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Tobi Baumann: ‚Den Sport mit sehr viel Sportfalt und Liebe annähern‘

Neben der Darts-WM startet auch Sky die zweite Staffel von «Die Wespe». Wir sprachen mit ihm über das Thema Darts.

Hallo Herr Baumann! Am 15. Dezember 2022 setzt Sky die Eigenproduktion «Die Wespe» mit neuen Folgen fort. Zeitgleich startet die Darts-Meisterschaft in London. Fans von guter Unterhaltung haben ein Entscheidungsproblem…
Das sehe ich überhaupt nicht so, und die Zuschauer haben in der ersten Staffel auch sehr eindeutig bewiesen, dass beides sich sehr, sehr gut ergänzt. Die erste Staffel startete auch rund um die Darts-WM und war ein riesiger Erfolg sowohl bei Darts-Enthusiasten als auch bei Serienguckern, die bisher noch nicht so mit dem Dartsport in Berührung gekommen sind.

Die eingefleischten Dartfans wissen sehr zu würdigen, dass wir den Sport und die Welt drumherum ernst nehmen und uns der Sache mit sehr viel Sorgfalt und Liebe nähern. Serienfans, die bisher nicht so viel Berührung mit diesem Sport hatten bekommen eine skurrile Subkultur mit unheimlich liebevoll beobachteten Figuren zu sehen und werden hervorragend unterhalten. Vielleicht schaut ja der ein oder andere aufgrund der Wespe auch mal in eine echte Dartübertragung rein? Also ich würde sagen, das ist ein onehundredandeighty für beide Seiten.

Verfolgen Sie eigentlich die Darts-Weltmeisterschaft?
Die Faszination dieses Sports ist durchaus mit der Arbeit an der Serie gewachsen. Ich bin überzeugt, dass man eine Sache ernst nehmen muss um sich ihr komödiantisch zu nähern.

Deshalb habe ich mich im Vorfeld natürlich auch ein bisschen in diesen Sport „reingearbeitet“. Wir hatten beim Dreh auch einigen Kontakt zur echten Darts-Welt. Den Pros zuzuschauen, wie sie mal eben als Doubles unserer Schauspieler für die Close Ups in kürzester Zeit die richtigen Scores werfen war schon sehr beeindruckend.

Wir haben in dieser Staffel sogar den ein oder anderen internationalen Gaststar, der ziemlich weit oben in der Weltrangliste zuhause ist. Und natürlich adelt auch die deutsche Stimme des Darts, Elmar Paulke, wieder unsere Serie. Dank Eddie & Manu Frotzke weiß ich mittlerweile, was professionelles Darts für ein spannender und nervenaufreibender Sport sein kann und werde sicher das ein oder andere Match schauen und mitfiebern. Vielleicht trage ich dabei sogar ein Huhn als Mütze.

Können Sie unseren Lesern kurz erläutern, was die Sky-Zuschauer in den kommenden Wochen erwarten können?
Eddie musste am Ende der letzten Staffel einen herben Rückschlag einstecken und hat eine nicht ganz freiwillige Auszeit vom Dartsport und der Freiheit genommen. Dazu musste er noch einen weiteren tragischen Schicksalsschlag hinnehmen. Aber er tut alles, um zurück auf die Siegerstraße zu gelangen und auch seine Frau Manu zurückzugewinnen. Dabei muss er natürlich wieder einige Hindernisse überwinden, von denen er an einigen selbst nicht ganz unschuldig ist.

Aber für eine Wespe ist das Colaglas immer halbvoll. Eddie wird sich mit einer gemeinen Bewährungshelferin rumschlagen, zusammen mit Kevin an illegalen Dartturnieren der Unterwelt teilnehmen und gegen die Wettmafia kämpfen. Ob Eddie endlich eins mit dem Pfeil und eins mit dem Universum wird… wir werden sehen.

