darts: ich möchte nahbar sein, authentisch und ehrlich. Die Jana vor der Kamera im TV und die Jana hinter der Kamera sollen sich im Optimalfall nicht unterscheiden. Das ist der Weg, den ich für mich über die letzten Jahre gewählt habe.

Beruflich pendeln Sie zwischen Köln und München. Wie viel Bayern steckt inzwischen in Ihnen?
Es hat zugegebenermaßen lange gedauert, aber mittlerweile fühle ich mich auch in München richtig wohl. Ich hatte anfangs Schwierigkeiten, in München anzukommen. Mittlerweile bezeichne ich aber beide Städte als mein zu Hause und sehe es so: Ich genieße den Luxus, das Beste aus beiden Städten in meinem Leben zu vereinen. In München an freien Tagen mal ein Ausflug an den See oder im Winter eine Runde Ski fahren, in Köln genieße ich meistens die Zeit mit Familie und Freunden. Und mal ganz ehrlich: zu Oktoberfest UND Karneval sage ich auch nicht nein.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Sport1 überträgt die Darts-Weltmeisterschaft ab Donnerstag, den 15. Dezember.
14.12.2022 11:57 Uhr Kurz-URL: qmde.de/138802
Fabian Riedner

super
schade


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Doppelpass Countdown Doppelpass

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