Gaumont meldete Plagiatsvorwürfe an.
Zu dieser Sache kann ich gar nichts sagen. Ich bin ja auch jetzt in der zweiten Staffel erst zur «Wespe hinzugestoßen». Den Film habe ich nie gesehen.

Ich habe zahlreiche Projekte geschaut, die Sie umgesetzt haben. «Ladykracher», «LiebesLeben» oder «Zwei Weihnachtsmänner» - das hat mir gefallen. Wie sind Sie eigentlich bei Comedy gelandet?
Ich bin in den 90ern selbst mit meinem Freund André Dietz mit Comedy aufgetreten als das noch unter „Kleinkunst“ lief. Ralf Günther, der heute noch Chef des Cologne Comedy Festivals ist, holte mich dann als Oneliner-Autor für die «RTL Nachtshow» und die «Harald Schmidt Show» zum Fernsehen und ich wurde von Anfang an Teil des Teams der «Wochenshow». Dort hatte ich die Chance, sowohl das Comedy- als auch das Fernsehhandwerk zu lernen und bin zusammen mit Leuten wie Bastian Pastewka und Anke Engelke im Fernsehen (auf)gewachsen. Dort fing alles an, dort wurde ich Regisseur, und von dort aus sind wir teilweise über viele Jahre zusammen losgezogen um lustige Filme, Serien und Sketchformate zu machen. Ich bin sehr dankbar, dass ich von Anfang an Comedy auf diesem hohen Niveau mitgestalten konnte.

Ich liebe die Arbeit an gut beobachteten Figuren und Situationen die Menschen zum Schmunzeln und zum Lachen bringen. Wichtiger denn je finde ich dabei aber auch Haltung und ehrliche Emotionen. Nur wenn wir die Figuren ernst nehmen und lieben können wir auch über sie lachen ohne uns über sie lustig zu machen.

2012 stellten sie für TNT Serie (heute WarnerTV Serie) das Kammerspiel «Add a Friend» her. War die Produktion mit solch wenigen Mitteln ein Problem?
«Add A Friend»war damals als erste Serie im Pay-TV ein Projekt mit ziemlichem Pioniercharakter. Einerseits gab es ein mutiges und außergewöhnliches Konzept für eine Dramedy, andererseits natürlich noch eine gewisse Vorsicht, die sich auch in einem überschaubaren Budget darstellte. Wir haben aus dieser Not eine Stärke der Serie gemacht und mit unkonventionellen Mitteln aber trotzdem einem hohen Anspruch an uns selbst das Ding durchgezogen.

Manchmal entsteht aus solchen Voraussetzungen ja auch eine Kraft. Das war bei «Add A Friend» sicher der Fall.

Die Resonanz war zumindest bei der ersten Staffel riesig. Zuletzt wurde es aber dann leiser. Oder täuscht mich mein Eindruck?
Wir haben für die erste Staffel einen Grimme Preis und sehr viel Lob bekommen. Leider musste ich in der zweiten Staffel dann das Projekt verlassen, da ich mit «Gespensterjäger auf eisiger Spur» ein sehr aufwändiges internationales Kinoprojekt übernommen hatte. Die Serie war auch nur auf einen begrenzten Zeitraum angelegt und hat für TNT bzw. Warner den Weg für ihre mutigen und hervorragenden weiteren Projekte geebnet.

Für den «Eurovision Song Contest» in Düsseldorf waren Sie für die Ankündigungs-Teaser verantwortlich. Blicken Sie gerne auf diese riesige Show zurück?
Ich habe diese sogenannten „Country Postcards“ damals konzipiert und umgesetzt. Das war eine tolle Arbeit an die ich mich sehr gern erinnere. Zum einen war es nochmal eine völlig andere Art des Filmemachens, denn wir sind ein halbes Jahr mit einem sehr kleinen eingeschworenen Team durch Deutschland gereist um dokumentarische Portraits an den unterschiedlichsten Schauplätzen zu drehen. Andererseits war das eine Riesenshow und werde ich wohl nie wieder auf einen Schlag so viele Zuschauer weltweit mit etwas erreichen, was ich mir ausgedacht und gedreht habe. Ich glaube das haben damals ca. 70 Mio. Menschen gesehen

Ihr Netflix-Projekt «ÜberWeihnachten» wurde von den Veranstaltern beim Comedy-Preis zurückgezogen. Waren Sie sauer, dass eine Vorverurteilung von Luke Mockridge vorgenommen wurde und die Gesamtleistung somit nicht gewürdigt wurde?

Zuerst einmal bin ich nach wie vor sehr stolz auf diese Miniserie, die ich neben der Regie auch mitgeschrieben und produziert habe. Und es war natürlich sehr schön, dass diese vom Comedypreis nominiert wurde.

Als die öffentliche Diskussion um Luke jedoch im Vorfeld der Verleihung sagen wir mal „eskalierte“, haben wir Macher uns proaktiv mit den Veranstaltern des Comedypreises zusammengesetzt. Und weil wir es einfach vermeiden wollten, dass die tolle Arbeit eines wundervollen Ensembles und aller Kreativen durch die Diskussion um einen Einzelnen in eine Art Sippenhaft genommen wird und um die Mitwirkenden und letztlich auch unsere Arbeit zu beschützen, haben wir gemeinsam entschieden diese Nominierung zurückzuziehen. Klar schmerzt es, dass wir die Anerkennung unserer Arbeit nicht ernten konnten, aber «ÜberWeihnachten» bleibt ein wunderschönes Projekt und ist übrigens auch in diesem Jahr wieder vor Weihnachten auf Netflix zu sehen.

Auch an «Faking Hitler» waren Sie als Regisseur beteiligt. Kann man RTL in den letzten Jahren als innovativ bezeichnen?
Die Arbeit an «Faking Hitler» war ein großes Glück. Was in jedem Fall sehr innovativ war, war der Umstand dass wir diese Serie auf recht außergewöhnliche Art produziert haben. Aufgrund des sehr engen Timings unserer Hauptdarsteller haben wir Regisseure früh gemeinsam mit RTL und UFA entschieden, unsere jeweils drei Folgen parallel mit zwei kompletten Teams zu drehen. Das war eine logistische Meisterleistung und hatte eine sehr intensive Arbeit zwischen meinem Freund Wolfgang Groos und mir zur Folge, wie sie sonst unter Regisseuren selten passiert.

Dass dies am Ende noch mit zwei Fernsehpreisen ausgezeichnet wurde zeigt durchaus, dass sich der Mut auch seitens RTL wohl gelohnt hat. Ich glaube schon, dass dieser Stoff in dieser Konstellation zu den innovativeren Entscheidungen des letzten Jahres bei RTL gehört. Noch innovativer wäre es vielleicht gewesen, die Serie auch an prominenterer stelle bei RTL linear auszustrahlen statt bei VOX auf einem nicht ganz so dankbaren Platz.

Aber ich bin grundsätzlich froh, dass alle am Markt sich mittlerweile auch in der Unterhaltung für eine gewisse Qualität entschieden haben und wir uns gemeinsam weiterentwickeln.

Am Ende möchte ich wissen: Wie verbringen Sie Ihr Weihnachtsfest?
Nach einem wieder einmal verrückten und arbeitsreichen Jahr verbringe ich die Feiertage mit meiner Familie. Wir schauen natürlich «Love Actually» und ein paar andere Klassiker, spielen "Stadt, Land, Verbrechen, Todesursache“ und ich tanke Kraft für einen tollen Kinofilm, den ich Anfang des Jahres drehen werde.

Ich wünsche viel Spaß!

Die zweite Staffel von «Die Wespe» kann ab Donnerstag, den 15. Dezember, bei Sky gestreamt werden.
14.12.2022 11:50 Uhr Kurz-URL: qmde.de/138755
Fabian Riedner

super
schade


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